Mitsprache:Recht auf Mitsprache

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Manuela Sauer leitet das Referat für Grundsatzfragen beim Kreisjugendring München-Stadt. Ihr Verband hat Jugendliche aus München befragt. (Foto: privat)

Manuela Sauer vom Kreisjugendring fordert bessere Formen der Beteiligung

Interview von Melanie Staudinger, München

Gut die Hälfte aller Teilnehmer moniert in der Jugendbefragung, dass sie zu wenig Unterstützung für ihre Interessen bekommen. Fast 50 Prozent finden, dass sie nicht ernst genommen werden. Vor allem von Schule und Politik wünschen sie sich mehr Unterstützung. Wie das gelingen kann, erklärt Manuela Sauer vom Kreisjugendring München-Stadt.

SZ: Münchens Jugendliche wollen ernster genommen werden. Können Sie diesen Wunsch nachvollziehen?

Manuela Sauer: Das kann ich gut nachvollziehen. Die gesetzlichen Vorgaben sehen eigentlich vor, dass Kinder und Jugendliche in allen Belangen, die sie betreffen, einbezogen werden. Das findet außerhalb der Jugendhilfe nur in sehr wenigen Bereichen statt. Es wäre wichtig, Jugendliche auch bei der Stadtplanung und der Schulorganisation einzubinden. Die Partizipation hier steht erst am Anfang.

Woran hapert es?

Dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf Beteiligung haben, ist leider noch immer in den allerwenigsten Köpfen präsent. Anders als Erwachsene haben sie kein Wahlrecht, sie können sich nicht ausdrücken, wenn man sie nicht befragt. Der offene Prozess ist aufwendig und schwierig für jemanden, der sich damit nicht täglich beschäftigt. Man weiß vorher nicht, welches Ergebnis am Ende herauskommt, und vielleicht widerspricht es den eigenen Vorstellungen. Außerdem müssen Erwachsene sich zurücknehmen und bereit sein, Verantwortung abzugeben. Das mögen viele nicht.

Lehrer müssten sich also mehr trauen?

Lehrer und Lehrerinnen haben einen klar umrissenen Auftrag in der Schule. Für Beteiligungsformen sind sie in der Regel nicht ausgebildet. Zudem fehlt oft die Offenheit und Zeit für eine Beteiligung in der Schule.

Wie können Jugendliche besser in Entscheidungen einbezogen werden?

Wichtiger als strukturierte Formen wie Jugendräte ist aus meiner Sicht, die Ideen von Jugendlichen aufzugreifen und umzusetzen. Immer wieder kritisieren Kinder und Jugendliche die fehlende Beleuchtung auf Sport- und Spielflächen. Aber es ändert sich wenig. In Neuperlach haben Jugendliche sich zusammengeschlossen und in einem Projekt ihren Skatepark für einzelne Veranstaltungen beleuchtet. Nach vielen Anläufen gibt es nun endlich einen Stadtratsantrag dazu. Solche Beispiele zeigen, dass jugendliches Engagement erfolgreich sein kann. Das bräuchten wir öfter.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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