Hochhaus am Arabellapark:Grüner, mobiler, digitaler

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Der frisch bezogene HVB Tower spart durch raffinierte Fassadenelemente Strom und Wasser, das Design im Innern ist spektakulär - und die Mitarbeiter suchen sich jeden Tag einen neuen Platz aus

Von Alfred Dürr

Unten, am U-Bahnhof Richard-Strauss-Straße in Bogenhausen, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Am Ausgang ist immer noch zu lesen, dass es hier zum "Hypo Hochhaus" geht. Das war einmal, inzwischen gilt für die 114 Meter hohe Zentrale der Hypo Vereinsbank ein anderes Markenzeichen: "HVB Tower". Doch es geht nicht nur um einen Etikettenwechsel, es ist auch neues Leben im traditionsreichen Turm: Nach einer Umbauzeit von drei Jahren sind nun alle Bank-Mitarbeiter und der Vorstand aus der Innenstadt oder aus dem Tucherpark hierher gezogen. In ein völlig modernisiertes Haus, das aber seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat.

Das 1981 fertiggestellte Hypo Hochhaus im Arabellapark ist weit mehr als ein anonymer Bürokomplex, es ist eine Architektur-Ikone und ein Wahrzeichen in der Silhouette Münchens. Als frühes Beispiel für innovative und identitätsstiftende High-Tech-Baukunst steht das von Bea und Walther Betz entworfene Gebäude seit 2006 auf der Denkmalliste. Die Münchner Architekten haben vor 35 Jahren ein Werk mit einem zeitlosen Erscheinungsbild geschaffen. Schon damals wirkte das Hypo-Hochhaus futuristisch - und der HVB-Tower hat nichts von dieser Strahlkraft verloren.

Auffällig aufgefalteter Raum: Das neu gestaltete Foyer erstreckt sich über zwei Etagen. (Foto: HVB/HGEsch)

Das Hypo Hochhaus war in die Jahre gekommen. Die typische Fassade vergammelte teilweise, der Charme der Achtzigerjahre beim Innen-Design verblasste immer mehr. Energietechnisch war das Haus längst nicht mehr auf hohem Niveau. Und es war auch nicht darauf vorbereitet, dass die fortschreitende Computerisierung und andere Formen der Arbeitsorganisation eine entsprechende bauliche Infrastruktur brauchten. Das hat sich alles geändert. Der HVB-Tower ist jetzt ein "Green Building", in dem jede Menge Heizenergie, Strom und Wasser gespart wird. Das macht den Immobilienvorstand der Bank, Peter Weidenhöfer, stolz: "Wir hatten den Anspruch, den denkmalgeschützten Turm in eines der modernsten und nachhaltigsten Bankgebäude Europas zu verwandeln."

Das erforderte eine Investition von 250 Millionen Euro. Die alten Fassadenelemente wurden gegen Fensterkonstruktionen mit raffinierten Lüftungs- und Sonnenschutz-Systemen ausgetauscht. 6000 Aluminiumpaneele an der Hausfront wurden gereinigt und Reihe für Reihe wieder eingesetzt. Der Turm wurde auf seinen Rohbau-Zustand zurückgeführt. Und zwar in einer Art und Weise, dass man als Beobachter von außen kaum etwas von dem Umbau mitbekommen hat. Schrittweise wurde die Fassade so erneuert, "dass der Turm nie als Skelett im Stadtbild erschienen ist", berichtet Architekt Gunter Henn, dessen Büro für den Umbau zuständig war. Während der ganzen Zeit behielt der Turm seine Präsenz im Stadtgefüge - nie waren die Fassaden während der Erneuerungsarbeiten mit Planen verhängt.

Schöne neue Arbeitswelt: Bei "Smart Working" gibt es keine fest zugewiesenen Schreibtische mehr. (Foto: HVB/HGEsch)

Es sei für ihn und sein Team eine besondere Herausforderung gewesen, an einem solchen "Kulturdenkmal" zu arbeiten, sagt Henn: "Man geht an eine solche Aufgabe mit Demut." Denn an der besonderen Klarheit und Signifikanz des Hauses solle sich ja nichts ändern. Zu den Münchner Projekten des international tätigen Büros zählen beispielsweise das Fraunhofer-Hochhaus oder die Entwürfe für die Erweiterung des BMW-Forschungszentrums.

Die Fassade glänzt ein bisschen mehr, aber sie ist ihrem bisherigen Erscheinungsbild treu geblieben. Völlig anders ist im Vergleich zu früher der Eindruck, wenn man das neugestaltete Foyer des Turms betritt. Damals bestimmte eine kinetische Plastik aus lauter Dreiecksformen des Künstlers George Rickey die Halle. Sie ist verschwunden, aber Henn hat die Formen aufgenommen und über zwei Etagen hinweg einen Raum mit unterschiedlichen Neigungen und Faltungen geschaffen. Durch diese bauliche Skulptur, die an den Eingangsbereich eines Museums erinnert, blickt man nach oben durch ein Dach mit gläsernen Dreiecken auf den aufragenden Turm - ein spektakulärer Effekt.

Die Innenarchitektur spielt nun mit den Farben Grau, Weiß, Schwarz in allen Schattierungen. Das strahlt klassische Eleganz und Klarheit aus. Das Farb-Spektrum wiederholt sich in den Etagen. Angepasst an neue Strukturen, die immer mobiler, digitaler und verstärkt auf Teamarbeit ausgerichtet seien, werde im HVB Tower das Konzept "Smart Working" verwirklicht, berichtet Peter Weidenhöfer. Zugeordnete Schreibtische gibt es nicht mehr, die Mitarbeiter wählen sich jeden Tag einen zu ihren Tätigkeiten passenden Platz aus.

Das soll die Kreativität des Einzelnen, die Bildung von Teams und die Entstehung von dynamischen Netzwerken fördern. "Smart Working" schafft aber auch mehr Platz. 1400 Menschen bewegen sich in den flexiblen Schreibtisch-Landschaften - 300 mehr als im einstigen Hypo Hochhaus.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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