Mieten in München:Neue Wohnungsbörse für Bedürftige

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Sozialwohnungen sollen künftig schneller wiedervermietet werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Freie Sozialwohnungen sollen in München künftig im Netz präsentiert werden, Interessenten können sich dann selber für die Objekte bewerben. So sollen Wohnungen schneller wiedervermietet werden. Ein Problem bleibt allerdings das knappe Angebot.

Von Sven Loerzer

Die Stadt will die Vergabe der knapp 76.000 Sozialwohnungen in München neu organisieren. Wer Anspruch auf eine Sozialwohnung hat, soll künftig Zugang zu einer Internetplattform erhalten, auf der die städtischen Wohnungsgesellschaften die freien Wohnungen präsentieren. Dort können die registrierten Wohnungssuchenden dann ihr Interesse an einer bestimmten Wohnung selbst bekunden.

Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) erhofft sich davon eine schnellere Wiedervermietung in passgenauere Wohnungen. Nächste Woche soll der Stadtrat im Grundsatz über die Reform entscheiden, für die zusätzliches Personal und ein eigens entwickeltes Programm benötigt wird.

Etwa 13.300 Haushalte sind beim Wohnungsamt für eine Sozialwohnung vorgemerkt, vor zwei Jahren waren es noch 11.900. Davon warten circa 8500 Haushalte (2011: 5500) mit höchster Dringlichkeitsstufe auf eine Sozialwohnung. Doch nur etwa 2700 Wohnungsvergaben (2011: 3500) werden es am Ende dieses Jahres sein, weil die Mieterfluktuation angesichts der Preise auf dem freien Wohnungsmarkt gesunken ist.

Die perfekte Wohnung gibt es nicht

Das neue Verfahren soll bürgerfreundlicher und transparenter werden. Meier warnt aber vor zu hohen Erwartungen. So lasse sich "gerade für Familien mit Kindern das Wohnungsangebot und die Chance, zeitnah eine Wohnung zu bekommen, nicht verbessern". Hauptproblem bleibe das "insbesondere für Familien sehr knappe Angebot an preisgünstigem Wohnraum, der zudem nur in längeren Zeitzyklen zur Wiederbelegung kommt".

Kernstück der umfangreichen Neuorganisation, die insgesamt rund 5,3 Millionen Euro kostet, ist die Einrichtung einer Wohnungsplattform, die bis Ende 2015 entstehen soll. Zu dieser Wohnungsbörse, in der die städtischen Wohnungsgesellschaften Gewofag und GWG ihre Freimeldungen einstellen sollen, erhalten die für eine Sozialwohnung registrierten Bürger einen Zugangscode und ein Kennwort. Sie können dann das gesamte aktuelle Angebot überblicken.

Sozialreferentin Meier verteidigt die Praxis, keine Decken auszugeben. (Foto: Stephan Rumpf)

Bislang gab es regelmäßig viele Absagen auf die vom Wohnungsamt einem Bewerber vorgeschlagene Wohnung: Im Schnitt mussten 12 Wohnungssuchende angeschrieben werden, bis es endlich zum Abschluss eines Mietvertrages kam. Oft passte den Berechtigten die Lage oder die Ausstattung der vorgeschlagenen Wohnung nicht.

Die Sozialreferentin erhofft sich von der Wohnungsbörse, dass der Überblick über das vorhandene Angebot auch dazu beiträgt, kaum zu erfüllende Wunschkriterien der Wohnungssuchenden zu verändern. Außerdem könnte die Transparenz dem Eindruck entgegenwirken, übergangen oder benachteiligt zu werden. Die Wohnungssuchenden werden "erkennen, dass es die perfekte Wohnung, die zentral, verkehrsgünstig, aber ruhig gelegen und mit einem großzügigen Wohnungszuschnitt versehen ist, im Regelfall nicht gibt", glaubt Brigitte Meier.

Vergabe nach Bedürftigkeit

Das Wohnungsangebot soll in der Regel zwei Wochen lang in der Börse stehen, damit Wohnungssuchende die Möglichkeit haben, ihr Interesse an einer konkreten Wohnung zu bekunden. Wer über keinen Computer verfügt, kann Zugänge in öffentlichen Stellen sowie zusätzliche Terminals im Wohnungsamt nutzen. Jederzeit sichtbar soll sein, wie viele Bewerber ihr Interesse bereits angemeldet haben. Das soll ermöglichen, die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, für eine Wohnung benannt zu werden. Ist die Angebotsfrist für das jeweilige Objekt abgelaufen, werden die fünf Bewerber mit der höchsten sozialen Dringlichkeit dem Vermieter vorgeschlagen, der daraus dann den Mieter auswählt.

Die Börse soll die Auswahl besonders auch für Menschen mit Behinderungen verbessern, weil sie aus den Grundrissen und Beschreibungen ersehen können, ob die Wohnung ihren Anforderungen gerecht wird. Künftig soll die Bearbeitung von Sozialwohnungsanträgen in einem Kundencenter erfolgen. "Wohnungssuchende sollen sich mit ihrem Anliegen angenommen fühlen", erklärt Meier. Einfacher soll auch das bisher hochkomplexe Punktesystem für die Dringlichkeit werden, das letztlich für die Vergabe entscheidend ist.

© SZ vom 07.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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