Luxusimmobilie "The Seven":Aussicht mit Loft

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Vom zwölften Stock bietet der neue Wohnturm "The Seven" seinen Bewohnern einen atemberaubenden Blick über die Stadt. (Foto: Robert Haas)

Dietmar Holzapfel und sein Lebenspartner Sepp Sattler ziehen in den umgebauten Maschinenturm des ehemaligen Heizkraftwerkes an der Müllerstraße. Von ihrer Fünf-Millionen-Euro-Wohnung im zwölften Stock blicken sie auf die Stadt - auch auf ihr Lokal "Deutsche Eiche"

Von Alfred Dürr

Das erlebt man so in München wohl kein zweites Mal: dass man eine große neue Wohnung betritt, die Räume um sich herum schnell vergisst und der Blick sich sofort nach draußen wendet. Die Sicht aus dem zwölften Stock ist atemberaubend. Von hier oben ist die Altstadt mit ihren Türmen und Kuppeln fast schon greifbar nahe. Was für eine prächtige Silhouette bis zum Horizont. Dort taucht die untergehende Sonne das Panorama in gleißendes Abendlicht. Ist das vielleicht alles nur eine gigantische Fototapete? Kitschiger geht es jedenfalls nicht mehr.

Vor gut vier Jahren haben die Abbruch- und Umbauarbeiten auf dem Gelände des Heizkraftwerks an der Müllerstraße begonnen. Nach den Plänen des Berliner Architektenbüros Léon Wohlhage Wernik sollte ein exklusives Wohn- und Büroquartier mit insgesamt über 100 Wohnungen entstehen: "The Seven", benannt nach der Hausnummer. Der Maschinenturm ist das einzige Bauwerk, das noch an die einstige Industrieanlage erinnert. Er hat sich mit seinen 56 Metern zum höchsten Wohngebäude in der Innenstadt gewandelt. Auf den Etagen prägen noch die Handwerker das Bild. Aber das Projekt ist so gut wie fertig. Die Bewohner können in ihre Luxusimmobilie einziehen.

Dietmar Holzapfel, der Wirt des Traditionslokals "Deutsche Eiche" in der Reichenbachstraße, und sein Lebenspartner Sepp Sattler gehören zu den Eigentümern einer solchen luxuriösen Turmwohnung. Die beiden haben die Hälfte der zwölften Etage erworben - 200 Quadratmeter Fläche für fünf Millionen Euro. Noch ist man provisorisch eingerichtet, aber die ersten Gäste stehen ohnehin nur am Fenster und brauchen die Sitzgelegenheit gar nicht . Auch ihre "Eiche", die seit vielen Jahren als schwul-lesbischer Treffpunkt im Viertel verankert ist und die nur ein paar Schritte vom neuen Quartier entfernt ist, haben die beiden von hier oben aus immer im Auge, wenn sie zu Hause sind.

Bald werden die ersten Bewohner in den umgebauten Maschinenturm des ehemaligen Heizkraftwerkes an der Müllerstraße einziehen. (Foto: Robert Haas)

Es fing mit rein nachbarschaftlichem Interesse am Umbauprojekt in der Müllerstraße an, erzählt Holzapfel. Er kommt ins Schwärmen, wenn es um die erste Besichtigung des alten Maschinenturms geht: "Diese wahnsinnige Aussicht, da war es um uns geschehen." Aber fünf Millionen Euro muss man erst einmal aufbringen: "Wir haben schwer geschluckt, aber die Bank hat mitgemacht."

Jetzt gibt es noch ein paar Luxusprobleme. 30 Baumängel sind abzuarbeiten. Der Einzugstermin hat sich immer wieder verzögert. "Das ist halt alles sehr komplex in diesem Haus", erklärt Sepp Sattler. Jedes der 15 Stockwerke gestaltet sich anders, die Grundrisse variieren erheblich, genauso ist es mit den Ausstattungen der Wohnungen: "Bei diesen Preisen muss man auf alle individuellen Wünsche eingehen."

Die beiden haben sich beispielsweise für einen grüngesprenkelten Terrazzo-Boden entschieden - und für Großzügigkeit bei der Aufteilung der Räume. In ihrem 140-Quadratmeter-Wohnzimmer steht die Maßanfertigung einer Badewanne. 12 000 Euro haben sie in den Zweisitzer-Whirlpool investiert. Gemeinsam auf Augenhöhe mit der Frauenkirche planschen - das war ihnen die Investition wert.

Solche Annehmlichkeiten, der weite Raum und der tolle Blick - was bewegt einen sonst noch, das mitten in schönster Natur gelegene Wohnhaus in Taufkirchen aufzugeben und sich für ein solch ungewöhnliches Neubauobjekt im Gärtnerplatzviertel zu entscheiden? "50 Jahre lang stand hier ein Heizkraftwerk, mitten im Wohngebiet, dann hat man et was grundlegend Neues gewagt", sagt Sattler. Das sei ein Highlight für München, endlich ein mutiger architektonischer Schritt. Negative Auswirkungen auf die gewachsenen Strukturen des Gärtnerplatzviertels befürchtet er nicht: "Von Gentrifizierung kann man nicht sprechen, kein einziger Mieter wird verdrängt."

Das ganze Leben in Sichtweite des Turms: Das begeistert Holzapfel und Sattler. "Dort , in der Nähe des Giesinger Bergs bin ich geboren und aufgewachsen, da hatten meine Eltern ihr Geschäft", erzählt Sattler. Er sei nicht nur Gastronom, sagt Holzapfel, sondern auch geprüfter Stadtführer: "Ich liebe München und kenne viele Häuser, aber es gibt immer wieder etwas zu entdecken."

Sepp Sattler und Dietmar Holzapfel vor dem Whirlpool in ihrem 140-Quadratmeter-Wohnzimmer. (Foto: Robert Haas)

Am Fenster zu stehen , zu schauen wo welches Gebäude sich befindet, das ist besser als in den Fernseher zu gucken. Endlich sieht man die Paulskirche in ihrer ganzen Pracht und nicht nur von unten, sagen sie. Und dort hinten, das mächtig aufragende Hochhaus Uptown München am Olympiapark: "Da merkt man, dass München halbwegs eine Großstadt ist."

Und man erkennt von hier oben auch, wie viel sich baulich bewegt. An vielen Ecken und Enden ragen Kräne auf. Plötzlich huscht ein schwarzer Schatten vorbei. "Der Falke", erklärt Sepp Sattler. Den kennen sie bereits gut. Der Vogel hat oben an einem der als Erinnerung wiederinstallierten Kamine aus den Zeiten des alten Maschinenhauses seinen Hort, eine kleine Holzhütte mit Start- und Landeplatz.

Und gibt es aus luftiger Höhe auch etwas hässliches im Stadtbild zu erspähen, einen baulichen Schandfleck? Sattler zögert nicht lange und zeigt nach Süden: "Das Heizkraftwerk in Sendling mit den Kaminen, das passt überhaupt nicht ins Bild."

© SZ vom 28.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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