"Zeitkind":Geld gibt's nur für Garchinger

Lesezeit: 3 min

Zeitkind beteiligte sich an den 1100-Jahr-Feiern mit einer Carmina-Burana-Aufführung. (Foto: Catherina Hess)

Der Verein "Zeitkind" fordert die Stadt auf, ihre mehr als 20 Jahre alten Zuschussrichtlinien zu überarbeiten und zum Beispiel auch den aus Auswärtigen bestehenden Campus-Chor zu fördern. Doch er blitzt ab

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Garchinger Stadträte sehen keinen Anlass, die mehr als 20 Jahre alten Richtlinien für die Vereinsförderung zu ändern. Anstoß für eine Diskussion im Hauptausschuss war der Brief von Albert Neuhauser. Der Vorsitzende des Vereins "Zeitkind" hatte für neue Zuschussregeln plädiert und eine "Bestands- und Bedürfnisermittlung durch Vertreter der Stadt und der Vereine" beantragt. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) fasste seine Meinung zu dem Thema so zusammen: "Wir haben schon ein sehr hohes Niveau erreicht, wenngleich der ein oder andere sich nicht gerecht behandelt fühlt."

Tatsache ist, dass die Regeln zur Förderung der Vereine seit 1992 gelten und die einzelnen Zuschussbeträge seitdem auch nicht mehr erhöht worden sind. Nur die Feuerwehr bekommt 40 Prozent mehr seit 2009 und auch die Sportvereine erhalten ihre Beträge, sechs Euro pro Erwachsenen und 49 Euro pro Jugendlichen, erst seit einer Neuregelung aus dem Jahr 2011. Für alle anderen gelten die in Euro umgerechneten Beträge von 1992. Konkret sind das in einem Kulturverein 2,56 Euro für Erwachsene und 7,67 Euro für Kinder, wie Neuhauser in seinem Brief mitteilt. Der Zeitkindchef bemängelt aber nicht nur die seit 23 Jahren unverändert geltenden Sätze, sondern auch die Klausel, dass nur Garchinger Bürger davon profitieren. Für den ehemaligen Kirchenmusiker von St. Severin ist das ein Ärgernis. Er nennt als Beispiel den Campus-Chor Garching, der gerne unter das Dach von Zeitkind schlüpfen würde. Nach Neuhauser ist das eine "zusätzliche und interessante Ebene gerade in Bezug auf das Zusammenwachsen von Campus und Stadt Garching". Doch finanziell bringe das dem Verein in der momentanen Situation gar nichts, weil die Studenten und Wissenschaftlichen Mitarbeiter der TU nicht in Garching wohnten.

Neuhauser stellte in einem Gespräch mit der SZ klar, es gehe ihm gar nicht unbedingt um mehr Geld, "aber nach gut 20 Jahren stimmt einfach vieles nicht mehr". Er fordert, es müsste jeder Verein auf seine Tätigkeit hin abgeklopft werden, um eine neue Einordnung vorzunehmen. "Das sollte im Gespräch stattfinden", sagt Neuhauser, eben auch mit Vertretern der Vereine.

Die Stadträte sahen das jedoch mehrheitlich anders. Bürgermeister Gruchmann erinnerte daran, dass es sich um freiwillige Leistungen handle. Garching unterstützt seine Vereine mit etwa 200 000 Euro im Jahr. Ein Vergleich mit Nachbarkommunen habe gezeigt: "Wir dürfen uns auf die Schulter klopfen, was wir da leisten." So komme zu finanziellen Zuschüssen pro Person ja auch noch Einzelfallunterstützung und die freie Nutzung bestimmter Immobilien hinzu. "Wir brauchen uns nicht zu verstecken", sagte Gruchmann.

Die Verwaltung hatte in ihrer Vorlage darauf hingewiesen, dass es jährliche Pauschalzuwendungen für Erwachsene in Vereinen "ausschließlich in Garching" gebe, wie ein Vergleich mit Oberschleißheim, Unterschleißheim, Hallbergmoss, Eching und Unterföhring gezeigt habe. Außerdem sei Garching die einzige Kommune, in der Vereine kostenlos das Bürgerhaus nutzen dürften. Auch der Dritte Bürgermeister Walter Kratzl (Grüne) nannte die Vereinsförderung "beispielhaft". Er ärgerte sich über den Antrag Neuhausers, weil Zeitkind durchaus Zuschüsse für Einzelveranstaltungen bekommen habe. "Er sollte sich auch einmal zufriedengeben", sagte er. Joachim Krause, Fraktionschef der SPD, empfahl ebenfalls, alles so zu belassen und möglichen Geldbedarf über Einzelförderung abzudecken, wie man es bisher auch schon geregelt habe. Lediglich Florian Baierl von den Unabhängigen Garchingern (UG) fragte kritisch nach, "ob das Ganze noch zeitgemäß und gerecht ist". Er finde es "nicht ganz passend, wenn man schaut, welcher Verein da wie behandelt wird". Von der Verwaltung wünsche er sich einen Vorschlag, wie man das ändern könne, das sei auch einhellige Meinung im Rechnungsprüfungsausschuss gewesen.

Das allerdings wies Kämmerer Heiko Janich weit von sich. Es gehe nicht an, "sich einfach hinzustellen und zu sagen, Verwaltung mach mal". Die Richtung müsse schon von der Politik vorgegeben werden. Doch am Ende stimmten nur drei Stadträte gegen den Beschluss, die Zuschussregelung für Nicht-Sportvereine so zu belassen, wie sie ist. Außer Baierl hoben auch sein UG-Fraktionskollege Harald Grünwald und CSU-Fraktionschef Helmut Ascherl die Hand. Baierl stellte klar, er habe nicht gegen den Inhalt der Vorlage gestimmt, "aber eine generelle Beibehaltung möchte ich nicht mittragen. Die Liste hätte ich mir zur Brust genommen."

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: