ZAP:Das zweite Wohnzimmer

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Vor 30 Jahren gründeten Jugendliche die Freizeitstätte ZAP in Ismaning. Der Treff am Bahnhof ist heute immer noch eine Institution - und wird von der Gemeinde geschätzt

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Es war dieses Gebäude gegenüber dem Bahnhof, auf das Pit Holzbauer damals aufmerksam wurde. Dort war Mitte der Achtzigerjahre etwas im Gange, erinnert sich der damals 17-jährige Ismaninger heute. Jugendliche hatten unter Anleitung zweier Betreuer vom Kreisjugendring (KJR) und mit der Unterstützung einiger örtlicher Betriebe begonnen, das alte Haus zu renovieren - um daraus eine Jugendfreizeitstätte zu machen. Holzbauer wurde neugierig und schloss sich der Gruppe kurzerhand an. Drei Jahrzehnte ist das inzwischen her. An die ursprüngliche Funktion des Gebäudes erinnert heute kaum noch etwas. Selbst der Name hat sich längst so eingebürgert, dass wohl nur noch Eingeweihte an seinen Ursprung denken. "Zur alten Post" heißt das weiß getünchte Haus ausgeschrieben, doch bekannt ist es weithin als "ZAP".

Generationen von Ismaninger Jugendlichen haben das ZAP bevölkert, mit Leben gefüllt und mit ihren Ideen mitgeprägt. An diesem Samstag, 13. Juni, feiert die Freizeitstätte nun ihr 30-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Mit Kinderschminken, über einen Biergarten bis hin zum Rock-Konzert am Abend soll sich jede Altersgruppe angesprochen fühlen. "Wir haben die 30-Jahr-Feier gezielt als großes Familienfest für Ismaning angelegt - wir wollen die Leute ins Haus holen", erklärt ZAP-Mitarbeiterin Anna Kukuk. So können auch Eltern das ZAP einmal von innen kennenlernen und vielleicht auch mögliche Berührungsängste abbauen.

Genau genommen sei es sogar schon 31 Jahre her, dass das ZAP Eröffnung feierte, verrät Astrid Hummeltenberg, Sozialraumleitung der Jugendarbeit in Ismaning und zuvor langjährige Betreuerin im ZAP. Schon 1982 gab es in Ismaning erste Bestrebungen, ein Angebot speziell für Jugendliche zu schaffen. Wo aber sollte man einen geeigneten Platz dafür finden? Zunächst war ein Bauernhof im Gespräch, doch der Umzug der Post brachte neue Möglichkeiten direkt im Ort mit sich. 1983 erwarb die Gemeinde, damals noch unter Bürgermeister Erich Zeitler (SPD), das alte, nun leer stehende Postgebäude am Bahnhof. Aus den beiden Häusern, in denen früher Briefe gestempelt und Ferngespräche vermittelt wurden, entstand nun ein Raum für die Jugendlichen des Orts, den sie nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten konnten. "Die Disco", sagt Holzbauer rückblickend, "war damals schon ganz groß."

Die ZAP-Leitung steht hinter der Bar: Nikolaus Wischnitzki, Anna Kukuk, Julia Wilkinson und Astrid Hummeltenberg (von links). (Foto: Florian Peljak)

"Es war toll, dass man endlich wusste, wohin", erinnert sich auch Andreas Kerker, der mit zur Gründungsmannschaft gehörte. Ob nach der Arbeit oder nach einem langen Schultag, das ZAP entwickelte sich rasch zum Treffpunkt der Clique. Auch heute kommen regelmäßig bis zu 30 junge Leute in den offenen Treff. Pünktlich zur Geburtstagsfeier haben sie das ZAP gemeinsam mit den Betreuern auf Hochglanz gebracht, Wände frisch gestrichen und das Jugendcafé im Erdgeschoss neu eingerichtet. "Es ist sehr wichtig, dass sich die Jugendlichen im Haus wohlfühlen und spüren, dass ihre Arbeit honoriert wird", sagt Mitarbeiter Nikolaus Wischnitzki. Das ZAP will ein zweites Wohnzimmer sein, Raum geben zum Spielen, zum kreativen Schaffen, aber auch einfach mal nur zum Ausspannen und Unterhalten mit Freunden. Das mag von außen manchmal nach Nichtstun aussehen, doch dass sich die Besucher in einer Jugendfreizeitstätte engagierten und eigenverantwortlich einbringen müssten, werde von außen oft nicht gesehen, erklärt Sozialraumleiterin Hummeltenberg: "Der Zugang zu offener Jugendarbeit ist niederschwelliger, und die Strukturen offener als beispielsweise in der Vereinsarbeit, vielleicht rührt daher die teilweise negative Wahrnehmung." Ein Leitungsteam, das aus fünf Jugendlichen besteht, bestimmt traditionell sogar die Hauspolitik mit.

Die pädagogischen Betreuer im ZAP sind für die Jugendlichen Freizeitbegleiter und Kochgefährten - aber auch Ansprechpartner, wenn es um Fragen der Berufswahl oder Probleme daheim geht. Das Angebot gilt auch für jüngere Ismaninger: "Wir arbeiten quasi zweigleisig", erklärt Mitarbeiterin Julia Wilkinson. Der offene Betrieb richtet sich vor allem an Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren. Für die Jüngeren liegt der Schwerpunkt des Programms in den Ferien, wo das ZAP-Team Aktivfreizeiten, Ausflüge und mehr anbietet.

Schon Tradition geworden ist der Aktivspielplatz, der seit 1990 immer zu Beginn der Sommerferien im Ismaninger Hain stattfindet. Mit etwa 200 Teilnehmern zählt er zu den größten seiner Art im Landkreis, jedes Jahr bauen sich die Kinder zu einem bestimmten Thema ihr eigenes Dorf aus selbst gezimmerten Holzhütten auf. "Der Aktivspielplatz ist aus Ismaning nicht mehr wegzudenken", meint Hummeltenberg. Mancher ZAP-Besucher, der als junger Schüler eifrig beim Aktivspielplatz gebaut hat, hat heute die Seiten gewechselt und ist als Betreuer mit dabei. "Wir versuchen, die Jugendlichen durch die ehrenamtliche Arbeit auch an das Haus zu binden und ihnen zu zeigen: Ehrenamt macht Spaß", sagt Kukuk. So gelingt in einigen Fällen der Brückenschlag zwischen den ZAP-Generationen.

30 Jahre alt ist diese Aufnahme aus dem Ismaninger ZAP. (Foto: privat)

Für Pit Holzbauer und Andreas Kerker aus der Gründergeneration waren die Erfahrungen im ZAP so prägend, dass sie sich schließlich dafür entschieden, selbst beruflich in die Jugendarbeit zu gehen. Der aktuelle Betreuerstab hofft, dass die Freizeitstätte noch viele Projekte mit dem Rückhalt der Ismaninger angehen wird. "Im ZAP wird seit 30 Jahren gute Arbeit gemacht, das wird von Seiten der Gemeinde honoriert. So macht die Arbeit auch für uns viel Spaß", sagt Wischnitzki. "Das ZAP ist unserer Meinung nach ein ganz wichtiger Teil von Ismaning."

Am Samstag, 13. Juni, begeht das ZAP seinen 30. Geburtstag. Um 14 Uhr beginnt im Garten des ZAP, Bahnhofplatz 1, das Festprogramm mit Biergarten, Hüpfburg, Tombola et cetera. Von 20 Uhr an sorgen die Bands Jukeboxx Riot, Hours Away und Snip für rockigen Sound. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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