Metallbau:Unter Männern

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Stefanie Heringer ist Berufsschullehrerin für Metallbau im Schulzentrum an der Deroystraße. (Foto: Jan Staiger)

Stefanie Heringer führte erst eine Werkstatt, jetzt unterrichtet sie

Von Sabine Buchwald

"Ein Lerngeschenk" sei es für sie gewesen und zugleich "eine Herausforderung" vor Schülern zu stehen, sagt Stefanie Heringer, 41. Geplant hatte sie das nie, ihren beruflichen Werdegang auch nicht danach ausgerichtet. Nach dem Fachabitur wollte sie eigentlich Architektur oder Bühnenbild studieren, hat aber dann nach einem Praktikumsjahr eine Lehre gemacht. "Metallbauerin - Fachrichtung Gestaltung", so darf sie sich nennen. Sie weiß, diese Bezeichnung ist nicht jedermann vertraut, deshalb erklärt sie gleich ungefragt ihren Beruf: "Das ist der ehemalige Schmied." Genauer gesagt ist Heringer Schmiedemeisterin und eine Rarität in der männerdominierten Welt der Handwerker. Weil ihr der Beruf so gut gefallen hat, wurde schließlich nichts mehr aus dem Studium. Nach der Lehre hat sie als Gesellin weitergearbeitet, um noch mehr zu lernen, und dann den Meister gemacht. Mit zwei Gleichgesinnten führte sie ein paar Jahre lange eine Hinterhofwerkstatt im Glockenbachviertel.

So hätte es noch lange weitergehen können für Heringer. Die kreative Metallbearbeitung machte ihr Spaß. Viel Kunst am Bau, Tabernakel für Kirchen, Treppen und Zäune hat sie hergestellt. Die Arbeit war der sportlichen Kletterin auch nicht zu schwer. Und wenn es mal große Stücke zu heben oder tragen gab, hatte sie keine Hemmungen, die Kollegen um Hilfe zu bitten. Am Ende aber rechneten sich die Kosten für die Stadtwerkstatt nicht mehr.

Als Heringer ihre Selbstständigkeit aufgab, war sie schon in den Lehrberuf gerutscht. Erst aushilfsweise, dann nach einer offiziellen Bewerbung auf die ausgeschriebene Stelle als Fachlehrerin. In den ersten Vertretungsstunden an der Berufsschule, um die sie von ehemaligen Lehrern gebeten wurde, habe sie festgestellt, dass es ihr leicht falle, mit Schülern in Kontakt zu treten. Ihre eigene Berufsschulzeit empfand sie als "sehr bereichernd", nun gibt sie in den Fachklassen zurück, was sie selbst bekommen hat. Sie profitiere von ihrer beruflichen Erfahrung, sagt Heringer, etwa wenn sie Material- oder Metallkunde unterrichte. "Technisch konstruktiv arbeiten, aber auch das freie Formen", faszinieren sie noch immer.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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