Minusgrade in München:Berstende Rohre, steigendes Grundwasser

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Seit Anfang der Woche läuft in Freimann unaufhörlich Grundwasser in zahlreiche Keller. Im gesamten Großraum München lässt die eisige Kälte Leitungen einfrieren, Keller volllaufen und Heizungen ausfallen. Vor dem Betreten von Eisflächen warnt die Wasserwacht aber immer noch.

Der Frost macht vielen Menschen in der Region München zu schaffen. Wasserrohre bersten und Heizungen fallen aus. Seit Anfang der Woche ist etwa in der Freimanner Auensiedlung unaufhörlich Grundwasser in 45 Keller gelaufen. Technisches Hilfswerk und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. Noch immer ist die Ursache nicht ganz geklärt, warum das Wasser so hoch steigen konnte.

Hochwasser in der Auensiedlung in Freimann. (Foto: Florian Peljak)

Wie das Referat für Gesundheit und Umwelt am Freitagabend mitteilte, könnte aber die Eisschicht zwischen querliegenden Bäumen am Schwabinger Altbach ein Grund für den hohen Grundwasserpegel sein. Die Bäume wurden bereits von der Flussmeisterei des Wasserwirtschaftsamtes entfernt. Das aufgestaute Bachwasser ist zurückgegangen.

Trotzdem laufen bei Anwohnerin Ariane Hagl noch immer Tag und Nacht fünf Pumpen, die das Wasser unter der abgeböschten Terrasse absaugen sollen. Aber seit Samstagmittag gibt es endlich Hoffnung. "Das Wasser steigt nicht mehr, sondern ist um 15 Zentimeter gesunken", sagt Hagl. Zu allem Unglück ist auch noch die Heizung ausgefallen. Die Schäden des Wassereinbruchs seien, so Hagl, noch gar nicht abzusehen. Bei Angelika Wachsmann, einer weiteren Anwohnerin, ist das Wasser sogar ganz aus den Kellerräumen verschwunden.

Zu ungewöhnlichen Maßnahmen hat man in der Städtischen Berufsschule an der Astrid-Lindgren-Straße (Messestadt) gegriffen. Dort lässt man seit Tagen die Wasserhähne laufen, um zu vermeiden, dass Rohre einfrieren und platzen. Auch in Mammendorf im Landkreis Fürstenfeldbruck hat sich ein 80-Jähriger unkonventionelle Mittel einfallen lassen, um eine eingefrorene Wasserleitung zur Tränke seiner Pferde aufzutauen. Laut Polizeibericht benutzte er dafür einen Föhn, mit dem er Stroh und Teile der Holzverkleidung in Brand setzte. Die Feuerwehr konnte das Feuer löschen, die Tiere wurden gerettet, der verletzte Mann in eine Münchner Klinik geflogen.

Johann Petryszak von der Münchner Feuerwehr beschwichtigte jedoch am Sonntag. Am Wochenende habe man zu keinem Wasserschaden ausrücken müssen, sagt er. Rohrbrüche gebe es in jedem Winter, etwa weil vergessen worden sei, außen liegende Leitungen abzudrehen. Allerdings könnte es in den nächsten Tagen zu mehr Rohrbrüchen kommen: Sobald es taut, könnten Lecks aufbrechen, die derzeit noch zugefroren seien. Laut Auskunft des Deutschen Wetterdienstes wurde in der Nacht zum Sonntag eine der tiefsten Temperaturen rund um München am Flughafen gemessen: minus 22 Grad. Von Dienstag an soll es aber kurzzeitig etwas wärmer werden.

Die Münchner Kreiswasserwacht warnt darum noch immer auf ihrer Internetseite vor dem Betreten von Eisflächen. Das Baureferat hat an den städtischen Gewässern Hinweisschilder aufstellen lassen, die Feuerwehr appelliert an den "gesunden Menschenverstand". Im Münchner Umland wird das Betreten der Eisflächen aus Haftungsgründen grundsätzlich nicht freigegeben.

© SZ vom 13.02.2012/fb/ole/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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