München-Freiham:Wir basteln uns einen neuen Stadtteil

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Freiham wird das Eingangstor im Münchner Westen. Hier sollen 20.000 Menschen leben und 8.000 Arbeitsplätze entstehen.

Alfred Dürr

Noch bestimmen Felder und Fluren das Bild des äußersten westlichen Stadtrands Münchens. Allerdings ändert sich die Ansicht von Tag zu Tag. In Freiham entsteht mit Wohnungen und Gewerbebetrieben eines der größten Entwicklungsprojekte Europas. Bei der bevorstehenden Immobilienmesse "Expo Real" in Riem will die Stadt Freiham besonders präsentieren.

Nur keine Einheitsarchitektur: Hier sollen 20.000 Menschen leben und 8.000 Arbeitsplätze entstehen (Foto: Foto: Schellnegger)

Das Gebiet um das denkmalgeschützte Gut Freiham ist die größte Flächenreserve, die es innerhalb der Stadtgrenze noch gibt. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten soll hier ein Quartier entstehen, in dem bis zu 20.000 Menschen leben und rund 8.000 einen Arbeitsplatz haben werden. Ein riesiger Möbelmarkt ist schon da, ein Baumarkt auch, außerdem haben sich bereits um die 30 Betriebe im Bereich zwischen der Bodenseestraße und der Lindauer Autobahn sowie zwischen dem Stadtteil Aubing und dem Autobahnring A 99 angesiedelt.

Im Freihamer Gewerbegebiet bestimmen Kräne und die Bagger die Szenerie. Stadtbaurätin Elisabeth Merk und Kommunalreferentin Gabriele Friderich, die für die Vergabe der Grundstücke zuständig ist, haben sich jetzt bei einer Rundfahrt über den Stand der Arbeiten informiert. Der neue Stadtteil soll auf der Expo Real, einer der wichtigsten Messen für Gewerbe-Immobilien, den Investoren schmackhaft gemacht werden. Die Ausstellung findet vom 6. bis zum 8. Oktober in der Messestadt Riem statt. "Wir haben die große Chance, das westliche Eingangstor zur Stadt neu zu bestimmen und zu gestalten", sagt Merk. Deswegen stelle man hohe Ansprüche.

Was bisher in Freiham zu sehen ist, macht Münchens oberste Planerin mehr als zufrieden. "Ich bin begeistert", sagt Stadtbaurätin Merk. Gewerbegebiete sind ansonsten nicht gerade Ziele für einen beschaulichen Sonntagsspaziergang von Architekturliebhabern. Aber in Freiham soll auch die Gestaltung der Betriebe besondere Akzente setzen. "Einfache weiße Kästen in Schuhschachtelmanier wollen wir hier nicht", sagt Kommunalreferentin Gabriele Friderich.

Eigene Handschrift bei der Fassadengestaltung

So hat beispielsweise die Zimmerei Baader ihr Gebäude sehr ansprechend mit Holz verschalt. Oder Parkett Hinterseer: Die Firma zeigt auch an der Außenverkleidung des Hauses, was drinnen verkauft wird. Selbst der große Höffner-Möbelmarkt achtet auf eine eigene Handschrift bei der Fassadengestaltung und gibt sich nicht mit einer Einheitsarchitektur zufrieden. Der Hornbach-Baumarkt hat die Parkplätze im Erdgeschoss des Hauses und geht damit schonend mit dem Flächenverbrauch um. An der Clarita-Bernhard-Straße wird demnächst der Grundstein für das Geschäftshaus "Werkraum-West" gelegt, das von den renommierten jungen Münchner Architekten Florian Schmidhuber und Fabian Ochs entworfen wurde. Dies sei eine Architektur, die Beispiel gebe für andere Gewerbeprojekte in Freiham, meint Stefan Diemling vom Kommunalreferat, der im Grundstückshandel tätig ist.

Auf dem Gewerbegelände haben sich bisher hauptsächlich alteingesessene Münchner Firmen angesiedelt, die an ihren Standorten keine Expansionsmöglichkeiten hatten. Dazu gehört beispielsweise auch die Augustiner-Brauerei mit einem Logistikzentrum. "Die Nachfrage war enorm, uns wurden die Grundstücke fast aus den Händen gerissen", berichtet Kommunalreferentin Gabriele Friderich. Den Möbel- und den Baumarkt wollte die Stadt ausdrücklich hier unterbringen, da beide viel Platz brauchen und im inneren Stadtbereich keine Grundstücke für solche Großprojekte vorhanden sind.

Kein monotones Reihenhaus-Quartier

Demnächst wird aus Freiham Klein-Texas. Denn in der Nähe der Bodenseestraße wird ein riesiger Bohrturm 3500 Meter in die Tiefe graben und dort auf heißes Wasser stoßen. An der Oberfläche soll ein Erdwärme-Heizwerk entstehen, das den Stadtteil mit Energie versorgt. Für all das braucht man eine gewisse Vorstellungsgabe. Denn die Gebäude befinden sich allesamt noch im Stadium der Planung. Genau wie der künftige Technologie-Park oder das Stadtteilzentrum an der S-5-Haltestelle. Gewissermaßen aus der Bauwüste wachsen in der Nähe der Bodenseestraße bereits die ersten von hier geplanten 120 Wohnhäusern aus dem Boden. Die Rohbauten stehen noch etwas isoliert in der Landschaft, erst nach und nach wird das benachbarte Einkaufszentrum Gestalt annehmen.

Vom eigentlichen Wohngebiet, das sich nördlich der Bodenseestraße erstrecken wird, ist noch gar nichts zu sehen. Wo heute Felder und Wiesen sind, sollen einmal 20.000 Menschen leben. Der Stadtrat hat die planerischen Eckdaten für den ersten Abschnitt mit 3.000 Wohnungen festgelegt. Das Image einer rechtwinkligen und langweiligen Stadtrand-Siedlung will man gar nicht aufkommen lassen. Auch im Hinblick auf die Wohnungskonzepte soll dieses riesige Baugebiet Maßstäbe setzen und kein monotones Reihenhaus-Quartier werden.

© SZ vom 23.09.2008/jh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Freiham wird das Eingangstor im Münchner Westen. Hier sollen 20.000 Menschen leben und 8.000 Arbeitsplätze entstehen.

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