München-Marathon:"Der schönste Moment? Wenn's vorbei ist!"

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Zum siebten Mal läuft Artur Landenberger beim München-Marathon mit. Ein Gespräch über Schmerzen und die Besonderheiten der Strecke.

Lara Doktor

Artur Landenberger läuft zum sechsten Mal beim München-Marathon mit. Er ist geborener Münchner und 36 Jahre alt. Sein bestes Ergebnis war ein vierter Platz vor fünf Jahren, letztes Jahr war er 16. (Zeit: Zwei Stunden 34 Minuten und zehn Sekunden). Er ist kaufmännischer Angestellter in Schrobenhausen.

Artur Landenberger mag die Stimmung beim München-Marathon, besonders auf Marienplatz und Leopoldstraße, wo viele Zuschauer anfeuern. (Foto: Foto: oh)

sueddeutsche.de: Warum laufen Sie Marathon?

Artur Landenberger: Ich bin einfach gerne draußen in der Natur und habe mit dem Ausdauersport einen Sport gefunden, in dem ich gut bin. Und wenn man in etwas gut ist, dann bleibt man dabei.

sueddeutsche.de: Haben Sie bei dem dem intensiven Training überhaupt noch Zeit für einen Beruf?

Landenberger: Ich habe eine Vollzeitstelle als kaufmännischer Angestellter. Manchmal fahre ich die 40 Kilometer zu meiner Arbeitsstelle mit dem Fahrrad. Ab und zu laufe ich auch in der Mittagspause oder nach der Arbeit. Ich trainiere aber nur 10 bis 12 Stunden die Woche. Ich habe ja auch Familie.

sueddeutsche.de: Wie bereiten Sie sich auf den München-Marathon vor?

Landenberger: Im Training bin ich das ganze Jahr. Sechs Wochen vor dem Marathon fange ich mit konzentriertem Wettkampftraining an. Pro Woche laufe ich dann bis zu 110 Kilometern. Zwischendurch streue ich mal einen Halbmarathon ein.

sueddeutsche.de: Was ist das Besondere am München-Marathon?

Landenberger: In München laufen keine weltweiten Spitzenläufer mit. Als ambitionierter Bayer hast du die Chance, unter die ersten zehn zu kommen. Das ist ein geiles Gefühl, wenn du in der Spitzengruppe mitläufst.

sueddeutsche.de: Haben Sie einen Lieblingsabschnitt beim München-Marathon?

Landenberger: Die ersten 15 Kilometer sind mir am liebsten - da geht's mir immer noch ganz gut! ( Lacht) Schön ist es auch, in Ruhe durch den Englischen Garten zu laufen. Oder der Abschnitt über die Leopoldstraße und den Marienplatz. Da ist auch zuschauermäßig viel los. 2001 ist mir da etwas Verrücktes passiert. 100 Meter vor dem Marienplatz steht eine Bronzefigur in der Fußgängerzone. Ich war schon ein bisschen wirr im Kopf und dachte, dass es sich dabei um einen Zuschauer handelt und habe die Figur (Anm. d. Red. die Bronzefigur von Sigi Sommer) angerempelt. Das hat natürlich saumäßig wehgetan.

sueddeutsche.de: Wie sind die Zuschauer in München?

Landenberger: Ich kriege das gut mit und kenne dort auch ein paar Leute, die mich dann anfeuern. Gerade wenn man vorne mitläuft, wird man gut angefeuert. Das pusht. Da muss man aufpassen, dass man nicht überzieht. Das habe ich 2006 schon mal fertig gebracht. Da wollt ich's krachen lassen und bin dann hintenraus jämmerlich eingegangen und bin 50. geworden.

sueddeutsche.de: Wird Ihnen bei so einer langen Strecke nicht auch mal langweilig und Sie beginnen, mit anderen Läufern zu quatschen?

Landenberger: Bei der Geschwindigkeit kann man sich nur schlecht mit anderen Läufern unterhalten. Man wechselt mal ein Wort mit dem Nebenmann. Aber man muss sich auf die Gruppe konzentrieren und im Windschatten laufen und Acht geben, dass man dem Vordermann nicht in die Hacken läuft. Außerdem muss man seinen Rhythmus finden und auf den Zeitplan achten und darauf, dass man genügend isst und trinkt.

sueddeutsche.de: Wie motivieren Sie sich, wenn Sie einen Durchhänger haben?

Landenberger: Nach eindreiviertel Stunden, wobei ich für die Strecke letztes Jahr zwei Stunden und 34 Minuten gebraucht habe, fange ich an, mich selbst zu bescheißen. Dann sag ich mir: um die Ecke noch, um jene Ecke noch, dann ist es ja nur noch so weit wie die halbe Trainingsrunde daheim. Ich hangele mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation, wo es einen Schwamm oder etwas zumTrinken gibt. Dieses Etappen-Denken rettet mich. Ab Kilometer 38 ist für mich der Marathon sowieso zu Ende. Dann setzen die Glücksgefühle ein und die letzten vier Kilometer spüre ich gar nicht mehr.

sueddeutsche.de: Was schmerzt während eines Marathons?

Landenberger: Man hat Blasen, die Achillessehne fängt an zu zwicken und ab Kilometer 30 werden die Oberschenkel und Waden hart.

sueddeutsche.de: Was ist der schönste Moment bei einem Marathon?

Landenberger: Wenn's vorbei ist!

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