Lehrstellen:Ab in die Küche

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Gastronomen und Hoteliers suchen Auszubildende

Von Franz Kotteder

Erfolg ist eine schöne Sache, bringt manchmal aber auch Probleme mit sich. Zum Beispiel boomt die Hotel- und Gastronomiebranche in München und Oberbayern zwar seit vielen Jahren, die Zahl der Bewerber für offene Lehrstellen dort aber ist nicht angestiegen. Und so haben Restaurants und Hotels inzwischen ein ernstes Problem, Fachkräfte zu gewinnen. Arbeitsamt und Branchenverband starten nun gemeinsam eine Werbeoffensive, um Auszubildende anzusprechen. Harald Neubauer, Leiter der Münchner Arbeitsagentur, und Angela Inselkammer, die Vizepräsidentin und Ausbildungsbeauftragte des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, schilderten jetzt in Inselkammers Brauereigasthof Aying die Lage in München und der Region.

Neubauer kann eigentlich zufrieden sein: Die Arbeitslosenquote in München ist mit 4,5 Prozent so niedrig wie lange nicht mehr, das gilt auch für die Jugendlichen. Die Zahl der Schulabgänger geht sowieso zurück, in zehn Jahren wird sie um etwa 14 Prozent niedriger sein als heute. Schon heute aber stehen 11 793 gemeldeten Ausbildungsstellen nur knapp 8000 Bewerber gegenüber. Die Gastronomie und Hotellerie sei eines der Segmente, die es besonders hart trifft. Beim Beruf Köchin stehen 330 offenen Ausbildungsstellen derzeit nur gut 100 Bewerber gegenüber. Einer der Gründe seien wohl die Arbeitszeiten, sagt Neubauer, aber er meint auch: "Wenn man Koch lernt, steht einem die Welt offen." Man sei kaum an den deutschen Sprachraum gebunden, Erfahrungen außerhalb Deutschlands zu sammeln sei durchaus üblich, ebenso wie in der Hotellerie. Inselkammer: "Mit einer abgeschlossenen Ausbildung in der Gastronomie und der Hotellerie hat man eigentlich eine weltweite Jobgarantie. Wo gibt es das sonst noch?"

Umgekehrt gibt es so aber auch gute Chancen für Ausländer in Deutschland. Sowohl Arbeitsamt als auch Hotel- und Gaststättenverband sehen eine Chance darin, Flüchtlinge für eine Ausbildung zu gewinnen. 1200 der in der Münchner Arbeitsagentur gemeldeten Flüchtlinge seien unter 25 Jahren. Neubauer sieht hier deshalb "ein gutes Potenzial".

Auch Angela Inselkammer, die in Aying "Mitarbeiter aus zehn Nationen beschäftigt und auch Flüchtlinge ausbildet", sieht hier einen Ansatz. Sie sieht aber auch noch gute Chancen, deutsche Jugendliche für den Job zu gewinnen: durch Schulpatenschaften und Schnupperpraktika zum Beispiel, "bei denen man nicht nur eine Woche Kartoffeln schält", sondern in die ganze Bandbreite des Berufs hineinschmecken kann. Es gehe auch um eine "wertschätzende Ausbildung", wie der Hotel- und Gaststättenverband das nennt, um die Herausbildung von Teams, in denen jeder gebraucht wird. 111 verschiedene Berufsbilder, so hat der Verband einmal gezählt, gebe es in der Branche. Die biete in Bayern mit 354 000 Arbeitsplätzen mehr als doppelt so viele wie die bayerische Automobilindustrie weltweit, und das mit Wachstumsraten von bis zu zwölf Prozent pro Jahr. Angela Inselkammer: "Allein in München sollen in den nächsten fünf Jahren 20 neue große Hotels entstehen." Freie Stellen wird es also auch in Zukunft genügend geben.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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