Mehr Tote als im Vorjahr:24-jährige Frau ist das 50. Drogenopfer

Der Tod kam ganz schnell: Die 24-jährige Frau aus Riem hatte Fentanyl gespritzt, sich übergeben - dann setzte die Atmung aus. Der Notarzt konnte nichts mehr tun. Die junge Frau ist das 50. Drogenopfer in diesem Jahr in München. Vergangenes Jahr zählte die Polizei 34 Tote. Klaus Fuhrmann von der Suchtberatungsstelle Condrobs kann diverse Gründe nennen für die steigende Zahl der Drogentoten. "München ist beispielsweise die Fentanyl-Hochburg in Bayern." Fentanyl ist ein hochpotenziertes Schmerzmedikament, das als Pflaster verschrieben wird. Es gibt Menschen, die lassen sich die Pflaster verschreiben, um sie an Drogensüchtige weiterzuverkaufen. Die kochen die Pflaster aus und spritzen sich das Mittel, das von der Wirkung her "hundertfach Mal stärker ist als Heroin". Gerade in München seien der Verfolgungsdruck durch die Polizei und die Strafen der Justiz so hoch, dass Süchtige nach Ausweichpräparaten suchen - und bei Fentanyl landen.

Anfang des Jahres, sagt Fuhrmann, habe es extrem viele Heroin-Tote gegeben. "Da kam ein besonders reiner Stoff auf den Markt, viele starben an einer Überdosis." Seit zwei, drei Jahren seien zudem so genannte Badesalze im Umlauf, die für schnellen körperlichen Verfall sorgen. "Gerade ältere Konsumenten sterben an den Langzeitfolgen. Die sind gar nicht in der Polizeistatistik erfasst." Die meisten, ergänzt er, sterben allein. "Wir fordern schon seit Jahren Konsumräume in Bayern. Wir versuchen alles, um gegenzusteuern. Aber heuer ist es einfach extrem."

© SZ vom 22.10.2015 / wim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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