Meeressäuger:Die Wal-Party

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Max Tidorf liest vor, Valentine trällert und Heinz Rühmanns Witwe erinnert sich an die Feste vergangener Tage: die "Canada Whale Night" im Bayerischen Hof.

Tanja Rest

Bevor die Show losbricht, muss Jürgen Schau, Ex-Columbia-Chef und Komitee-Mitglied der "Whale and Dolphin Conservation Society" (WDCS), noch schnell was loswerden. "Es gibt keinen Fisch heute. Sie verstehen, das wäre ein bisschen... Jedenfalls. Es ist alles vegetarisch." Sapperlot.

So viel Feingefühl ist man von der Münchner Gesellschaft gar nicht gewohnt, wir erinnern uns da etwa an eine Tombola zugunsten fairen Welthandels, bei der uns das Losglück einmal ein höchst unfaires Päckchen Kaffee in die Hände spielte. Sei's drum. Dies ist die "Canada Whale Night" im Bayerischen Hof, und aus Gründen des zoologischen Feingefühls gibt es anstelle von Lachs und Scampi eben Schafskäse auf Blätterteig und grüne Mini-Pastetchen ungewisser Herkunft. Auch super.

Seit mehr als 15 Jahren setzt sich die in England gegründete Organisation für den Schutz der allseits beliebten Meeressäuger ein. Rund hundert Wal- und Delfinprojekte weltweit gehen bereits auf das Konto der WDCS, und damit der Spendenfluss nicht versiegt, hat man sich in Deutschland nun auf hochkarätige Wal-Galas verlegt, zuletzt in Berlin. Da kamen 30.000 Euro Spendengelder zusammen.

In München hat Hotel-Chefin Innegrit Volkhardt für den guten Zweck den Ballsaal freigeräumt, in dem sich eine etwas kuriose Gönner-Mixtur einfindet, die beispielsweise Rühmann-Witwe Hertha Rühmann und den Schauspieler Max Tidof an einem Tisch zusammenführt. Die 81-Jährige ist zunächst vor allem vom Ort des Geschehens angetan: "Was hab' ich in meiner Jugend hier für schöne Faschingsfeste erlebt, dieses Hotel ist ein Stück Heimat für mich!" Ihr Mitgefühl für Meeressäuger dankt sie Prinz Poldi von Bayern, der ihr jüngst von der amerikanischen Delphin-Therapie für Jugendliche berichtet habe. "Seither geht mir das Schicksal dieser Tiere sehr nahe."

Überirdischer Sound

Max Tidofs Herz wiederum schlägt "nicht nur für Wale, sondern für die gesamte Umwelt, weil das hängt ja alles irgendwie zusammen". Da kann man nur begeistert zustimmen. Tidof hat sich im übrigen schlau gemacht: Frank Schätzing, "Der Schwarm", 1000 Seiten verschluckt in vier Tagen. "Der Hammer!" Daraus soll der Schauspieler nun lesen, und er hat sich der Spenden-Stimmung zuliebe sogar die Mühe gemacht, "nach der einzigen Stelle im Buch zu suchen, die nicht so runterzieht".

An die städtischen DJs zum Abschluss noch der Hinweis, dass Wal-Rufe, von Unterwasser-Mikros eingefangen und mit Synthesizer-Grooves vermengt, einen überirdischen Sound abgeben. Ball-Saal in Trance!

© SZ vom 31.10. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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