Messungen in Haidhausen:Da liegt was in der Luft

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Green City misst Feinstaub auf Schulwegen und Spielplätzen

Von Christina Hertel

München ist nicht Peking. Hier läuft niemand mit Atemschutzmasken herum, keine Dunstschwaden verdecken den Himmel. Rein ist die Luft trotzdem nicht. Auch hier werden die Grenzwerte von Luftschadstoffen regelmäßig überschritten. Die Umweltorganisation Green City hat sich deshalb vorgenommen, den Bürgern die Folgen von unreiner Luft für die Gesundheit deutlich vor Augen zu führen. Dafür misst sie in den nächsten Wochen die Feinstaubbelastung in Haidhausen, später sind wahrscheinlich auch andere Stadtteile dran.

Vergangenes Jahr belegte München deutschlandweit den vorletzten Platz: Nur in Stuttgart war die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid höher. Der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde an der Landshuter Allee um mehr als das Doppelte überschritten. "Aber gerade den Autofahrern, die für die hohe Belastung verantwortlich sind, hat die Stadt bis jetzt nicht viel zugemutet", sagt Andreas Schuster von Green City. Das könnte sich ändern. Womöglich kommt auf München aufgrund der Überschreitungen eine Klage der Deutschen Umwelthilfe zu. Dann müsste die Stadt, so Schuster, handeln und entweder Fahrverbote aussprechen oder Strafzahlungen leisten. Die könnten bei bis zu 10 000 Euro liegen und zwar pro Tag - so lange, bis sich etwas ändert. "Wir wollen nicht, dass die Bürger das unvorbereitet trifft. Deshalb möchten wir schon jetzt etwas tun." Das heißt vor allem: aufklären.

Den ganzen Mai wird Green City in Haidhausen deshalb die Feinstaubbelastung auch dort messen, wo sonst nie Messungen stattfinden: in Kindergärten, auf Schulwegen und Spielplätzen. "Gerade Kinder sind besonders empfindlich, was Luftschadstoffe betrifft", sagt Josef Cyrys vom Helmholtz Zentrum München. Sein Institut hat über die gesundheitlichen Folgen von Luftschadstoffen geforscht. Das Ergebnis: Die Partikel können nicht nur zu Asthma und Bronchitis, sondern auch zu Herz-Kreis-Laufproblemen führen. Etwa 50 000 Menschen sterben laut Green City in Deutschland jährlich an den Folgen von zu hoher Feinstaubbelastung.

Dass Haidhausen nun als erster Stadtteil dran kommt, ist mehr oder weniger Zufall. Ein Anwohner ist auf Studien gestoßen, die belegen, dass die Lungenfunktionen von Großstadtkindern weniger entwickelt sind als die von Kindern auf dem Land. Davon alarmiert hat er sich an Green City gewandt. Weil er sozusagen den Stein ins Rollen brachte, ist jetzt auch erst mal sein Stadtteil dran. "Wir hoffen aber, dass sich die Initiative von einem Stadtteil in den nächsten ausbreitet", sagt Schuster.

Mit konkreten Forderungen an die Stadt München hält sich Green City aber zunächst zurück. "Wir möchten die Bürger und ihre Anliegen hören." Das tut die Organisation zum Beispiel bei einem Workshop am Mittwoch, 11. Mai, im Kolpingsaal an der Kirchenstraße 6. Von 18.30 Uhr an will Green City gemeinsam mit den Teilnehmern Maßnahmen und Aktionen für eine saubere Luft entwickeln. Was genau mit den Ergebnissen der Messungen passiert, weiß die Organisation noch nicht. Auf jeden Fall sollen sie auf ihrer Homepage veröffentlicht werden. "Ob Daten danach noch detaillierter ausgewertet werden, hängt von dem Interesse der Bürger ab", sagt Schuster.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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