Mineraldünger:Brot für die Welt

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Der gebürtige Darmstädter Justus von Liebig begründete mit anderen die organische Chemie. (Foto: dpa)

Justus von Liebig erfand den Superphosphat-Mineraldünger

Von Oliver Das Gupta

Als Justus von Liebig 1853 nach München kam, war er bereits ein Wissenschaftsstar. In wenigen Jahrzehnten revolutionierte er die Chemie: Er hatte den Mineraldünger erfunden, ohne den die Weltbevölkerung nicht ernährt werden kann. Vom Backpulver über Eisenlegierungen bis zu fotochemischen Entwicklungssubstanzen reichen seine umgesetzten Ideen. Liebigs Fleischextrakt, der den Armen endlich eiweißreiche Ernährung ermöglichte, ist legendär.

Mit 21 Jahren war Liebig dank seines Fürsprechers Alexander von Humboldt außerordentlicher Professor in Gießen geworden. Im Alter von 50 Jahren siedelte er auf Einladung des bayerischen Königs Maximilian II. nach München um. Der Wittelsbacher engagierte Forscher, um seine Hauptstadt als Wissenschaftsstandort zum Blühen zu bringen. Bei Hofe wurden Symposien abgehalten, auf denen der Monarch Liebig und andere referieren ließ. Man plauderte auch über Personalfragen, stritt über Kunst und soziale Themen, nebenher spielten die Herren Boule.

Liebig fand in München prächtige Bedingungen vor, weil ihm der König große Freiheiten ließ. Direkt neben seinem Haus hinter dem Alten Botanischen Garten hielt er in seinem Institut Vorlesungen, die auch der spätere König Ludwig II. besuchte. Und seine Erfindungen machte er zu Geld: 1857 etwa gründete er mit anderen die spätere Süd-Chemie, um seinen Superphosphat-Dünger herzustellen und zu vermarkten. Die Firma wurde 2012 vom Schweizer Konzern Clariant übernommen.

Liebig schwärmte von München - bei den Einheimischen rief sein Erfolg freilich auch Aversionen hervor. Katholisch-nationalistische Stimmen beklagten sein angebliches Schmarotzertum und beschworen "den großen Protest der christlich-abendländischen Geistigkeit". Als Schmähung für ihn und andere Protestanten prägten sie das Wort "Nordlichter". Das Königshaus aber blieb Liebig gewogen. Daran änderte auch ein misslungenes Experiment nichts: Bei einer Lachgas-Explosion verletzte Liebig die Königinmutter und den späteren Prinzregenten Luitpold leicht im Gesicht. Liebig starb hochgeehrt 1873. Aus dem Kreis seiner Schüler und deren Schüler gingen mehr als drei Dutzend Nobelpreisträger hervor.

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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