Leinen los:Immer auf Kurs

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Von Anfang an verfolgen Journalisten der lokalen SZ aufmerksam, was sich bei der Bayerischen Seenschifffahrt so tut. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie sind seit Jahrzehnten Publikumsmagnete, die Dampfer auf dem Starnberger See und dem Ammersee. Kein Wunder, dass die Schifffahrt auch für die SZ immer ein wichtiges Thema ist.

Von Astrid Becker

Natürlich hat die SZ die Schifffahrt im Fünfseenland nicht erfunden. Schon gar nicht, damit die jeweils mit diesem Thema betrauten Journalisten schöne Außentermine haben. Vielmehr haben weder die "große" Zeitung noch ihre hiesige Landkreisausgabe etwas mit der Existenz von Booten, Schiffen oder gar Passagieren auf den Seen in dieser Gegend zu tun. Nichtsdestotrotz gehört es aber zu den Pflichten eines jeden Schreiberlings, genau hinzusehen, was in seinem Umfeld geschieht. Und wo Wasser ist, gibt es naturgemäß auch immer jemanden, der darauf herumschippert. Mal amateurhaft, mal professionell, mal nur zum Spaß, mal ganz kommerziell. Letzteres gilt zweifelsohne hierzulande vor allem für den Starnberger See und den Ammersee, den beiden der fünf namensgebenden Gewässern dieser Gegend, bei denen das Bedürfnis, sie irgendwie mit einem Dampfer zu überqueren, wohl besonders ausgeprägt ist.

Genau genommen geht die Sache mit der Schifffahrt dort auf die Wittelsbacher zurück - womit sich also zu den für die schreibende Zunft zu bemerkenden topografischen Gegebenheiten auch noch ein gewisses historisches Bewusstsein gesellen muss. Schon früh zum Beispiel war der Starnberger See wegen seiner guten Erreichbarkeit aus der Stadt beim Hof beliebt geworden. Schon Herzog Albrecht V. ließ sich eine Fregatte für den See bauen, und Kurfürst Ferdinand Maria feierte im 18. Jahrhundert auf seinem Prachtschiff Bucentaur mit bis zu 500 anderen wichtigen Persönlichkeiten rauschende Feste. Knapp hundert Jahre später, 1851, begann dort dann das Zeitalter der Dampfschifffahrt, die von 1. Januar 1915 an Sache des Bayerischen Staates war, der sie in unterschiedlicher Art und Weise betrieb, bis sie schließlich zur Bayerischen Seenschifffahrt GmbH wurde. 1997 war das. Ziemlich genau also 20 Jahre, nachdem die Lokalteile der SZ in Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen erschienen waren.

Schon bis zu diesem Zeitpunkt war die Schifffahrt - neben den Wettbewerben in den diversen Wassersportarten - immer wieder Thema in den Landkreisausgaben. Um Bilanzen war es meist gegangen, um Fahrgastzahlen oder auch um Historisches. Bisweilen standen aber auch die Schiffe selbst im Mittelpunkt, die vielen Stammpassagieren längst ans Herz gewachsen sind. So sehr, dass sich sogar mal eigens ein Verein für so ein Schiff gründete. Für die MS Tutzing, die 1995 nach 58 Jahren ausgemustert wurde, nachdem eine Eisscholle ein Leck in den Rumpf geschlagen hatte - so war es zumindest in den Lokalteilen zu lesen.

Aus so manchem Schiff ist mittlerweile ein Museum geworden

1997 wurde dann kräftig darum gestritten, was aus ihr werden soll. Da war das Gerangel der Kaufinteressenten, da waren die Auseinandersetzungen um die Frage, wo sie künftig liegen soll. Von Bernried bis zum Deutschen Museum reichte das Spektrum. Am Ende gewann ein Verein, der sie seit 1998 als Museumsschiff an einem Steg im südlichen Teil des Tutzinger Kustermannparks als kulturelle Bühne oder auch für Hochzeiten nutzt. Die Tutzing wird heuer 80 - doppelt so alt wie die Landkreisausgaben der SZ.

Sie ist aber nicht das älteste Schiff im Kreis, das heute andere Aufgaben als früher erfüllt. Auf mittlerweile 110 Jahre bringt es die MS Andechs, die seit 60 Jahren im Uttinger Freizeitgelände am Ammersee und als Vereins- und Schulungsheim der Bayerischen Seglervereinigung dient. Fast genauso alt ist der Raddampfer Dießen, der nach einer Generalsanierung 2006 noch immer durch den Ammersee pflügt und sich großer Beliebtheit erfreut. Auch die Utting ist so eine Geliebte - oder besser gesagt, die beiden Uttings. Die eine trat 2017 ihre vorerst letzte Reise nach München an, um dort künftig als Kulturlocation mitten in der Stadt genutzt zu werden. Die andere, die neue Utting ist erst vor kurzem in der Werft in Stegen angekommen und wird dort gerade für ihre Jungfernfahrt im Juli gerüstet, während die Herrsching bereits seit 15 Jahren dort ist. Und die Augsburg immerhin seit 2008.

Auf dem Starnberger See fährt dafür seit ihrer Generalsanierung 2011 wieder die Bernried (Baujahr 1983) und die Berg aus dem Jahre 1961, die eigentlich die frühere Schondorf ist. Ähnlich alt ist auch die MS Phantasie (Baujahr 1960). Die jüngsten in der Starnberger Flotte sind die MS Starnberg (2004) und die MS Seeshaupt (2012). Weitere aktuelle Pläne mit der Flotte hat die Bayerische Seenschifffahrt hierzulande derzeit nicht. Höchstens noch mit der betagten Bayern. Was aus ihr wird, ist derzeit aber noch völlig unklar. Irgendwann werden Details dazu aber sicher auch noch verraten. Höchstwahrscheinlich auch in der SZ.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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