München: Rentner gesteht Tötung einer Katze:"Da bin ich halt ausgerastet"

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Sie fordern lebenslange Haft oder gar die Todesstrafe: Zum Prozess um eine misshandelte und getötete Katze demonstrieren aufgebrachte Tierschützer vor dem Gerichtsgebäude. Der Besitzer der Tieres erscheint jedoch nicht zu dem Termin. Der Angeklagte gesteht indes die Tat.

Die Stimmung ist aufgeheizt - schon mehr als eine Stunde bevor der mutmaßliche "Katzenhasser" von Moosach, Ernst Bernhard K., am Donnerstag vor dem Amtsgericht München erscheinen muss. "Höchststrafe für den brutalen Tierschänder", fordern Tierschützer bei einem Demonstrationszug zum Gerichtsgebäude. "Appell an den Richter, setzen Sie ein Zeichen zum Schutz der Tiere", heißt es auf einem anderen Plakat. Eine Demonstrantin reckt das auf einem Holzkreuz montierte Bild eines schwarzen Katers in die Luft.

Vor dem Münchner Amtsgericht haben sich Tierschützer versammelt, um gegen den "Katzenhasser" von Moosach zu demonstrieren. Der Mann hatte eine Katze gequält und umgebracht. (Foto: dpa)

Tatsächlich hatte der Fall des Weihnachten 2010 zu Tode gequälten Katers "Rocco" weit über München hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Nachdem bekanntgeworden war, dass ein Tierquäler den Kater zu Tode gequält hatte, hatten aufgebrachte Bürger den betroffenen Münchner Stadtteil Moosach mit Plakaten zugekleistert.

Auch zu Prozessbeginn finden sich wieder rund 50 Tierschützer zusammen. "Ich bin der Meinung, jeder, der ein Tier ermordet, gehört auch ermordet", empört sich Ursula Brigitte Randl. "Die Höchststrafe von drei Jahren reicht nicht - ich würde ihn lebenslänglich einsperren!"

Schon eine Dreiviertelstunde bevor der Verhandlungssaal aufgesperrt wird, drängeln sich Dutzende Neugierige davor. Als alle Plätze besetzt sind, steht immer noch eine Traube von Zuschauern vor der Tür, die den Rentner zusammen mit den Glücklichen, die einen Platz ergattert haben, mit lauten "Buh"- und vereinzelten "Pfui"-Rufen empfangen. Die Stimmung lädt sich weiter auf, als dieser zum Schutz vor dem Blitzlichtgewitter eine dunkle Sonnenbrille aufsetzt. Seine Tat zu verschleiern, versucht der 74-Jährige dagegen nicht: "Ich hab' sie ertränkt", gibt er zu. "Warum, weiß ich selber nicht. Für die Katze tut's mir leid, aber ich kann's nicht mehr rückgängig machen."

In den 14 Tagen vor der Tat hätten Katzen drei Amseln in seinem Garten getötet, sagt der Rentner. Als er die später getötete Katze in seinem Keller entdeckt habe, habe er zunächst vergeblich versucht, sie zu verscheuchen. Danach habe er eine Marderfalle mit Katzenfutter als Köder aufgestellt. Tatsächlich habe er das Tier am nächsten Tag darin entdeckt. Seinen Plan, die Katze an einem Parkplatz auszusetzen, habe er wieder verworfen und sie stattdessen mitsamt der Falle in eine mit Wasser gefüllte Tonne geworfen. Als sie nach fünf Minuten immer noch gelebt habe, habe er sie mit einem Wasserschlauch traktiert.

Schilderungen, die Zuhörer ebenso wie der Richter zunächst nicht fassen können. "Wie kann man so reagieren? Ich verstehe das nicht", sagt der Richter. Eine Zuhörerin bricht in lautes Schluchzen aus, als der Angeklagte die Qualen der Katze schildert. Von den Schmerzensschreien der Katze alarmiert, hatten Nachbarn des Rentners die Polizei alarmiert. "Das hat mich natürlich nervös gemacht, ich bin in Panik gekommen", schildert der Angeklagte die Ereignisse. "Die Katzen haben die Vögel gefressen, die Gelegenheit war auch da, da bin ich halt ausgerastet."

Entgegen der Aussage des Rentners, die Katze erst einen Tag vor der Tat in seinem Keller entdeckt zu haben, will eine Nachbarin schon Tage vorher das verzweifelte Miauen einer Katze gehört haben. Abschließend klären kann das Gericht den Tod von Kater "Rocco" am Donnerstag nicht: Ein Polizeibeamter, der als einer der Ersten am Tatort war und als wichtiger Zeuge gilt, erscheint nicht vor Gericht. Er muss nun eine Ordnungsstrafe von 150 Euro bezahlen oder zwei Tage Ordnungshaft antreten. Am Fortsetzungstermin, am 9. August, soll auch der Besitzer der getöteten Katze teilnehmen. Er war zum Prozessbeginn noch im Urlaub.

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