Münchner Anwälte gründen Currywurst-Catering:Jetzt geht's um die Wurst

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Drei Juristen wollen die Berliner Spezialität in der "Currywurst-Diaspora" und Weißwurst-Stadt München verbreiten. Und haben dabei recht eigene Vorstellungen.

Astrid Becker

Treffpunkt ist das Besprechungszimmer einer Münchner Anwaltskanzlei am Rindermarkt. Wo normalerweise über für den Außenstehenden trockene Materie wie Arbeits-, Steuer- oder Gesellschaftsrecht debattiert wird, geht es an diesem Tag um Saftiges. Genauer gesagt um das wahrscheinlich umstrittenste Imbissgericht Deutschlands: die Currywurst.

Thomas Keller, Sanjay Bakshi und Joachim Menz geht es um die Wurst. (Foto: Foto: oh)

Die Protagonisten heißen in diesem Fall Thomas Keller, Sanjay Bakshi und Joachim Menz. Sie haben Großes vor: Die drei Juristen haben den Catering-Service "Curry Sazske" gegründet und wollen nun München in eine Currywurst-Metropole verwandeln.

Nun ist es freilich nicht so, dass die Currywurst in dieser Stadt als exotische Delikatesse gilt, von der noch nie jemand etwas gehört hat. Vielmehr gibt es bereits seit längerem ernsthafte Bemühungen, den Münchnern die echte Currywurst näherzubringen: wie im Bergwolf (Fraunhofer Straße), im Workers Deli (Nymphenburger Straße) oder im Kiosk am Pavianberg (Tierpark), wo bereits eigens kreierte Würste samt Spezialsauce verkauft werden.

Eine Frage des Geschmacks

Doch nach Ansicht der drei Anwälte reicht das nicht: München sei eine "Currywurst-Diaspora", in der meist unter dem Namen Currywurst weiße und rote Rostbratwürste verstanden würden, die mit Industrieketchup übergossen und mit Currypulver dekoriert serviert werden, sagen sie. Als Keller, Bakshi und Menz während der Fußball-WM in Berlin unterwegs waren und bereits mehrere Würste verschlungen hatten, kam ihnen die zündende Idee: "Wer, wenn nicht wir, bringt München auf den echten Currywurst-Geschmack?"

Doch was genau ist der echte Geschmack? Ganz so einfach ist dies nicht zu beantworten: Denn über die Frage, wer die Currywurst erfunden hat und wie sie schmecken muss, streiten Hamburger, Berliner und Ruhrpottler seit Jahrzehnten.

Für die drei Juristen, die übrigens alle aus dem süddeutschen Raum kommen, gibt es jedoch nur eine Antwort: Als Anhänger der Berliner Fraktion heißt die Erfinderin dieses Fast-Foods Herta Heuwer. Eine Dame, die erstmals am 4. September 1949 an ihrem Imbissstand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Strasse eine gebratene Brühwurst mit einer Soße aus Tomatenmark, Worcestersauce und weiteren Gewürzen verkauft hat. Die Rezeptur für die Tunke ließ sie sich übrigens 1959 unter dem Namen Chillup patentieren.

Es versteht sich also von selbst, dass die Drei in Berlin mehrere hundert Würste und Saucen durchprobierten. Fündig wurden sie in Steglitz bei Mathias Mosgraber, einem Budenbesitzer, der seine Currywurst-Tunke selbst anrührt. "Das heißt: Er mischt nicht einfach diverse Fertigsaucen miteinander, sondern macht die Sauce komplett selbst", sagt Keller. Das wichtigste daran sei der "hohe Anteil an Tomatenmark". Mehr will er aber von der Rezeptur dieses Ketchups, den es nun auch in München gibt, nicht verraten.

"Die Leute wollen das Original"

Über Mosgraber kommen sie auch an die "richtige Wurst", wie sie sagen. Sie stamme von einem Berliner Fleischer, der sich auf die Herstellung von Currywürsten spezialisiert hat und dort "bestimmt 20 Buden mit jeweils auf sie abgestimmten Würsten beliefert." Auch die Münchner Metzger hätten eine gute Wurst herstellen können: "Nur die Leute wollen nun mal das Original, keine Kopie."

Das heißt: Eine Wurst aus Berlin, mit einem hohen Schweinefleisch- und einem geringen Wasseranteil: "Damit sie ihre Form behält ", sagt Keller und räumt gleich noch mit einer weiteren, hierzulande häufig zu hörenden Einschätzung auf: "Entgegen aller Gerüchte enthält die echte Currywurst keinen Curry." Der werde vielmehr nach dem Braten in "mindestens drei Millimeter Fett" - eine echte Currywurst dürfe auf keinen Fall gegrillt werden - auf die mit der Hand geschnittene Wurst gestreut. Erst danach dürfe die Wurst mit der Tunke übergossen werden.

Zu verkosten ist die Currywurst-Variante von Curry Sazske derzeit nur im Catering-Bereich: "Wir wollen damit unseren Namen bekanntmachen. Geliefert und zubereitet vor Ort wird ab einer Bestellmenge von 150", sagen die Currywurst-Missionare, die die Münchner jedoch zudem noch zu einer Currywurst bekehren wollen, die hier, anders als in Berlin, noch kaum bekannt ist: "Die ohne Darm", sagt Keller. Es gebe bereits Leute in dieser Stadt, die sie getestet hätten und schwörten, sie sei noch besser als die gewöhnliche mit Darm.

Das Idee könnte Erfolg haben. Curry Sazske hat sein unternehmerisches Ziel, bis zum Jahresende für fünf Veranstaltungen gebucht zu sein, erreicht. Und schon jetzt haben die drei, die auch weiterhin im wirklichen Leben als Anwälte arbeiten wollen, einen neuen Plan: Sie wollen "baldmöglichst" eine eigene Imbissbude eröffnen. Die Suche nach einem passenden Objekt läuft bereits.

© SZ vom 14.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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