Mangel an Fachkräften:Mitarbeiter gesucht

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Jobmesse im MOC-Center lockt 10 000 Besucher an. Vor allem in Sozialberufen sind viele Stellen unbesetzt

Von Heiner Effern

Als Stephan Westphal seiner Beraterin die Hand schüttelt, hat er zwar keinen neuen Job, aber zumindest ein paar neue Ideen, wie er leichter einen finden könnte. Erstaunlich viel rote Anmerkungen leuchteten nun aus seiner Bewerbungsmappe, sagt er nach dem Gespräch. Nicht weil seine Unterlagen bisher falsch oder schlecht gewesen seien, sondern weil sie über eine neue oder andere Präsentation seiner Person und seiner Fähigkeiten gesprochen hätten. "Man kann hier frisch von der Leber weg fragen, weil es unverbindlich und damit unverfänglich ist. Ich habe viele gute Tipps bekommen", sagt der Ingenieur, dessen Zeitvertrag im Jahr 2017 ausläuft. Für ihn habe sich der Besuch gelohnt.

Angebote wie der Bewerbungsmappen-Check und mehr als 100 Aussteller ziehen am Wochenende etwa zehntausend Besucher in das MOC-Center im Münchner Norden. "Wir öffnen uns bewusst allen, vom Schüler bis zum Ingenieur", sagt Veranstalter Michael Barlag. Das gilt genauso für Firmen, die Mitarbeiter suchen. Auf diese Weise könnten spontan neue Perspektiven entstehen. "Man kann so vielleicht Menschen zu einem Pflegeberuf bringen, die sich zehn Minuten davor nicht dafür interessiert haben", sagt Barlag. "Weil sie nach einem Gespräch ihre Vorurteile ablegen."

Ausbildung und Jobs im Bereich Pflege, Gesundheit und Soziales bilden bei der achten Jobmesse in München einen Schwerpunkt. Bei einem Rundgang auf dem tatsächlich roten Teppich der Messehalle ahnt man schnell, wo ein großer Bedarf an Personal herrschen könnte. Mehrere große Discounter präsentieren sich, der Flughafen München hat einen Stand und auch die Stadt, die beispielsweise Erzieherinnen oder IT-Spezialisten sucht. Dazu scheint es größere Lücken im Sicherheitsgeschäft zu geben. Private Firmen stellen auf der Messe ebenso aus wie die Bundeswehr oder die bayerische Polizei. "Der Arbeitsmarkt hat sich stark verändert. Heute müssen sich auch viele Unternehmen um Mitarbeiter bewerben", sagt Veranstalter Barlag.

Das gilt auch für Ralf Hotter von MPlan, einem Unternehmen der Luft und Raumfahrtbranche. Allein am Standort München hat er 40 bis 50 Stellen offen. Da trifft es sich gut, dass nach München auch gerne Ingenieure aus Südeuropa kommen, die zu Hause keinen Job finden. "Die sind an Universitäten in Madrid oder Mailand oft sehr gut ausgebildet", sagt Hotter. Gerade habe er mit einem Italiener gesprochen. Ob daraus was wird? Mal sehen, aber Hotter wird in jedem Fall einen dicken Stapel an Bewerbungen in die Firma mitbringen.

Nicht so viel Papier, aber gute Aussichten nimmt Alina Fuchs mit nach Hause. Die Schülerin will ein freiwilliges soziales Jahr machen, deshalb sprechen ihre Mutter und sie mit mehreren Anbietern im Sozialbereich. "Alte betreuen, Spaß mit ihnen haben, ihnen helfen" will Alina gerne. Kein Problem mehr nach diesem Wochenende. Sie hat ein Angebot, am 1. September könnte sie anfangen.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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