Wenn in Indien eine Schönheitskönigin gekürt wird, dann ist das eine Sache von nationaler Bedeutung; das Fernsehen hat ein Topthema, die Zeitungen sind voll von wilden Spekulationen, ein Land ist im Miss-Fieber.
Die aktuelle Miss India heißt Puja Gupta, sie hat es gerade beim Miss-World-Wettbewerb in Mexiko unter die ersten Zehn geschafft. Inzwischen ist sie so wichtig für die Medien, dass sie bei ihrem München-Besuch von einer Reporterin der englischsprachigen Zeitung India Times auf Schritt und Tritt begleitet wird.
Und was es da zu berichten gibt: Am Mittwoch verspeiste Miss India im Ratskeller Schweizer Rösti (sie ist Vegetarierin), Bier trank sie vorsichtshalber lieber nicht, aber immerhin gönnte sie sich ein Glas Rotwein, was scheinbar nicht gegen die strengen Regeln ihres Yoga-Tainers verstößt.
Am Donnerstagnachmittag dann Fototermin auf der Auer Dult: Gelegenheit für die Besucherin, in einem alten Kinderkarussell, im Riesenrad oder gemeinsam mit der Münchner Tourismusamtschefin Gabriele Weishäupl im Autoscooter zu posieren - solche bollywoodesken Auftritte muss man beherrschen, will man sich sein Krönchen verdienen.
Zwischen Harry-Potter-Figuren, alten Lederhosen, Fliegen-Klatschen, Maßkrug-Deckeln und Tandler-Waren wirkt der Gast aus Neu-Delhi zwar etwas verloren, doch die schöne Puja macht wohl überall eine professionell gute Figur. Es riecht nach gebrannten Mandeln, Zuckerwatte und Steckerlfisch, die Auer-Dult-Besucher recken angenehm irritiert die Köpfe.
Vier Tage können die sieben Millionen Leser der India Times erfahren, was ihre Puja in der bayerischen Hauptstadt so alles erlebt. Neben Pflichtauftritten in der Residenz ist auch eine Visite im Szeneclub 8 Seasons an der Maximilianstraße geplant. "Ich tanze leidenschaftlich gerne", sagt die 22-Jährige. Schriftstellerin wolle sie mal werden; als Marketingfrau macht sie jetzt schon einen guten Job.