München:Obdachloser wird Wochen nach Brandattacke vom Bus überrollt

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Erst Anfang November hatten zwei Männer am Münchner Hauptbahnhof die Habseligkeiten des 51-Jährigen angezündet.

Von Tobias Mayr

Anfang November hatte der 51-Jährige noch Glück gehabt, damals retteten ihn Passanten: Zwei Männer hatten am Hauptbahnhof neben dem Obdachlosen eine Plastiktüte angezündet, ohne Hilfe wäre er wohl schwer verletzt worden. Nun aber kam jede Hilfe zu spät: Der 51-Jährige ist der Mann, der am Donnerstag in Neuhausen von einem Linienbus überrollt und tödlich verletzt wurde.

Gegen 17.45 Uhr versuchte der Wohnungslose am Rotkreuzplatz irrtümlicherweise in einen fahrenden Bus der Linie 53 einzusteigen, stürzte dabei und kam unter die Räder. Die Tage vor dem Unfall hatte er sich in stationärer Behandlung im Rotkreuzklinikum befunden. "Der Patient wurde an diesem Tag gegen 13 Uhr nüchtern aus dem Klinikum entlassen", sagt eine Sprecherin des Krankenhauses. Abends dann stellte er sich - laut Polizei bereits wieder stark betrunken und mit einer Flasche Branntwein in der Hand - in das Tramwartehäuschen in der Leonrodstraße. Als ein Linienbus mit Anhänger an der roten Ampel vor dem Häuschen zu stehen kam, dachte der Mann wohl, dies sei die Haltestelle des Busses. Tatsächlich befindet sich die Bushaltestelle der Linie 53 aber auf der anderen Kreuzungsseite.

Die beiden Täter zündeten im November neben seinem Kopf eine Plastiktüte an

Der 51-Jährige versuchte die Bustüren zu öffnen und einzusteigen. In diesem Moment schaltete die Ampel auf Grün, der Bus fuhr los und der Mann verlor das Gleichgewicht. Dabei wurde er vom Anhänger des Busses erfasst und überrollt. Schließlich kam er unter dem Anhänger zum Liegen. Ärzte der Notaufnahme des Rotkreuzklinikums eilten herbei, konnten jedoch nichts mehr für den Schwerverletzten tun. Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft kann man sich an keinen ähnlichen Unfall erinnern. "Wir sind erschüttert, dass das passiert ist", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Dass Menschen zu Bussen eilen, die an Ampeln stehen und auf den Türoffner drücken, komme täglich Dutzende Male vor, im ganzen Stadtgebiet.

Über die Anfang November auf das Unfallopfer verübte Attacke war bundesweit berichtet worden. Die beiden Täter zündeten direkt neben seinem Kopf eine Plastiktüte an und amüsierten sich, als er auf einer Bank am Hauptbahnhof schlief. Kurz bevor die Flammen auf seine Kleidung übergriffen, schritten Passanten ein. Die Täter sind nach einer Öffentlichkeitsfahndung festgenommen worden.

© SZ vom 9. Dezember 2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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