Mordfall Schindlbeck:Mutmaßlicher Mörder gefasst

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Die Polizei hat in Österreich den mutmaßlichen Mörder des zerstückelten Münchners festgenommen. Der Mann gab auch Hinweise auf die noch nicht gefundenen Leichenteile.

Sarina Pfauth

Der mutmaßliche Mörder des grausam zerstückelten Münchners Markus Schindlbeck ist in Österreich festgenommen worden.

Der Täter wurde mit dem Auto seines Opfers an einer Tankstelle gefilmt. (Foto: Foto: Polizei)

Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass es sich um einen Mord aus Habgier gehandelt haben könnte. Der 39-jährige Heiko K. hatte wohl nach der Tat den Firmenwagen und die Kreditkarte des Opfers geraubt. Da er mit der Karte mehrfach tankte, wurden Videoaufzeichnungen gefunden, die den Tatverdächtigen eindeutig zeigten. Die Polizei legte das Foto einer Person aus dem Umfeld des Opfers vor. Diese konnte den mutmaßlichen Mörder identifizieren.

"Keine ernsthaften Zweifel"

Das Fahrzeug wurde schließlich am Dienstagabend gegen 18.15 Uhr in Nickelsdorf an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn von Beamten der örtlichen Polizeiinspektion angehalten. Der Fahrer wies sich mit den Papieren seines Opfers aus; der Münchner Kriminalhauptkommissar Richard Thiess sagte, dass zwischen Täter und Opfer eine gewisse Ähnlichkeit bestünde.

Die Beamten stellten jedoch fest, dass das Fahrzeug europaweit zur Fahndung ausgeschrieben war. Sie nahmen den Fahrer fest. Zur Stunde wird er in Österreich verhört, Münchner Beamte waren noch in der Nacht nach Wien gefahren, um an der Vernehmung teilzunehmen. "Es gibt keine ernsthaften Zweifel daran, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um den Täter handelt", sagte Thiess.

Täter und Opfer waren wohl ehemalige Arbeitskollegen

Es handelt sich bei dem mutmaßlichen Mörder um einen ledigen Koch, der vor drei Jahren in der gleichen Gaststätte wie Schindlbeck arbeitete. Der Kontakt sei aber nicht besonders intensiv gewesen. Das schließt die Polizei aus den Aussagen aus dem Umfeld von Markus Schindlbeck. Bislang ist nicht bekannt, ob und warum sich der Kontakt zwischen den beiden ehemaligen Arbeitskollegen wieder intensiviert hat.

Heiko K. lebte dann bis zum Sommer 2008 in Altötting, von dort zog er nach Österreich und wohnte im Großraum Wien. In Deutschland war er der Polizei wegen eines eher unbedeutenden Betrugfalls und eines Ladendiebstahls bekannt, beides liegt länger zurück. Der österreichischen Polizei war K. bislang gar nicht aufgefallen. Auch gibt es keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Tatverdächtigen.

Insgesamt hat der Tatverdächtige auf seiner Flucht mehrere Tausend Euro ausgegeben. Mit der Kreditkarte des Opfers hatte Heiko K. neben Benzin und Futter für seinen Hund, der mit im Auto saß, auch einen Bolzenschneider, einen großen Koffer und Müllsäcke gekauft. Damit hat der Täter möglicherweise die Leiche des Opfers zerstückelt und transportiert. Mit dem Wagen des Opfers ist der mutmaßliche Mörder im Zickzackkurs große Strecken quer durch Bayern und die angrenzenden Länder gefahren.

Der Täter "ist im Begriff, ein Geständnis abzulegen", so Kriminalhauptkommissar Thiess. Heiko K. gab auch Hinweise auf die noch nicht gefundenen Leichenteile. Er hat laut Polizei angegeben, den Kopf des Opfers in den Inn geworfen zu haben. Die Beine von Schindlbeck befänden sich in einem Waldstück in Tschechien, im Großraum des Ortes, wo auch der Torso der Leiche gefunden wurde. Polizeitrupps suchen derzeit nach den Leichenteilen.

Wie Markus Schindlbeck ermordet wurde, ist aber noch unklar. Am Torso wurden weder Einstiche noch Einschüsse festgestellt.

Den Torso hatten Spaziergänger am 27. Januar in Tschechien nahe der deutschen Grenze gefunden. Weil Kopf, Arme und Beine abgetrennt waren, konnten die Ermittler zunächst nicht feststellen, woher die Leiche stammt - bis am vergangenen Freitag in der Isar bei Geretsried zwei Arme gefunden wurden.

Auslieferungsantrag gestellt

Durch einen Handballenabdruck konnte geklärt werden, dass der Tote Markus Schindlbeck ist, ein 35 Jahre alter Münchner Handelsvertreter. Forensische Experten klärten, dass der in schwarze Folie gewickelte Torso und die Arme zusammengehörten.

Die Ermittler sind sicher, dass der Mord in der Wohnung des Opfers in Sendling geschah. Dort fand die Polizei viel Blut. Ob die Leiche dort auch zerteilt wurde, weiß die Polizei bislang nicht. Der mutmaßliche Täter soll nach München gebracht werden. Ein Auslieferungsantrag nach Deutschland wird von den österreichischen Behörden bereits bearbeitet.

Warum der Täter die Leiche zerteilt hat, weiß die Polizei bislang nicht. Thiess vermutet, dass der Täter damit zum einen eine schnelle Identifizierung des Opfers verhindern wollte, zum anderen vermutet er, dass es dem Täter so leichter fiel, das 120 Kilogramm schwere Opfer zu transportieren.

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