Mobilitätsprojekt "Arrive":Strategien gegen den Stau

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Gemeinsam tüfteln Freistaat, Stadt, MVG und Firmen an Konzepten, die auch Alternativen zum Auto aufzeigen, um den Verkehrsfluss in der City zu verbessern

Alfred Dürr

Munich Comfort, Tabasco, Bayerninfo, Mobinet und jetzt Arrive - was sich hinter diesen flott klingenden Begriffen verbirgt, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Man kommt nicht gleich darauf, dass sich der Inhalt dieser Bezeichnungen immer um das Thema dreht, das im Amtsdeutsch mit "Kooperatives Verkehrsmanagement" oder "Optimierung des Gesamtsystems" umschrieben wird. Es geht schlicht darum, wie man möglichst ohne Staus und andere Probleme mit dem Auto, mit Bussen, Bahnen oder auch zu Fuß durch die Großstadt kommt.

Informationssysteme, wie das über die Verkehrsbelastung des Mittleren Rings, werden verfeinert und verbessert. (Foto: Foto: Rumpf)

Ein Beispiel: Durch eine verbesserte Steuerungstechnik an Ampeln macht die Grüne Welle ihrem Namen alle Ehre, wie etwa an der Fürstenrieder Straße. Autofahrer kommen schneller voran und sparen Sprit. Klaus Draeger, Vorstandsmitglied bei BMW: "In München gibt es noch 180 Grüne Wellen, die mit dem von Arrive entwickelten Verfahren und mit vergleichsweise geringem Aufwand optimiert werden können."

"Arrive-Angebote für eine mobile Region" ist ein Projekt, das sich wie die vorangegangenen Studien mit einer besseren Mobilität befasst. Im Juni 2005 war Arrive unter Leitung von Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle gestartet. Mit dabei waren der Freistaat Bayern, der Autobauer BMW, Siemens, das Unternehmen Planung Transport Verkehr, der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund, die Münchner Verkehrsgesellschaft und der Lehrstuhl für Verkehrstechnik an der Technischen Universität München. In der BMW Welt wurden jetzt die Ergebnisse des 6,5 Millionen Euro teuren Projekts präsentiert.

Das Auto steht keineswegs im Mittelpunkt

Die Elektronische Fahrplan-Auskunft (EFA) bietet jetzt auch Informationen zu Fußwegen, der Lage von Rolltreppen, Aufzügen und den kürzesten Verbindungen in großen Bahnhöfen. "Indoor Routing" nennen die Fachleute den Service. "Jeder, der mal einen Kinderwagen schieben musste, und auch mobilitätseingeschränkte Personen wissen solche Informationen zu schätzen", sagt OB Christian Ude. Er setzt auf die Beratung von Bürgern, die gerade nach München gezogen sind. Diese bekommen ein umfangreiches Paket, das auf die Vorzüge des öffentlichen Personennahverkehrs hinweist. Man wolle mit diesem von Arrive entwickelten Material das Auto nicht verbieten, "sondern auf nachhaltige Alternativen aufmerksam machen".

Das aktuelle Mobilitäts-Projekt hat nach Udes Ansicht gezeigt, dass man mit einem besseren Management bei Störungen und bei Baustellen auch besser vorankommt und die Belastungen für Mensch und Umwelt reduziert werden können. Es helfen Detektoren und die Überwachung der Datenströme mittels eines bestimmten Monitors. Ude muss zugeben, dass auch er nicht ganz begriffen hat, wie das technisch genau funktioniert. Klar ist für ihn jedenfalls: "Was man messen kann, kann man auch verbessern."

Auf den Verkehrsdaten bauen Ampelsteuerungen und Leitsysteme auf. Eine intelligente Organisation des Verkehrs sei notwendiger denn je, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Nur durch eine enge Zusammenarbeit kommunaler und staatlicher Stellen und mit der Unterstützung von Industrie und Wissenschaft hätten Ballungsräume wie München die Chance, das wachsende Verkehrsaufkommen überhaupt noch zu bewältigen. Straßen und Schienenwege können nicht beliebig erweitert werden, betonen sowohl Ude als auch Herrmann.

Allzeit freie Fahrt kann auch das Arrive-Projekt nicht garantieren. So kann man fast sicher sein, dass schon bald wieder ein Projekt mit einem griffigen Namen folgen wird. Sicher hilft auch ein Blick über den Tellerrand hinaus, wie die von Sylvia Hladky, der Chefin des Verkehrszentrums des Deutschen Museums, moderierte Podiumsdiskussion zeigte. In Frankfurt regelt man zum Beispiel den Verkehrsfluss in die City so, dass die Staus weit draußen vor der Innenstadt entstehen. Oder: In Hamburg gibt es ausgezeichnete Informationen für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Für alle öffentlichen Gebäude wird aufgezeigt, welche baulichen Hürden es gibt und wie man sie überwinden kann.

© SZ vom 06.12.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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