Masterplan für den Tierpark:Was der Waldbison noch nicht weiß

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Er muss umziehen, und nicht nur er. Weil der Zoo auf das Geoprinizip und auf Artenschutz setzt, bekommen viele Tiere eine neue Heimat

Von Günther Knoll

Selbst für den Chef ist der Begriff "ein bisschen sperrig" - und so erklärt Rasem Baban, der Direktor des Tierparks Hellabrunn, bei der Vorstellung des Masterplans für die Umgestaltung seines Zoos genauer, was denn unter einem "Geozoo der Biodiversität" zu verstehen sei. Ein Zoo sei heute so etwas wie ein "Artenschutzzentrum im Feldversuch", sagt Baban und wird noch deutlicher: "Ein Tierpark ist keine Briefmarkensammlung". Deshalb dürfe es nicht darum gehen, möglichst viele und exotische Tierarten zu präsentieren. Ziel müsse es heute sein, den Tierparkbesucher schon auf seinem Nachhauseweg zum Nachdenken darüber anzuregen, was er selbst zum Erhalt der Natur und der biologischen Vielfalt beitragen könne.

Diesem Bildungsauftrag will man verstärkt nachkommen in Hellabrunn. Beim Tierbestand, der gegenwärtig 750 Arten umfasst, will man Baban zufolge "Qualität vor Quantität" setzen. Arten, die nicht bedroht sind, brauchen auch keinen Schutz im Zoo. "Wir werden Tiere abgeben", kündigte Baban deshalb an. Doch der Zoo werde umgekehrt auch neue Bewohner bekommen: Zwergflusspferde, Riesenotter, Okapis. Es gehe heute um die Erhaltungszucht hochbedrohter Arten. Die Tiere im Park seien also als Botschafter ihrer vom Aussterben bedrohten Artgenossen zu verstehen. Bei alldem müsse der Tierpark auch eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit einnehmen. So werde zum Beispiel das Giraffenhaus mittels Erdwärmepumpe beheizt.

Die Biodiversität, die Vielfalt des Lebens, soll in Hellabrunn den roten Faden einer interaktiven, unterhaltsamen und nachhaltigen Reise durch die Kontinente bilden. Wobei die heimische Natur der alten Auenlandschaft den Rahmen bildet. Auch da sind Renaturierungsmaßnahmen vorgesehen, etwa bei manchen betonierten Gräben oder Kanälen. Das emotionale und direkte Tiererlebnis soll aber immer im Vordergrund stehen. Deshalb sollen die naturnahen und den Herkunftsregionen der Tieres nachgebildeten Anlagen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch so gestaltet werden, dass der Besucher gute Beobachtungsmöglichkeiten hat, die Tiere sich aber bei aller Nähe nicht gestört fühlen.

Störungen sollen auch bei all den geplanten Umbauten vermieden werden. Deshalb werde man maximal zwei Module pro Jahr umsetzen, sagt Direktor Baban. Den Anfang will man mit der afrikanischen Savannenlandschaft machen.

Grafik: SZ (Foto: SZ-Grafik)
© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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