Münchner Flughafen:Neuer Weg zum nächsten Flug

Lesezeit: 1 min

Wegen neuer Sicherheitsvorschriften muss der Münchner Flughafen sein Terminal um eine Etage aufstocken.

Dominik Hutter

Auf neuen Wegen ins Terminal: Wer aus fernen Ländern nach München einschwebt, wandelt künftig eine Etage höher durchs Terminal 2 - der Flughafen hat das Gebäude für 60 Millionen Euro aufgestockt. Am heutigen Donnerstag dürfen erstmals Passagiere in den rund einen Kilometer langen Dachgang. Premierengäste sind die Insassen der Lufthansa-Frühmaschinen aus Shanghai und Hongkong. Mit dem neuen Oberstübchen kommt der Flughafen verschärften Sicherheitsanforderungen der EU nach.

Münchner Flughafen: Die Passagiere können nun nicht mehr direkt vom Flugzeug in die Hallen von Terminal 2 aussteigen. (Foto: Foto: Einfeldt)

Den Glasgang, der schöne Blicke auf das Treiben am Vorfeld ermöglicht, hat das Münchner Büro Koch und Partner entworfen - also dieselben Architekten, die schon für das Terminal selbst zuständig waren. Am Flughafen, das ist kein Geheimnis, war die Baumaßnahme sehr unpopulär - sie schafft für den immensen Aufwand nur sehr geringe Zusatzkapazitäten.

Notwendig wurde die neue Etage durch geänderte Bestimmungen der EU, die den Sicherheitskontrollen an sämtlichen außereuropäischen Flughäfen misstraut. Umsteiger müssen daher erneut abgetastet werden - und zwar bevor sie Kontakt mit anderen, bereits nach EU-Standards gecheckten Mitreisenden aufnehmen können. In München war es jedoch bislang üblich, ankommende Passagiere direkt vom Flugzeug in die Hallen von Terminal 2 aussteigen zu lassen. Erst durch den neuen Dachgang können sie nun streng separiert zur Sicherheitskontrolle oder direkt zu den Gepäckbändern geleitet werden. Im Behördenjargon gelten sie - wenig schmeichelhaft - als "unclean".

Betroffen sind sämtliche Passagiere, die aus einem Staat außerhalb der EU einreisen. Alle anderen gelten schon bei der Ankunft als "clean", da sie am Abflugort nach EU-Standards durchleuchtet wurden. Unter Experten ist die Brüsseler Regelung heftig umstritten. Denn unter "unclean" fallen qua Definition auch die durchaus ausgefeilten Kontrollen an den großen US-Flughäfen und sogar die am wohl bestbewachten Airport der Welt, dem Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv. Weniger skeptisch zeigt sich die Fachwelt hingegen bei Fliegern, die auf zweifelhaften Buschpisten gestartet sind. Die Zahl dieser Flüge hält sich allerdings in sehr engen Grenzen.

Da die EU-Anforderungen - mit wenigen Ausnahmen - den gesamten, inzwischen recht beachtlichen Interkontinentalverkehr betreffen, musste der Flughafen wohl oder übel zwölf der insgesamt 24Fluggastbrücken von Terminal2 aufstocken. Bis Ende April kommen vier weitere hinzu. Von den Ausnahmen profitieren übrigens Passagiere aus Island, Norwegen, der Schweiz und Singapur - sie sind schon in der Maschine "clean".

© SZ vom 15.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: