Leibniz-Preisträger:Der Spezialist für Bilder

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Vasilis Ntziachristos macht Aufnahmen aus dem Körperinneren. (Foto: Stephan Rumpf)

Vasilis Ntziachristos macht Aufnahmen aus dem Körperinneren

Die Bilder wirken wie Gemälde, wie Kompositionen aus Linien und Klecksen, und solange man verdrängt, was sie darstellen, sind sie durchaus schön. Tatsächlich zeigen die Bilder, die Vasilis Ntziachristos in sein Büro gehängt hat, Krebsgeschwüre. Es sind Schnittbilder aus kranken Körpern - und die Technik des Elektro-Ingenieurs macht viel mehr sichtbar als ein gewöhnliches Mikroskop. So zeigen die Bilder etwa, wie Blutgefäße einen Tumor versorgen. Ntziachristos kann auch sichtbar machen, wie hoch der Sauerstoffgehalt im Blut ist.

Sein ganzes Forscherleben lang hat sich Vasilis Ntziachristos damit befasst, Aufnahmen aus dem Inneren eines Menschen zu machen. Hauptsächlich arbeitete er dabei mit Licht: etwa daran, mit fluoreszierenden Molekülen auch kleinste Wucherungen zu markieren und sichtbar zu machen. Mehrmals wurde der aus Griechenland stammende Elektroingenieur ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leibniz-Preis. Seit mehreren Jahren aber ist er einer der Pioniere in einem neuen Forschungsfeld: der Optoakustik. Das Prinzip ist einfach: Wenn Licht einen Körper trifft, beginnt dieser zu schwingen, er erwärmt sich, und das wiederum erzeugt Töne im Ultraschallbereich. Aus diesen Tönen könne man wiederum Bilder berechnen, sagt Ntziachristos. Bis zu drei Zentimeter tief könne man so ins Gewebe lauschen. Der Vorteil gegenüber anderen Verfahren ist: Ob Hautzelle, Blutkörperchen oder Fett, jeder Gewebetyp sendet ein anderes Signal aus. So könne man viel mehr über einen Körper erfassen und auch viel genauer herausfinden, wo ein Tumor beginnt und wo er aufhört.

Ntziachristos will dieses Wissen rasch anwendbar machen. Er will die Krebsprävention verbessern, und er denkt daran, Tumorzellen erst optoakustisch zu identifizieren und sie dann mit fluoreszierenden Stoffen zu markieren, um sie am Ende besser entfernen zu können. Es würden bereits klinische Studien laufen, sagt Ntziachristos. Bislang gebe es keine Probleme.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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