Leserumfrage:Der Freizeitlandkreis

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Es muss nicht immer Starnberg sein: 73 Prozent der SZ-Leser schätzen die Schönheit des Dachauer Landes. Zum Radfahren eignet sich die Gegend besonders gut. Zu den Vorzügen gehören aber auch beschauliche Biergärten. Das wissen auch die Münchner.

Von Gregor Schiegl

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Künstler Dachaus Moorlandschaft mit ihren Streuwiesen, Kiefernwäldern, Bruch- und Auenwäldern als reizvolles Motiv. In dieser Zeit entstand hier eine der bedeutendsten europäischen Künstlerkolonien. Heute sind nur mehr Restbestände dieser Landschaft erhalten. Wenn es einen Wunsch gibt, auf den sich wahrscheinlich alle Bürger einigen können, dann den, die bestehenden Naturräume vor weiterer Zersiedelung zu schützen. Dieser Konsens wurde bereits bei der Entwicklungskonferenz "Dorf und Metropole" in die politische Formel gegossen, das Wachstum "moderat" zu halten. Das spiegelt sich in der SZ-Leserumfrage wider. 73 Prozent der Teilnehmer antworten auf die Frage, was ihnen an Ihrem Wohnort besonders gut gefalle, mit "Freizeitmöglichkeiten in der Natur", erst danach kommen Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (57 Prozent) oder sozialer Zusammenhalt (48 Prozent).

Zum Radfahren ist die Gegend besonders gut geeignet. Räuber Kneißl ist ein Weg gewidmet

Das Dachauer Land als ausgesprochen bäuerliche Region stand in früheren Jahren im Ruch des Rückständigen. Inzwischen gilt gerade dieser sehr dörfliche Charakter als Wert, der gegen den kalten, gesichtslosen Kommerz der Ortsentwicklung vieler Münchner Randgemeinden verteidigt werden muss. Das gilt ebenso für die Natur: Prägend für das Landschaftsbild in Dachau sind neben dem Dachauer Moos auch das tertiäre Hügelland, das gerade dem Landkreisnorden einen seltenen Liebreiz gibt. Rund um Tandern kann man das besonders schön sehen - oder im Kino, in der Filmtrilogie Beste Zeit - Beste Gegend - Beste Chance. Drehbuchautorin Karin Michalke, zeichnet die Heimat ihrer Jugend als Ort der Enge, aber auch der Geborgenheit - dazu tragen nicht zuletzt die vielen schönen Landschaftsaufnahmen bei.

Mag das alte Dachauer Moos auch stark geschwunden sein, so durchziehen doch noch unzählige Gewässer die Landschaft, nicht nur die Flüsse, Amper, Glonn, Würm und Maisach sowie eine fast unüberschaubare Vielzahl von kleinen Bächen, die seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum geben. Im Landkreis gibt es auch noch 20 Seen, davon mehr als ein Dutzend Badeseen. Aber auch zum Wandern und Radfahren lädt das Dachauer Land ein. Radwege sind reichlich vorhanden, der bekannteste ist der Ammer-Amper-Radweg und der wohl längste der Sieben-Klöster-Weg, der eine stolze Strecke von rund 100 Kilometern umfasst. Vorangetrieben vom Regionalentwicklungsverein Dachau Agil entstehen weitere Routen, oft thematisch konzipiert wie der neu geplante Räuber-Kneißl-Radweg, der die Lebensstationen des legendären bayerischen Outlaws nachzeichnen soll. Passenderweise war der 1875 in Unterweikertshofen geborene Matthias Kneißl selbst passionierter Fahrradfahrer: Der Drahtesel war sein Fluchtvehikel. Allerdings endete seine schiefe Laufbahn nach einer wüsten Schießerei 1902 auf dem Schafott in Augsburg.

Nacht und Nebel sind nicht geeignet, um die Vorzüge des Dachauer Landes zu genießen: Zu ihnen gehören beschauliche Biergärten wie jener am Wallfahrtsort Mariabrunn, den längst auch die Münchner als lohnendes Ausflugsziel für sich entdeckt haben. Auch an sehenswerten Baudenkmälern herrscht kein Mangel. Dazu gehören die romanische Basilika auf dem Petersberg bei Erdweg - eines der ältesten sakralen Bauwerke der Erzdiözese München-Freising -, die großen Klosterkirchen in Markt Altomünster und Markt Indersdorf und das Dachauer Schloss, das im Sommer viele auswärtige Besucher anzieht.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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