Linkspartei im Anmarsch:Fürchtet euch nicht

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Für die einen ist sie ein populistischer Haufen, für die anderen eine Gefahr - mit der Linkspartei wächst die Konkurrenz für Rot-Grün im Münchner Rathaus.

Jan Bielicki

Für Oberbürgermeister Christian Ude hat das Ereignis "keine besondere Bedeutung". Einige seiner SPD-Parteifreunde werden sich aber genauer ansehen, was sich vom heutigen Freitag an bis zum Sonntag im Pasinger Wirtshaus Zur Post abspielen wird. "Wir nehmen das durchaus ernst", so Parteichef Franz Maget. Immerhin entstehe "ein zusätzlicher Wettbewerber, der mit uns um Wählerstimmen konkurriert".

Die Linke ist weiterhin auf dem Vormarsch. (Foto: Foto: AP)

Am Wochenende nämlich soll auch in München und im Landkreis ein eigener Kreisverband der neuen Linkspartei entstehen. Rund 350 Mitglieder sind aufgerufen, den Verband zu bilden und einen Vorstand zu wählen. Danach wird aus der ehemaligen PDS und der aus Protest gegen die Hartz-Reformen gebildeten Wählerinitiative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) endgültig Die Linke geworden sein.

Zusammenraufen

Damit hätte die Linkspartei rechtzeitig vor den Kommunalwahlen auch in München eine eigene Organisation - und damit die Chance, mehr Kandidaten als bisher in den Stadtrat zu bringen. Derzeit sitzt nur Brigitte Wolf, 2002 über die Liste der PDS gewählt, im Rathaus. Die 44-Jährige gilt als fleißige, besonnene Vertreterin ihrer Partei, ist aber Einzelkämpferin. Käme die Linkspartei jedoch auf ein ähnliches Ergebnis wie bei der Bundestagswahl 2005, als sie stadtweit 3,9 Prozent der Stimmen erreichte, könnte sie drei oder vier ihrer Leute in den Rat schicken.

Davor aber muss sich die neue Linke zusammenraufen - was beinahe wörtlich zu verstehen ist. Zwar spielen Eifersüchteleien zwischen den der PDS entwachsenen Altmitgliedern und der großen Mehrheit der Neuen - zwei Drittel der Mitglieder stammen aus der WASG - kaum eine Rolle. "Wir arbeiten gut zusammen", sagt der ehemalige PDS-Parteichef Jan Tepperies.

Doch innerhalb der WASG ist es oft rund gegangen. Deren aus der Gewerkschaft kommende Gründerväter um das heutige Bundesvorstandsmitglied Fritz Schmalzbauer rieben sich an ultralinken Aktivisten, Politikneulinge an alten Bekannten der linken Szene. "Es waren Kennenlernprobleme", spielt das geschäftsführende Vorstandsmitglied Dagmar Henn die Turbulenzen herunter.

Am Wochenende müssen sich die Linken über so profane Dinge wie die Abgrenzung der Ortsverbände einigen. Wahrscheinlich ist, dass die neue Linke keinen Stadtvorsitzenden bekommt, sondern ein fünf- bis zehnköpfiges Kollektiv als Vorstand wählt.

Für Rot-Grün, die 2008 um ihre Stadtratsmehrheit kämpfen müssen, kann die Linkspartei zum Problem werden, auch wenn Ude der Linken wenig Chancen einräumen will: "Sie haben hier keine bekannten Persönlichkeiten und kein gesellschaftliches Umfeld." Seine einzige Sorge: "Linke Abspaltungen haben immer nur den rechten Parteien geholfen."

Maget glaubt seine SPD aber gerade in der Sozialpolitik so aufgestellt, dass sie von links nichts fürchten müsse: "Bei uns treten Gewerkschafter in die SPD ein und nicht aus." Während sich Maget auffallend müht, die Konkurrenz nicht mit allzu heftigen Angriffen aufzuwerten, sagt der grüne Parteichef Florian Vogel deutlich, was er von der neuen Gruppe hält: "Ein rein populistischer Haufen."

© SZ vom 29.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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