Leitung des Jungendamtes:Die einzige Kandidatin

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Für den Job an der Jugendamtsspitze ist nur eine Bewerbung übrig geblieben

Von Heiner Effern

Formal läuft die Suche nach einem neuen Chef fürs Jugendamt weiter wie geplant, doch das Verfahren droht immer mehr zur Farce zu werden. Der Ältestenrat im Rathaus einigte sich am Freitag darauf, dass sich wie ursprünglich vorgesehen im Stadtrat nur eine einzige Kandidatin für die Leitung des größten kommunalen Jugendamts in Deutschland vorstellen wird. Erhält sie eine Mehrheit, tritt sie im Sommer ihr Amt an. Wird sie abgelehnt, muss die Stelle neu ausgeschrieben werden. Damit könnte das Jugendamt, das seit zweieinhalb Jahren aus Gesundheitsgründen führungslos ist, ein weiteres halbes Jahr ohne Spitze arbeiten müssen. Das bestätigten Teilnehmer der Sitzung der SZ.

Im Vorfeld war spekuliert worden, ob der Ältestenrat sich dafür einsetzt, dass das Personalreferat noch andere Bewerber für die entscheidende Sitzung des Personal- und Jugendhilfeausschusses nachladen würde. Doch das erwies sich nach einer Überprüfung durch die städtischen Juristen offenbar als unmöglich. Also bleibt die Psychologin, die als Bereichsleiterin für einen freien Träger arbeitet, alleine im Rennen. Man werde sich die Frau genau und objektiv anschauen, beteuern Stadträte. Dennoch sind auch Zweifel zu hören, ob die Frau mit derzeit offenbar überschaubarer Personalverantwortung eine Behörde mit 1200 Mitarbeitern führen kann, die schwierige Jahre hinter sich hat.

Mehr als zwei Jahre lang war die Leiterin krank geschrieben gewesen, auch in der Zeit, als das Jugendamt Tausende minderjährige Flüchtlinge in Obhut nehmen musste. In der Folge waren Abrechnungen liegen geblieben, zwischenzeitlich drohte der Stadt ein Verlust von bis zu 240 Millionen Euro. Die damalige Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD), verantwortlich fürs Jugendamt, musste ihren Job aufgeben.

Die Stadt sucht deshalb einen ausgewiesenen Experten, der die Behörde nach harten Jahren wieder stabilisiert. Doch insgesamt gingen nur sechs Bewerbungen ein, fünf davon sortierte eine Expertenrunde mit Personalreferent Alexander Dietrich (CSU) und Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) schon einstimmig aus, bevor der Stadtrat über sie abstimmen konnte. Das verblüffte viele im Rathaus sehr, denn unter anderen hatte sich Christian Müller, Sozialsprecher der SPD im Stadtrat, beworben. Offenbar hielt seine Parteikollegin und potenzielle Chefin Schiwy auch ihn für so untauglich, dass er sich seinen Kollegen nicht einmal vorstellen darf. Müller wollte schon Sozialreferent werden, musste aber auch da zurückstecken. Dass seine Partei ihn nochmals auflaufen lässt, hielt niemand im Rathaus für wahrscheinlich. Wohl auch außerhalb nicht, weshalb mancher Stadtrat der These anhängt, dass sich schon allein wegen Müllers Kandidatur viele qualifizierte Frauen und Männer erst gar nicht erst beworben hätten. Die Vorstellung der einzigen Kandidatin im Ausschuss soll am 21. März nicht öffentlich stattfinden.

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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