München brummt:Eine Frage des Platzes

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Lange Warteliste: Vor allem für mittelständische Betriebe ist das Angebot an Flächen knapp

Von Günther Knoll

Büros im Erdgeschoss - das wird es bei neuen Gewerbeprojekten in München wohl nicht mehr geben. Zu kostbar ist der Platz. Unten sollen künftig Werkstätten und Ausstellungsflächen entstehen, darüber dann erst Büros. In die Höhe, lautet also das Motto der Stunde - nicht nur bei Gewerbebauten, sondern im übertragenen Sinn auch für die gesamte Münchner Wirtschaft. Denn bis auf die ziemlich ausgeschöpften Flächen bietet die bayerische Landeshauptstadt alles, was Unternehmen zum Erfolg brauchen: Viel Know-how durch Hochschulen und Universitäten, viel Innovationskraft, viel Kapital und viele Arbeitskräfte. Das macht München für Firmen zur begehrten Adresse: Konzerne wie Microsoft, Google oder die Alibaba-Group, ein chinesisches E-Commerceunternehmen, siedelten sich zuletzt an.

Für diese großen Player erledigten Makler und Entwickler die Standortsuche, sagte Bürgermeister Josef Schmid bei der Vorstellung des Münchner Jahreswirtschaftsberichts. Aber auch 320 mittelständische Betriebe, die Platz brauchen, stehen derzeit auf der Warteliste der Stadt, wie Schmid, der auch das Referat für Arbeit und Wirtschaft leitet, erläutert. Da müsse die Stadt einfach tätig werden.

Im Jahr 2016 zahlten Münchens Unternehmen 2,58 Milliarden Euro Gewerbesteuer an die Stadt. Diese Steuer ist laut Schmid "hochvolatil", doch Prognosen zufolge werde auch 2017 in dieser Hinsicht "ein rekordträchtiges Jahr". 2014 lag das Bruttoinlandsprodukt in München bei 99,8 Milliarden, "inzwischen dürften wir weit über 100 Milliarden liegen", sagte Schmid. Es brummt also in der Landeshauptstadt, wenig Arbeitslose, viele Stellen, hohe Löhne, deshalb auch eine entsprechend hohe Kaufkraft - überall bewegt sich München auf Rekordniveau. Wobei Schmid auch Stimmen aus der Wirtschaft kennt, die befürchten, der zunehmende Fachkräftemangel könne "eine Wachstumsbremse" werden. Die Stadt fördert deshalb entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen mit viel Geld.

Eine wichtige Voraussetzung für den weiteren wirtschaftlichen Boom ist aber ausreichend Fläche. In ihrem Gewerbeflächenentwicklungsprogramm hat die Stadt unter anderem das Ziel festgelegt, bis zum Jahr 2030 rund 35 Hektar zu schaffen, die insbesondere für klassisches Gewerbe vorgesehen sind. Schmid verwies auch auf das Gewerbehofkonzept der Stadt, das es bereits seit 30 Jahren gibt. Derzeit sind in acht solcher Höfe 450 kleinere und mittleren Betriebe untergebracht. Und im Norden wird gerade ein neuer Gewerbehof gebaut. Gleichzeitig lasse man auch zusammen mit dem Umland die Idee interkommunaler Gewerbegebiete prüfen. Das Fazit des Bürgermeisters: Es gilt, Münchens Stärken "zu sichern und weiter auszubauen".

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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