Mittendrin:Die Lange Nacht der Leser

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Bewegende Momente und viel Applaus: zahlreiche SZ-Leser erschienen, um schreibende Journalisten lesen zu hören.

Karl Forster

Der Applaus sei des Künstlers Brot, sagt der Volksmund. Nun ist es so, dass große Künstler nicht nur viel Applaus bekommen, sondern meist auch gute Gagen, was ihnen den Erwerb von Brot samt Kaviar erlaubt.

SZ-Autoren lesen vor. (Foto: Foto: Catherina Hess)

Das ist schon in Ordnung, kann man doch vom noch so eifrigen Beklatscht-werden nicht richtig leben. Doch wie oft hat man - nicht nur des Kaviars wegen - darüber nachgedacht, wie es wäre, stünde man selbst einmal auf solch einer Bühne, vielleicht als Rod Stewart, und unten im Parkett tobten Tausende Baby Janes.

Oder als Rolando Villazón, die hübsche Anna als sterbende Violetta im Arm und ein ergriffenes Publikum im Opernhaus, das dann ekstatisch "Bravissimo" brüllte. Oder wenigstens als Straßenkünstler, vor dem die Passanten freundlich lächelnd stehen blieben und ein paar Münzen in den Hut würfen.

Nun ist es bei den Journalisten der Süddeutschen Zeitung so, dass sie sich zwar zum Brot durchaus den einen oder anderen Aufstrich leisten können, dass sie auch sehr, sehr glücklich sind über die Gnade, in dieser Zeitung schreiben zu dürfen, andererseits aber auch wie ein Hund darunter leiden, dass sie niemand auf der Straße anspricht, um sie für ihre grandiose Arbeit zu loben.

Das ist jetzt alles anders. Nun hat die SZ eine Nacht ihrer Autoren veranstaltet. Und manch einer derer, die sich hier dem Publikum zu stellen hatten, fürchtete, in einem leeren Service-Zentrum, leeren Forum, leeren Kantinenraum zu stehen und seine Werke der Luft vorlesen zu müssen.

Doch siehe da: Die Leser kamen, sie kamen zahlreich, und sie kamen mit Freude in den Augen und mit offenen Herzen, um "ihre SZ-Autoren" in selbiges zu schließen.

Für diese ein bewegender Moment. Spürten sie doch, dass ihre Zeitung mehr ist als Druckerschwärze auf Papier. Und dass der Leser mehr ist als nur ein zahlender Abonnent. Und sie hoffen, "ihre Leser" fassten dies als Dank auf.

© SZ vom 23.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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