Maibaumklau:Diebische Freude

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In der Nacht kamen die Burschen und dann war er weg: Der Maibaum des Schweizer Hofes in Pasing ist entführt worden. Über die Ablöse wird verhandelt.

Andreas Flessa

Als der Coup gelungen war, kam bei den Burschen des Kultur- und Heimatpflegevereins D'Pasinger im wahrsten Sinnes des Wortes diebische Freude auf. In einer nächtlichen Aktion von Dienstag auf Mittwoch gelang es zehn Mitgliedern des Vereins, den Maibaum zu stehlen, der im Biergarten des Schweizer Hofes aufgestellt werden sollte. Um 01.00 Uhr morgens teilte Vereinsvorsitzender Peter Denk in einer Presseerklärung der Öffentlichkeit stolz mit: "Wir freuen uns diebisch, unseren ersten geklauten Maibaum vermelden zu können."

Der bayrischste aller bayrischen Bräuche: Das Aufstellen des Maibaums ist nicht nur ein großes Fest für alle, sondern gelebte Tradition. (Foto: Foto: Hess)

Die Idee kam den Burschen während der Wache am eigenen Baum. "Zufälligerweise wusste einer von uns, wo der Maibaum versteckt war und auch noch, wo sich der Schlüssel zum Stadl befand", berichtet Denk. Also machten sich die Burschen kurz vor Mitternacht auf und verschafften sich Zugang zu dem Versteck des Baums in der Scheune des Stroblhofs an der Planegger Straße.

"Zu unserem Glück war er unbewacht", berichtet Denk. "Sonst hätte der Wächter nur die Hand darauf legen und sagen müssen ,Der Baum bleibt hier." In so einem Fall hätten die Burschen wieder unverrichteter Dinge abziehen müssen. Gewalt darf beim Maibaumdiebstahl nicht im Spiel sein.

Hoffen auf ein Tragl Bier

Ohne viel Federlesens luden sie dann den rund fünf Meter langen weißblauen Stamm auf einen Pritschenwagen und transportierten ihn außerhalb der Stadtgrenzen Pasings. Erst dann, so sieht es der Brauch vor, gehört er den Dieben endgültig.

Jetzt muss mit dem Eigentümer über die Auslöse verhandelt werden. Das könnte sich allerdings schwieriger gestalten als gedacht. Denn der Baum gehört gar nicht dem Pächter des Schweizer Hofes, Horst Rapp, wie D'Pasinger vermutet hatten. Er wird zwar in dem Biergarten aufgestellt, der Eigentümer soll allerdings ein Stammgast sein. "Den müssen wir erst einmal ausfindig machen", stellt Denk fest.

Die Forderung liegt jedenfalls auf dem Tisch. "Wenn wir den Baum zurückgeben, dann haben wir keinen Hunger und keinen Durst mehr", so Denk, der auf eine Brotzeit und ein Tragl Bier hofft. Bis dahin bleibt der Baum an einem geheimen Ort. Gut versteckt und sicher bewacht ist auch der 19 Meter lange Maibaum der Burschen selbst. "Das wäre natürlich eine gewaltige Schmach, wenn den Baumdieben der eigene Maibaum gestohlen würde", sagt Denk.

© SZ vom 29.04.2009/sus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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