Lebensgefahr:Nur Esel gehen aufs Eis

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Stadt und Schlösserverwaltung warnen vor der unzureichenden Tragfähigkeit der zugefrorenen Seen. Nur stehende Gewässer wie der Nymphenburger Kanal sind freigegeben.

Berthold Neff

Es war kalt in den letzten Tagen, aber nicht kalt genug: Keiner der Münchner Seen ist derzeit so zugefroren, dass man darauf gefahrlos eislaufen könnte. Da in den nächsten Tagen mit Plusgraden zu rechnen ist, wird die Gefahr, beim Betreten der Eisfläche einzubrechen, sogar noch steigen. Vorerst beträgt die Eisdicke auf den meisten Seen der Stadt allenfalls zwölf Zentimeter.

Hunderte Menschen tummeln sich seit Ende Dezember regelmäßig auf dem zugefrorenen Nymphenburger Kanal. (Foto: Foto: AP)

Um jede Gefahr für Spaziergänger oder Eisläufer auszuschließen, müsse das Kerneis mindestens 15 Zentimeter dick sein, sagt Jürgen Marek vom Baureferat, das für die meisten Münchner Seen zuständig ist - vom Riemer See im Osten über den Hinterbrühler bis hin zum Langwieder See im Westen.

Genauso ist die Lage auch bei den Wasserflächen, für die die Bayerische Schlösserverwaltung beziehungsweise der Freistaat verantwortlich sind. Auch wenn sich auf dem Kleinhesseloher See im Englischen Garten sowie auf den Seen im Nymphenburger Schlosspark eine Eisdecke gebildet habe, dürfe diese keineswegs betreten werden, warnt Pressesprecher Jan Björn Potthast.

Das Eis sei "viel zu dünn und zu ungleichmäßig, um der Belastung standhalten zu können", so dass "erhebliche Einbruchsgefahr" bestehe. Sowohl der Kleinhesseloher See als auch die beiden Seen im Nymphenburger Schlosspark (Badenburger und Pagodenburger) seien künstliche Gewässer mit Zu- und Abfluss, bei denen sich durch die ständige Bewegung des Wassers keine Eisflächen bilden könnten, deren Tragfähigkeit verlässlich wäre.

Verlass ist hingegen auf das Eis im benachbarten Nymphenburger Kanal, dem auch das Gewicht ganzer Gruppen von Eisstockschützen nichts anhaben kann. Auf diesem stehenden Gewässer, so die Schlösserverwaltung, sei das Eis solide. Und wenn es doch mal nachgeben sollte, hielte sich der Schaden in Grenzen, denn bei einer Wassertiefe von allenfalls einem halben Meter droht bei einem Unfall keine unmittelbare Lebensgefahr.

Wer die Schilder "Betreten der Eisfläche verboten" allerdings ignoriert, bringt sich und möglicherweise auch die Retter in höchste Gefahr. Am Mittwoch vergangener Woche brachen zwei Buben durch die dünne Eisdecke des Sees im Ostpark ein, konnten aber noch vor Eintreffen der Polizei gerettet werden. Die Beamten hatten danach dennoch zu tun: Sie mussten etwa 200 Personen von der Eisfläche scheuchen.

© SZ vom 15.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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