Mittelstand:Das Internet für sich nutzen

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Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Gespräch mit Peter Kammerer von der Industrie- und Handelskammer (li.) und Wieland Holfelder von Google. (Foto: Florian Peljak)

Google eröffnet ein Trainingszentrum für Firmen - im Fokus steht Online-Marketing

Von Jana Treffler

Die Electrolyte GmbH aus Baiern im Landkreis Ebersberg ist keine große Firma: eine Fünf-Mann-Fahrrad-Manufaktur. Die Räder sind Unikate und werden nach den Wünschen des Kunden per Hand angefertigt. Aber wie bekommt man die richtigen Kunden zu der Manufaktur, raus ins Grüne bis nach Baiern, wo man nicht gerade mit Laufkundschaft rechnen kann? Marketingchef Oliver Arlt hat eine Lösung für seine Firma gefunden: Online-Marketing. Über Social Media, Google und Youtube bringt er Rad und Fahrer zusammen und kann darüber hinaus den Kontakt zu den Käufern halten. Mit kleinen Lehrvideos erspart die Electrolyte GmbH ihren Kunden lange Wartezeiten bei Fahrradreparaturen - sie können sich selbst helfen.

Dass Online-Marketing für kleine und mittelständische Unternehmen nützlich, wenn nicht sogar notwendig ist, davon ist Arlt überzeugt. Natürlich hat aber auch die andere Seite etwas davon, also die Plattformen, auf denen geworben wird. Google, der Internet-Gigant, der längst viel mehr ist als ein Suchmaschinen-Anbieter, eröffnet nun an der Prannerstraße in München ein Trainingszentrum für kleine und mittelständische Firmen. "Weltweit wachsen" heißt die Initiative. Google will mit Hilfe von Partnern zeigen, wie Online-Marketing funktioniert.

In diesem Bereich fehle dem Mittelstand noch das nötige Know-How, sagt Bayerns Wirtschaftsministern Ilse Aigner, die die Schirmherrschaft über die Initiative übernommen hat. In einem sechswöchigen Programm können Firmen lernen, Internetwerbung einzusetzen, Suchmaschinen zu nutzen und das Verhalten ihrer potenziellen Kunden zu analysieren.

Wieso ist dem Suchmaschinen-Giganten so viel daran gelegen, den Mittelstand ins Boot zu holen? Je mehr Handel und Werbung im Internet stattfindet, umso mehr passiert auch auf Google. Die Einnahmen des Konzerns kommen zu 90 Prozent durch Werbung zustande, und andere Kanäle wie Facebook oder Instagram bieten ebenfalls attraktive Werbeflächen. "Wir sind eine Ökosystemfirma", sagt der Leiter des Münchner Google-Entwicklungszentrums Wieland Holfelder, "und wenn wir das Ökosystem befruchten, wird auch Google profitieren". Die Einbindung verschiedener Partner garantiere, dass die Trainings breit gefächert seien, sagt er.

Oliver Arlt sieht in der Initiative jedenfalls eine große Chance: "Ich bin wahrscheinlich der Erste, der an den Trainings teilnimmt", sagt der Marketingchef, der eigentlich schon Profi ist. Aber Werbe-Tools seien nur bis zu einem gewissen Punkt selbsterklärend, und seine Electrolyte GmbH wolle noch weiter wachsen. Vorerst ist das Programm nur temporär angedacht, die schicke Location für das Zentrum daher nur angemietet. Schwer vorzustellen, dass die fünf bunten Buchstaben nach sechs Wochen schon wieder abgehängt werden sollen.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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