München-Label:So macht München Geschäfte mit der Stadt

Früher gab es nur die München-Schneekugel, heute ist das Angebot viel diversifizierter.

Von Christiane Lutz

1 / 4
(Foto: N/A)

Wer zeigen möchte, wie gern er aus München oder Bayern kommt, aber keine Lust auf muffige Lederhosn und billige Touri-Shirts hat, der greift zu münchnerischen Shirts, Hoodies, Käppies, wie sie seit einigen Jahren auch in cool von jungen Labels angeboten werden: das "Maßt have"-Shirt mit Maßkrugbild, das "Strangers call it Karlsplatz"-Shirt, das besondere Ortskenntnis demonstriert. Die Labels heißen "Buadep", "Suck my shirt" oder "Bavarian Couture" (Foto), hinter ihnen stecken meist junge Menschen, die selbstbewusst mit der Liebe zu ihrer Stadt umgehen. Mode drückt Zugehörigkeit aus - und Abgrenzung. Abgrenzung von denen, die eben nicht wissen, dass man in München zum Karlsplatz Stachus sagt. Um die Münchner Skyline, die bekanntlich nur aus Frauenkirche und Alpen besteht, wirklich auf dem Pulli spazieren zu tragen, dafür muss man schon ein sehr großer München-Enthusiast sein.

2 / 4
(Foto: Stephan Rumpf)

Früher waren Maßkrüge in Form einer Frauentaille im Dirndl ausschließlich für Touristen gedacht. Schneekugeln, in denen sich der Aloisius berieseln lässt, ebenso. Inzwischen aber finden sich auch in zahlreichen Münchner Haushalten typische Touristen-Accessoires - ganz unironisch benutzt. Das Geschirrhandtuch mit der München-Skyline, die Salz- und Pfefferstreuer - besser gesagt "Soiz" und "Pfeffa" - und der Brezn-Teller, wie sie "Servus Heimat" anbietet. Accessoire gewordene Heimatliebe hat den Vorteil, dass sie überall hin mitgenommen werden kann, subtiler wirkt als ein Shirt mit München-Spruch und trotzdem klar macht: "Du siehst schon, wo ich herkomme, gell?"

3 / 4
(Foto: N/A)

Vielleicht liegt der Erfolg von Heimatkrimis ja in Marcus H. Rosenmüllers Arbeit mitbegründet. Der Regisseur hat mit "Wer früher stirbt ist länger tot" Bayern plötzlich wieder etwas cooler gemacht. Das haben auch Autoren verstanden und kurz darauf fluteten Heimat-Krimis die Buchhandlungen. Inzwischen gibt es kein Nest im Freistaat, in dem kein tollpatschig-liebenswerter Kommissar Fälle löst und Leberkäs-Semmeln futtert. Die Königin der Heimatkrimis ist Autorin Rita Falk, deren Bücher "Leberkäs-Junkie", "Weißwurst-Connection", oder "Grießnockerlaffäre" heißen. Letzterer läuft gerade als Verfilmung im Kino (das Foto (Constantin) zeigt Sebastian Bezzel als Kommissar Eberhofer, Trailer zu finden im Text). Sehr erfolgreich natürlich.

4 / 4
(Foto: Florian Peljak)

Auch Omas guter Küche schadet es nicht, wenn man mal ordentlich durchfeudelt. Der Annahme sind viele Gastronomen in München und versuchen, altbewährte bayerische Gerichte in Zubereitung, Kommunikation und Atmosphäre moderner zu präsentieren. Im "Servus Heidi", der "Westend Factory" oder dem "Wuid" bestellt man deshalb keine Schnitzel oder Schweinebauch, sondern "Da Kini" (einen bayerischen Burger mit Pulled Pork und Coleslaw) und "Krasses Wammerl". Serviert wird das Essen an Designertischen, über denen Hirschgeweihe hängen. Junge Menschen, denen das Fraunhofer oder der Alte Simpel zu muffig sind, sollen sich hier wohlfühlen. Und eine "Eizbach"-Limonade trinken.

© SZ vom 21.08.17 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: