Leute:In der Öffentlichkeit

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Sie sind Akteure in der Kommunalpolitik, der Wirtschaft und der Gesellschaft und finden sich fast täglich in der Berichterstattung wieder. Den Umgang mit der "Presse" haben sie alle auf ganz eigene Weise erlebt.

Von Karl-Wilhelm Götte

Manche sind nur für einen Tag eine Person des öffentlichen Lebens, andere Namen finden sich Jahre und Jahrzehnte immer wieder in der Zeitung. Der von Peter Braun etwa, Bürgermeister von Germering, war schon 1977 Amtschef, als die Fürstenfeldbrucker Neuesten Nachrichten jeden Tag über Kommunalpolitik zu schreiben begannen. Nach der Gebietsreform 1978, als Germering und Unterpfaffenhofen zusammengelegt wurden, waren einige Jahre andere Rathauschefs in Germering im Amt gewesen. Von 1991 bis 2008 übernahm dann wieder SPD-Oberbürgermeister Braun das Spitzenamt im Rathaus. Zweimal wurde er wiedergewählt. Auch Johann Drexl, der langjährige Kreisobmann des Bauernverbandes, wurde ständig in der SZ abgebildet. Genauso wie die AEZ-Geschäftsführer Klaus und Udo Klotz, sowie der langjähriger Sprecher der Landkreisärzte, Werner Kainzinger. Zum Jubiläum der SZ-Landkreisausgabe erinnern sie sich, wie die Zeitung mit ihnen umging, welchen Nutzen sie beruflich aus der Berichterstattung gezogen haben und was sie an der Lektüre der Fürstenfeldbrucker SZ schätzen.

"Gut wiedergefunden"

Peter Braun, 75, hatte sich gefreut, dass 1977 eine zweite Zeitung über den Landkreis und natürlich auch über Germering berichtete. "Als Bürgermeister war ich immer froh, dass es zwei große seriöse Zeitungen gab", sagt Braun, der nach 17 Jahren als SPD-Oberbürgermeister sich heute bewusst nicht mehr in die Kommunalpolitik einmischt. "Seitdem habe ich auch die SZ." Er ist aber immer noch ehrenamtlich als Vorsitzender des Hospizvereins und in der Germeringer Sozialstiftung tätig und an allen örtlichen Themen immer noch interessiert. "Doch es kommt schon vor, dass ich das Örtliche manchmal nur querlese, ich lese nicht mehr jede Zeile", gesteht Braun ein. Braun hat die SZ immer als "kritische Zeitung" erlebt. Dort würden sehr viele Themen aufgegriffen. Das betrachtete Braun immer auch mit einem Schuss Humor: "Manchmal wurden auch Themen gesetzt, von denen ich das nie geglaubt hätte, dass sie jemals ein Thema sein würden."

"Ich habe mich oft über die SZ gefreut und mich dort gut wiedergefunden", erzählt der langjährige OB. Geärgert habe er sich wenig über die Zeitung. "Wenn man selbst betroffen ist, zum Beispiel im Wahlkampf, dann ist man schon mal dünnhäutig", bekennt Braun. "Aber es gehört dazu, dass durch eine Zeitung auch mal Staub aufgewirbelt wird."

An eine Sache erinnere er sich noch gut, zu der er damals einen seiner wenigen Leserbriefe an die Redaktion geschickt habe. Da hätte ein "junger SZ-Kollege" den Germeringer Christkindlmarkt kritisch beschrieben, obwohl dieser noch gar nicht geöffnet hatte. Als die Aids-Hysterie 1986 ziemlich auf dem Höhepunkt war, habe es einen Zwischenfall gegeben, bei dem die Germeringer Polizei eingeschritten sei, als ein HIV-Infizierter jemanden aus seinem Glas trinken ließ. Die Brucker SZ habe damals Verständnis für die Polizei geäußert. Er hätte sich gewünscht, als er zu dieser Zeit Landtagsabgeordneter gewesen war, dass die SZ in diesem konkreten Fall etwas konsequenter recherchiert hätte, das HIV so nicht übertragen werden kann. Doch das habe er der Zeitung schnell wieder verziehen. "Lieber wird das eine oder andere mal etwas schief dargestellt", sagt der gelernte Jurist, "als dass es gar nichts gibt." Brauns 40-jähriges SZ-Resümee fällt positiv aus: "Ich freue mich, dass es sie gibt."

Für Ärger kein Anlass

Johann Drexl, 58, war zehn Jahre lang das Gesicht der Landkreisbauern gewesen. Regnete es viel oder wenig, fiel die Ernte gut oder schlecht aus: Drexl wurde befragt. Er bescheinigt der SZ eine "objektive Berichterstattung". Besonders gerne erinnert sich Drexl an ein Interview der Zeitung, als die Milchbauern vor einigen Jahren auf die Barrikaden gegangen sind. Damals ging der Milchpreis mächtig in den Keller und die Milchbauern fühlten sich vom Bauernverband nicht energisch genug vertreten. Der Verband wurde von den Milcherzeugern sogar ziemlich unter Druck gesetzt. "Dieses Interview in der Zeit der Milchkrise ist bei den Milchbauern gut angekommen", sagt er rückblickend, "es war damals gut, dass die SZ mir die Gelegenheit dazu gegeben hat, einiges gerade zu rücken." Der Hattenhofener Landwirt, der auch frühzeitig auf Fotovoltaik setzte, las alle SZ-Artikel, die die Landwirtschaft betrafen. Sie wurden in der Geschäftsstelle gesammelt und ihm dann umgehend per E-Mail zugeschickt.

Drexl ist sich sicher: "Die SZ-Berichterstattung war für mich immer eine wichtige Quelle, um zu wissen, was in der Landwirtschaft los ist." Kritisch sieht Drexl heute die Art der Berichterstattung in bestimmten Medien, die sich nur um die wirtschaftliche Seite in der Landwirtschaft drehe. "Man muss die Landwirtshaft auch ideell betrachten", sagt Drexl.

Er wünscht sich die SZ hier an der Seite der Idealisten in der Landwirtschaft. Wenn es nur noch darum gehe, dass die Betriebe immer größer werden sollen, "ist das der falsche Weg", zeigt sich Drexl überzeugt. Zum Ärgern habe die SZ ihm in den vergangenen 40 Jahren keinen Anlass gegeben.

"Fair und ausgewogen"

Werner Kainzinger, 66, ist Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes Fürstenfeldbruck und war bis 2014 auch langjähriger Brucker Stadtrat. Zuletzt war er im Gremium Sportreferent gewesen. Mit der SZ lebt er seit vielen Jahrzehnten. "Ich habe die SZ immer noch abonniert", erzählt Kainzinger. Der HNO-Facharzt hat seine Praxis aufgegeben, dafür ist seine Tochter Sandra mit gleicher Fachrichtung in Fürstenfeldbruck in seine Fußstapfen getreten.

Kainzinger musste sich in der Vergangenheit, wie viele andere Leser auch an mehrere für die SZ notwendige technische und inhaltliche Umstellungen gewöhnen. So dauerte es immer etwas, bis er als Stammleser der Zeitung das modernere Layout, das Anfang der 2000er Jahre kam, verinnerlichte. "Der Mensch gewöhnt sich an alles", sagt Kainzinger heute, und das klingt dabei sehr versöhnlich.

"Die Berichterstattung war aber immer fair und ausgewogen", stellt er der Redaktion ein gutes Zeugnis aus. So würden das auch seine Ärztekolleginnen und -kollegen sehen. Besonders in den vergangenen zwei, drei Jahren sei die Zeitung noch besser geworden. Umfang und Bedeutung der Artikel wären immer angemessen gewesen.

Sehr geschätzt habe er, dass er aus der Redaktion immer angerufen und nachgefragt wurde, wenn Details noch unklar gewesen seien. Kainzinger sagt: "Auch die Interviews wurden immer korrekt wiedergegeben."

Er lobt besonders die Berichterstattung über die medizinische Versorgung der Asylbewerber in Fürstenfeldbruck. Kainzinger ist selbst bei der Betreuung der Flüchtlinge federführend beteiligt ist. Die SZ habe mit ihren Artikeln auch dazu beigetragen, dass die ärztliche Betreuung der Asylbewerber nicht in externe Hände gegeben wurde, wie es die Regierung von Oberbayern mal erwogen habe. "Der 'Brucker Weg' mit der Orientierung auf die Versorgung vor Ort wurde von der SZ unterstützt", hebt Kainzinger lobend hervor. Seine Pressemitteilungen in dieser Sache sind in der SZ-Redaktion offenbar immer auf fruchtbaren Boden gefallen.

Mit der SZ als Meinungsmedium hat Werner Kainzinger kein Problem: "Manche glauben, sie stehe in einer bestimmten politischen Ecke, ich sehe das nicht so." Einen Beschwerdeleserbrief hat er nie schreiben müssen.

Täglich auf dem Schreibtisch

Klaus Klotz, 77, und Udo Klotz, 68, Geschäftsführer der Amper-Einkaufszentren (AEZ), haben die Brucker SZ auch seit vielen Jahren jeden Tag auf dem Bürotisch liegen. Aus den Geschäften in Fürstenfeldbruck, Puchheim und Germering in den Siebzigerjahren ist ein kleines AEZ-Imperium geworden.

Inzwischen gibt es elf Standorte, die die Klotz-Brüder von der Zentrale in Fürstenfeldbruck aus steuern. Zuletzt kam das große Shopping-Center GEP in Germering dazu. "Die SZ war nach meiner Meinung immer fair zu unserem Unternehmen", sagt Klaus Klotz. Es sei auch, wenn es um Bauvorhaben des AEZ ging, immer sachlich berichtet worden. "Die SZ ist wesentlich, weil sie aktuell ist", beurteilt Klaus Klotz die Zeitung positiv. Unterschiedliche Meinungen könne es immer geben, das gestehe er einer Zeitung zu. "Wir bemühen uns, ordentliche Kaufleute zu sein", ergänzt Udo Klotz. Da könne nichts Negatives über das AEZ in der Zeitung stehen. "Wir können uns auch nicht beklagen", versichert er nachdrücklich.

Zeit findet Udo Klotz zum Zeitunglesen häufig immer erst am Abend. "Das mache ich dann statt fernzusehen", sagt er. Die SZ biete dafür ausreichend Lesestoff. Udo Klotz schätzt vor allem die wirtschaftspolitische Berichterstattung der SZ. Ein Kompliment noch zum Schluss: "Ich lese sie gerne, sie ist eine gute Zeitung."

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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