Münchner Kunstsammler:Meistens vernünftig

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Karsten Schmitz will sich nicht auf eine Richtung festlegen. (Foto: Robert Haas)

Karsten Schmitz will sich nicht auf eine Richtung festlegen

Eigentlich, so sagt Karsten Schmitz, sammle er keine Kunst, sondern Momente. Wenn er etwas Schönes erlebe, wolle er das festhalten. Schmitz ist Gründer und Vorsitzender der Kulturstiftung "Federkiel", die zeitgenössische Kunst fördert. Die Stiftung vergibt Reisestipendien, finanziert Ausstellungen oder Ausstellungskataloge, begleitet Künstler auf ihrem Weg zu beruflichem Erfolg. So wie Leonie Felle beispielsweise, deren Fotografien verschiedener Böden jetzt an der Wand einer Espressobar hängen, in der Schmitz gern Kaffee trinkt (Foto). Natürlich kommt der Kunstliebhaber Schmitz da ständig in Versuchung, selbst etwas zu kaufen. Er ist nicht festgelegt, er kauft Fotografien, Skulpturen, Gemälde, Design. Was immer es eben ist, das ihn anspricht. "Unter dem Stichwort sammeln verstehe ich einen Anspruch auf Vollständigkeit", sagt er, "das trifft auf mich definitiv nicht zu. Ich habe eher eine Ansammlung als eine Sammlung." In seinem Flur beispielsweise hängt eine Fotografie des Schweizer Künstlers Beat Streuli. "Wenn man in unsere Wohnung kommt", sagt Schmitz, "läuft dir eine Frau in Tokio mit einem Kind an der Hand entgegen." Den Küchentisch, an dem er mit seiner Familie isst, hat Anton Henning gemacht, es ist an jedem Platz ein Gericht auf die Tischplatte gemalt. Schmitz erinnert sich, wie Henning einst auf einer Kunstmesse etwas kochen sollte. Doch statt ein Menü zuzubereiten, habe er einfach die Tischplatte bemalt. Schmitz war entzückt, das Objekt musste er haben. "Da war der tolle Moment mit dem Künstler und ein Objekt, das mich immer daran erinnert - und das auch an einem anderen Ort funktioniert." Überhaupt findet Schmitz, dass man "mit Kunst leben können" muss. Übertriebene Schutzmaßnahmen mag er nicht.

Angefangen hatte bei Karsten Schmitz alles kurz nach der Wende. Er hatte gerade die Stiftung gegründet und war viel in Leipzig unterwegs, wo er den Künstler Käseberg kennenlernte. Er kaufte 1992 zwei seiner geometrischen Figuren aus Papier, "ich fand die inspirierend. Modern und frisch." Kunstmessen oder Auktionen besucht Karsten Schmitz eher zur Inspiration, er hat keinen Fahrplan, nach dem er seine Kunst erwirbt. Er handelt nach Bauchgefühl. Über finanzielle Obergrenzen will Schmitz nicht sprechen, er sagt nur: "Meist bin ich vernünftig". Seine Frau ist übrigens auch Kunstliebhaberin - hat aber ihre eigene Sammlung.

© SZ vom 24.10.2015 / clu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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