Mit Scorseses Kameramann im Kino:Ballhaus: "Ich mag kein Blut"

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Michael Ballhaus erzählt von seiner Arbeit mit Oscar-Gewinner Martin Scorsese am Film "Departed".

Birgit Lutz-Temsch

Das Blut spritzt. In alle Richtungen. Gehirnteile platschen gegen die Wand hinter Leonardo di Caprio, der wie ein Sandsack auf den Boden fällt, wo sich ein dicker, dunkelroter, klebriger Blutsee um ihn bildet.

Michael Ballhaus (Foto: Foto: Haas)

Und er ist nicht der einzige, dessen Sterben im Film "Departed" auf diese Weise gezeigt wird. Aber der Mann, der das alles gedreht hat, der mit seiner Kamera die besten Einstellungen suchte, um Blut und Gehirn am besten zur Geltung zu bringen, sitzt nach der Filmvorführung entspannt in einem Sessel und sagt: "Ich mag keine Gewalt." Es ist Michael Ballhaus, Kameramann mit Kultstatus, einer der wenigen Deutschen, der auch in den USA zum Star wurde, nachdem er es in Deutschland längst war.

Die Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film quittieren seine Bemerkung mit lautem Gelächter. Ballhaus sitzt auf Einladung des Kameraforums der Filmhochschule im Kinosaal und plaudert über Hollywood, über Marty (Martin Scorsese), Bob (Robert de Niro) und Jack (Nicholson). Die Zuschauer hängen dem Profi gebannt an den Lippen, als er schildert, dass Marty nun mal drauf steht, dass das Blut in alle Richtungen spritzt: "Der liebt das, und ich habe es aufgegeben, ihn da bremsen zu wollen. Aber Spaß macht mir das nicht."

Bevor es dann zu technisch wird und es nur noch um Filter, Asa-Zahlen und Objektive geht, erzählt Ballhaus außerdem, dass Jack Nicholson nur etwa sieben Stunden täglich für den Dreh zur Verfügung stand und trotzdem für 24 Drehtage 20 Millionen Dollar bekam. Dass der Star außerdem das halbe Drehbuch umschrieb und neben der Szene im Pornokino auch eine Gespielin hinzuerfand, mit der Szenen gedreht wurden, die dem Schnitt zum Opfer fallen mussten. "Die Tage mit ihm waren ungewöhnlich", sagt Ballhaus, obwohl er einiges gewöhnt ist.

Mit Scorsese hat er schon oft gearbeitet, unter anderem bei "The Color of Money", "The Last Temptation of Christ", "Good Fellas" und "Gangs of New York", mit Francis Ford Coppola bei "Bram Stoker's Dracula". Er machte Musikvideos mit Madonna, Prince und Bruce Springsteen - die Spleens der Stars kennt der 71-Jährige genau. Bei ihm selbst vermutet man dagegen keine Allüren: Ballhaus sitzt auf der Bühne und antwortet mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit, dass man merkt, hier redet einer, der sich selbst nicht ganz so wichtig nimmt. Sein Rezept sei seine große Hochachtung vor seinem Beruf, sagt er, und das spürten auch die Schauspieler. "Die können sich dann besser konzentrieren und öffnen, weil sie mir vertrauen."

Ob nach all den Werken, die er schon geschaffen hat, nun bald ein noch größeres in Sicht ist, weiß er nicht, sagt er. Nur eins: So viel Blut möchte er nicht wieder sehen.

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