München sucht Erzieher:Günstige Miete garantiert

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Mit einem Schnupperwochenende will die Stadt Erzieher nach München locken und versucht dabei, vor allem mit ihrer Lebensqualität die Konkurrenz auszustechen.

Sven Loerzer

München geizt nicht mit seinen Reizen, um Erzieherinnen in die bayerische Landeshauptstadt zu holen. Die Stadtverwaltung hat dazu eigens ein Lockangebot entwickelt - ein Schnupperwochenende mit vielen Vergünstigungen unter dem Motto "München entdecken".

Nicht nur mit einladenden Gesten und flotten Sprüchen, sondern mit Schnupperwochenenden wirbt München um die dringend benötigten Erzieher, damit die vielen neuen Krippen auch eröffnet werden können. (Foto: Foto: dpa)

Mit Plakaten in ganz Bayern, über Infoscreen auch in weiteren deutschen Städten und in Briefen an die einschlägigen Fachakademien "rühren wir die Werbetrommel", sagt Isolde Schwarz-Krieger vom Personal- und Organisationsreferat der Stadt. Der Bedarf ist angesichts des rasch voranschreitenden Ausbaus der Kinderbetreuung enorm: "Bis 2011 müssen wir 1300 Mitarbeiter einstellen, um ausreichend Personal für die neuen Einrichtungen zu haben." Die Kampagne wirkt: "Von November bis Januar sind schon 141 Bewerbungen eingegangen, fünfmal so viele wie ein Jahr zuvor", sagt Schwarz-Krieger.

Neben dem München-Wahrzeichen der zwei Türme der Frauenkirche buhlen zwei fröhliche Kindergesichter mit dem Slogan "Meine Zukunft, deine Chance!" um die Gunst auswärtiger Erzieher. Dabei setzt die Stadt ganz selbstbewusst auf die "weichen" Standortfaktoren: "Die Menschen zieht es in den Süden: Viele junge Familien leben hier in München, in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands", heißt es in dem Flyer. "Sie schätzen die Nähe zu den Bergen und Seen, die lebendigen, authentischen Wohnviertel, aber auch die Urbanität und den Puls der Zeit, der hier schlägt."

Da die Gehälter im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bundesweit festgelegt sind, versucht die Stadt nicht nur mit der München-Zulage, sondern vor allem mit ihrer Lebensqualität die Konkurrenz auszustechen: "München ist eine der schönsten Städte der Welt - manche sagen sogar: die schönste. Das Tor zum Süden lockt mit mildem Klima, lebensfrohen Menschen und einem unvergleichlichen kulturellen Angebot." Derzeit garantiert Schwarz-Krieger Bewerbern sogar, dass sie innerhalb von drei Monaten eine Wohnung zum Quadratmeterpreis von acht bis neun Euro erhalten.

Angesichts ihrer 450 Kinderbetreuungseinrichtungen mit insgesamt 5000 Mitarbeitern kann die Stadt nicht nur mit einer ungeheuren Vielfalt unterschiedlicher Konzepte aufwarten, sondern auch auf eine qualifizierte Fachberatung und ein umfassendes Fortbildungsangebot verweisen. Vom ersten Schnupperwochenende ließen sich 31 potentielle Bewerber anlocken, fünf weitere Wochenenden sind bereits terminiert, das nächste vom 20. bis 22. März (Anmeldung unter www.muenchen.de/erzieher-in oder Telefon 089/23323300).

Die Wochenenden beginnen jeweils am Freitag mit einem Info-Abend im Pädagogischen Institut, danach treffen sich die Teilnehmer im Hofbräuhaus. Am Samstagvormittag öffnen extra zwei Kindertageseinrichtungen. Wer von außerhalb des Münchner S-Bahn-Gebiets kommt, kann in ausgewählten Hotels bis zu 25 Prozent günstiger nächtigen und bekommt noch einen Verzehrbon sowie zwei Einkaufsgutscheine im Wert von jeweils fünf Euro, dazu freien Eintritt im Tierpark und im Stadtmuseum sowie eine kostenlose Stadtführung.

Die Teilnehmer eines Kurses für russlanddeutsche Pädagogen aus ganz Bayern, die sich am Institut für Jugendarbeit in Gauting auf die deutsche Erzieher-Prüfung vorbereiten, sind jedenfalls "total begeistert", berichtet Kursleiterin Annette Sunderer. "Einige überlegen sich, schon ihr Berufsanerkennungsjahr bei der Stadt zu absolvieren." Andere Orte schauten deshalb neidisch auf München.

© SZ vom 27.02.2009/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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