Ludwig-Maximilians-Universität:Uni-Mitarbeiter warten auf ihren Lohn

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"Wir sind richtig verzweifelt." Seit drei Monaten hat die LMU hunderte studentische Hilfskräfte nicht bezahlt. Schuld ist offenbar ein neues Personalsystem.

Christina Warta

Sie arbeiten seit Anfang Oktober an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU): Manche leiten als Tutoren Einführungsveranstaltungen für Erstsemester, andere wachen in den Bibliotheken darüber, dass Bücher rechtzeitig zurückgegeben werden. Doch für diese Arbeit haben mehrere Hundert studentische Hilfskräfte bislang keinen Lohn bekommen. "Wir wissen nicht, warum das so ist", sagt eine Soziologie-Studentin. "Wir haben keine Informationen bekommen und keine Entschuldigung."

Kein Lohn für Hilfskräfte: Die LMU hat Hunderte Studenten seit Oktober nicht bezahlt. (Foto: Catherina Hess)

Die Studenten, die seit nunmehr drei Monaten auf ihr Gehalt warten, sind längst das Gesprächsthemen an der Universität. "Viele haben uns um Rat gefragt", bestätigt Friedrich Siemers, Geschäftsführer der Studentischen Vertretung (StuVe). Im Internet wurde eine Mail-Adresse angegeben. "In nur vier Tagen haben sich 50 Personen gemeldet", sagt Siemers.

Doch betroffen sind wohl viel mehr Studenten: Siemers geht nach Recherchen von rund 800 Studenten aus, deren Verträge bislang offenbar nicht bearbeitet worden sind. Insgesamt sind an der LMU rund 2300 Hilfskräfte tätig.

Die Soziologie-Studentin etwa hat schon früher als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet. "Bisher war das noch nie ein Problem: Man hat den Vertrag unterschrieben, Ende des Monats wurde das Geld überwiesen." Dieses Mal jedoch passierte gar nichts. Als der Lohn ausblieb, riefen viele Hilfskräfte bei der zuständigen Abteilung an. "Man wurde nur angemeckert und nicht ernst genommen", sagt die Studentin.

Durchschnittlich verdient eine studentische Hilfskraft rund 300 Euro im Monat. Manche haben auch mehrere der stets befristeten Verträge. "Ich kenne Leute, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können und Kredite aufnehmen mussten", sagt sie. Ihr selbst geht es ähnlich, das Ersparte ist aufgebraucht. "Wenn das Geld nicht kommt, kann ich im Januar meine Miete nicht bezahlen", sagt sie.

LMU-Vizepräsident Christoph Mülke, zuständig für Wirtschafts- und Personalverwaltung, bestätigt den "erheblichen Rückstand bei der Bearbeitung der Hilfskraftverträge". Man sei sich bewusst, dass gerade studentische Hilfskräfte auf ihre Bezüge angewiesen seien und sich in einer prekären Situation befänden. "Das Personaldezernat arbeitet mit Hochdruck daran, den Rückstand möglichst zeitnah aufzuholen", sagt er.

Entstanden ist das Problem durch die bayernweite Einführung eines neuen, zentralisierten Personalsystems, das offenbar nicht nur an der LMU für große Probleme sorgt. Bearbeiteten die Mitarbeiter früher einen Vertrag in zehn Minuten, so brauchen sie heute eineinhalb Stunden. Das System wurde ausgerechnet kurz vor Semesterbeginn eingeführt - als an der LMU Hunderte neue Verträge mit Studenten abgeschlossen wurden.

Friedrich Siemers hat dennoch erst kommende Woche einen Termin bei der Verwaltung bekommen, um das Problem zu besprechen. "Keiner hat Zeit, und die Hilfskräfte baden es aus", kritisiert er - und scheint damit recht zu haben. "Ich habe noch 40 Euro für Dezember", sagt die Soziologie-Studentin. "Wir Studis sind alle richtig verzweifelt."

© SZ vom 14.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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