Lieblingsplätze:Auf der Seite der Guten

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Gute Haltungsnoten: Schauspielerin Marlene Morreis. (Foto: Stephan Rumpf)

Marlene Morreis mag Minigolfen im Olympiapark - auch wegen einer Jugendsünde

Von Michael Bremmer, München

Wie die Daltons versteckten sich die drei hinter dem Baum. Direkt am Stamm der kräftige Türsteher des Atomic Cafés, hinter ihm der durchtrainierte Eishockeyspieler, und am Ende die schlanke Schauspielerin Marlene Morreis, jeder der Reihe nach ein Stückchen kleiner als der Vordermann, ganz wie die Comic-Banditen in Lucky Luke. Vor 15 Jahren war das. Kurz nach Mitternacht auf der Minigolfanlage im Olympiapark. Ein lustiges Spielchen aus einer Bierlaune heraus, bis plötzlich ein Wachmann auftauchte und das Gelände mit der Taschenlampe absuchte. Er einen Schritt vor, die Daltons einen Schritt um den Baum herum, immer weiter, bis der Mann von der Security unverrichteter Dinge weiterzog.

Eine gute Geschichte, vor allem, weil Marlene Morreis gerne lacht und deswegen gerne lustige Geschichten erzählt. Und doch kann man die Beichte kaum glauben - und schuld daran ist die Schauspielerei. Oder das Fernsehen. Oder vielmehr die Fantasie, weil man Fernsehrollen auf die Realität überträgt. Und dieses Delikt passt nicht ins Bild, gehört doch Morreis im Fernsehen meist zu den Guten. In der ZDF-Serie "Schafkopf - A bissel was geht immer" war sie eine junge Anwältin, für das nächste Staffelende der Kultserie "München 7", das derzeit gedreht wird, spielt sie die Freundin eines Polizisten. Und wenn der Auftaktfilm für die neue Krimi-Reihe "Schwarzach 23" im Fernsehen läuft ("Und die Hand des Todes", Samstag, 24. Oktober, ZDF, 20.15 Uhr) ist Morreis in einer der Hauptrollen als zwangsversetzte Kommissarin zu sehen.

Jetzt steht sie erst mal an Bahn acht der gleichen Minigolfanlage wie damals und gibt mehr die Ulknudel als die begnadete Spielerin. Ihre Hochwasserhose hat Risse an den Knien, ihre Socken sind so rot wie Ball und Hindernisse. Sie lässt die Hüfte kreisen, holt weit mit dem Schläger aus, als wolle sie bei den US-Open ein Hole-in-one schlagen. Sie grinst, sie schmollt, sie feixt, sie blickt entsetzt drein, sie prustet laut los - und man fragt sich, wie viele Grimassen Marlene Morreis wohl in zwei Minuten schneiden kann. Dann schaut die Schauspielerin von einem Moment auf den anderen ernst und sagt: "Ich bin voll der Polizei-Schisser." Nur zweimal sei sie bisher von Polizisten kontrolliert worden, einmal im Straßenverkehr, einmal im Kunstpark Ost - und von daher habe sie richtig "Schiss gehabt", als damals nach Mitternacht die Security auftauchte.

Die Idee entstand bei einem Bier in der Klenze 17. Im Auto des Eishockeyspielers lag eine Golftasche. Nur ein Ball fehlte, weswegen sie auf dem Weg in den Olympiapark in der Leopoldstraße einen Tank-Stop einlegten - einen Schlüsselanhänger mit Ball haben sie sich gekauft. Oder Überraschungseier, Morreis weiß es nicht mehr genau. Und das, obwohl sie das Abenteuer wohl immer wieder erzählt, wenn Freunde nach München kommen und sie die Minigolf-Anlage besuchen.

Auch an diesem Tag, an Bahn acht. Sie zeigt auf den Baum, hinter dem sie sich versteckt haben, hebt ihre Schultern leicht an und grinst verschmitzt. Diese Geste kennt man von ihr, aus dem Fernsehen. Egal, ob als Anwältin oder Polizistin: Sie nimmt nicht immer den ganz legalen Weg. Und auch in "Schwarzach 23" überschreitet sie als degradierte Kommissarin gerne ihre Kompetenzen - sehr zum Ärger von Maximilian Brückner, der ihren Bruder, einen sehr erfolgreichen Hauptkommissar, spielt.

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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