Makler beschuldigt Linde-Chef Reitzle:Unlauterer Vorschlag?

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Eine Villa in der Delpstraße sollte für Linde-Chef Wolfgang Reitzle "optisch" billiger gemacht werden, das zumindest behauptet ein Makler. Nun prüft die Staatsanwaltschaft den Fall.

Claudia Wessel

Die Staatsanwaltschaft München prüft, ob gegen Wolfgang Reitzle, den Vorstandsvorsitzenden des Linde-Konzerns, ein Anfangsverdacht wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr besteht.

Villa in der Delpstrasse (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel bestätigte der Leiter der Staatsanwaltschaft München I, Christian Schmidt-Sommerfeld, am Sonntag der SZ. "Es liegt zwar keine Anzeige, aber eine förmliche Mitteilung von Christian Krawinkel vor. Wir werden die Sache jetzt prüfen." Krawinkel ist Immobilienmakler in München.

Aufgrund des geplanten Umzugs der Linde-Konzernzentrale von Wiesbaden nach München suchte Reitzle für sich und Ehefrau Nina Ruge 2006 einen Privatwohnsitz. Sein Vorstandsvertrag enthält offenbar die Klausel, dass die Firma "Wohnraum zur Verfügung stellt".

Von Linde gekauft werden sollte eine Villa in der Delpstraße 6 in Bogenhausen. Preis: 7,8 Millionen Euro. Bei den Verhandlungen um diesen Abschluss kam ein unlauterer Vorschlag ins Spiel - darüber, wer diesen machte, gehen die Darstellungen auseinander.

Villen-Verkäufer Krawinkel sagte dem Spiegel, die Idee sei von Reitzle gekommen, dieser wiederum behauptet das Gegenteil. Für die SZ waren beide am Sonntag nicht erreichbar.

Das Haus sollte "optisch" billiger gemacht werden, so die Mitteilung Krawinkels an die Staatsanwaltschaft. Im Kaufvertrag sollte als Preis fünf Millionen Euro stehen. Die fehlenden 2,8 Millionen wiederum würde Krawinkel auf andere Weise erhalten, habe Reitzle in Aussicht gestellt.

Man werde ihn mit der Baubetreuung der neuen Linde-Firmenzentrale am Oberanger beauftragen, so lautete angeblich das Versprechen. Laut Spiegel gab es auch bereits ein Treffen zwischen Reitzle und Krawinkel nebst Freundin auf Reitzles Anwesen bei Lucca in der Toskana, bei welchem Krawinkel konkrete Vorschläge für die Realisierung der Firmenzentrale gemacht haben soll.

Diese Pläne fanden allerdings wenig Anklang. Reitzle und Linde lehnten die Vorschläge ab, auch entschied sich Reitzle, dass er nicht in der Delpstraße wohnen werde. Stattdessen zog er mit Nina Ruge in ein Haus, das ihm bereits gehört und das vermietet gewesen war. Krawinkel wandte sich an die Staatsanwaltschaft.

© SZ vom 9.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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