Luise-Kiesselbach-Platz:Ring frei für Münchens letzten Tunnel

Lesezeit: 2 min

Großprojekt am Luise-Kiesselbach-Platz: Im Südwesten müssen sich Anwohner und Autofahrer über sechs Jahre auf Stau und Lärm einstellen.

D. Hutter

Zwei Monate bleiben für einen finalen Blick - dann verwandelt sich das Gelände rund um den Luise-Kiesselbach-Platz in eine gigantische Kraterlandschaft. Der Stadtrat hat die letzte Genehmigung für den Tunnel Südwest bereits erteilt, Mitte August beginnen die Rohbauarbeiten. Autofahrern und Anwohnern steht eine sechsjährige Leidensphase bevor. Der Ring bleibt jedoch die ganze Zeit über befahrbar.

Die Baustelle am Luise-Kiesselbach-Platz. (Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Röhre drei, die alle bisherigen Ringtunnel in den Schatten stellen wird, ist für Münchens Straßenbauer der letzte Auftrag aus dem Bürgerentscheid von 1996. Das Vorgängerprojekt an der Richard-Strauss-Straße geht nach ebenfalls sechsjähriger Bauzeit am 18. Juli unter Verkehr - also vier Wochen, bevor es ernst wird am Kiesselbach-Platz. Die Vorboten der neuen Großbaustelle im Münchner Südwesten sind aber schon jetzt nicht zu übersehen: An vielen Stellen kurven die Autofahrer zwischen gelben Markierungen, und in der einst baumbestandenen Garmischer Straße herrscht freie Sicht von Haus zu Haus.

Radfahrer können die Baustelle passieren

Bagger und Bohrer werden sich auf eine Strecke von fast drei Kilometern verteilen, laut Baureferat wird stets an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet. Da der mächtige Verkehrsstrom am Mittleren Ring keine Engpässe verzeiht, bleiben in der Garmischer Straße und am Luise-Kiesselbach-Platz während der gesamten Bauzeit drei Fahrbahnen je Richtung erhalten. Verschwenkt allerdings, teilweise rollen die Autos mit drei Metern Abstand vor den Fenstern der Anwohner vorbei. Wohnhäuser wie Geschäfte bleiben erreichbar, und auch Fußgänger oder Radfahrer können die Baustelle problemlos passieren.

Lediglich in der Heckenstallerstraße gen Westen sowie auf der Garmischer Autobahn stadtauswärts muss je eine Fahrspur gesperrt werden. Alles in allem bleiben 85 bis 90 Prozent der Straßenkapazität erhalten, haben die Planer ausgerechnet. Probleme wird es natürlich trotzdem geben - schon bei den heutigen 100 Prozent klappt bekanntlich nicht alles reibungslos. Die zu erwartenden Staus dürften viele Autofahrer durch die Fürstenrieder sowie Hansa- und Passauerstraße umfahren. Deren Ampeln werden daher für die Zusatzbelastung neu programmiert. Umleitungen durch kleine Nebenstraßen wird es jedoch ebenso wenig geben wie längerfristige Straßensperrungen.

Noch nicht vom Stadtrat beschlossen ist das Konzept, mit dem das Kreisverwaltungsreferat die Autofahrer über die Baustelle informieren und zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel, zum Ausweichen auf neue Fahrtstrecken oder zumindest zur Umgehung der Stoßzeiten motivieren will.

Es soll weitgehend nach dem Vorbild der Neubürgerberatung von Stadt und MVG funktionieren, also per Infomappe, die der Postbote ins Haus bringt. Auswärtige werden gesondert kontaktiert, etwa durch "mobile Agenten" im Stau. Da sich die Verkehrsführung (und vielleicht auch die Anwohnerschaft) über die Jahre hinweg verändert, muss das "Mobilitätsmanagement" mehrmals neu aufgelegt werden und wird daher nicht gerade billig: Das Referat kalkuliert mit knapp 6,8 Millionen Euro.

Klicken Sie auf die Karte für eine Gesamtansicht. (Foto: SZ-Graphik)

Eröffnung 2015

Im Vergleich zu den Baukosten für den Tunnel ist das freilich ein Schnäppchen. Nach aktuellem Preisstand ist mit 398,50 Millionen Euro zu rechnen. Dafür bekommen die Münchner auf Höhe Garmischer Straße/Luise-Kiesselbach-Platz einen 1500 Meter langen und teilweise zweistöckigen Tunnel samt Abzweigung zur Garmischer Autobahn, eine im westlichen Teil tiefergelegte Heckenstallerstraße sowie eine, im Ostabschnitt, 620 Meter-Röhre (siehe Grafik). Die Eröffnung ist für 2015 geplant.

Zwei Jahre später wollen die Arbeiter dann auch die Wiederherstellung der Oberfläche abschließen, zu der ein neu gestalteter Luise-Kiesselbach-Platz sowie eine vergleichsweise schmale und wieder begrünte Garmischer Straße gehören. Komplett verkehrsfrei wird nur ein sehr kleiner Abschnitt in der Heckenstallerstraße, der sich jedoch nicht mit dem in Tunnelfragen immer wieder gern erwähnten Petuelpark messen kann.

Ob der Tunnelbau am Mittleren Ring auch nach 2015 noch weitergeht, hat der Stadtrat bisher nicht entschieden. Diskutiert werden aktuell eine Verlängerung des Landshuter-Allee-Tunnels oder die "Deckelung" des McGraw-Grabens. Beide Projekte wären, da der Ring an diesen Stellen bereits kreuzungsfrei ist, für die Autofahrer ohne Bedeutung. Den Anwohnern aber könnten die Röhren ruhigere Nächte bescheren.

© SZ vom 22.06.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: