Zank unter Kandidaten:Posts und Pappschilder

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Ernst Weidenbusch reagiert gereizt auf Kontrahentin Annette Ganssmüller-Maluche

Von Martin Mühlfenzl, Unterschleißheim

Ernst Weidenbusch ist digital unterwegs. Auf Instagram, Twitter und natürlich Facebook. Dort hat sogar sein treuer Begleiter eine eigene Seite: Sein Hund "Finzi aus dem Hellbach Tal" macht auf seinem Profil in einem Ernst-Weidenbusch-Cape auch Werbung fürs Herrli. Dass der CSU-Landtagsabgeordnete auch die analoge Keule schwingen kann, bewies er auf der Podiumsdiskussion der Direktkandidaten für den Stimmkreis München-Land Nord in Unterschleißheim: Als er sich von seiner Kontrahentin Annette Ganssmüller-Maluche ungerecht behandelt fühlte, zog er ein vorbereitetes Pappschild aus der Tasche und hielt es ins Publikum - "Fake News" war darauf zu lesen.

Eigentlich verstehen sich Ganssmüller-Maluche und Weidenbusch gut, sie duzen sich, gehen freundschaftlich miteinander um. In diesem Wahlkampf aber geraten sie immer wieder aneinander; die persönliche Auseinandersetzung in Unterschleißheim bildete den vorläufigen Höhepunkt. In der Sache ging es um das Thema Bildung, den Zustand der Universitäten, vor allem der Einrichtungen der TU in Garching. Da lässt sich schon herrlich streiten. Und um die geplante Ansiedlung der Hubschrauberstaffel der Landespolizei in Oberschleißheim, die beide Bewerber kategorisch ablehnen. Dennoch kam es zum Fake-News-Streit. Und einer Fortführung desselben auf Facebook.

Denn auf dem Podium hatte Ganssmüller-Maluche beim Thema Hubschrauberstaffel Weidenbusch attackiert und ihm vorgeworfen, er hätte mit jenen Einwänden, die er jetzt gegen den Umzug vorbringt, bereits in den Haushaltsberatungen des Landtags die Oberschleißheimer vor mehr Lärm bewahren können. Hätte Weidenbusch damals "die Gesamtplanung infrage gestellt", sagte Ganssmüller-Maluche, "hätte man sich das gesamte Planfeststellungsverfahren vielleicht sparen können." Während die Sozialdemokratin an dieser Aussage festhält, ist sie für ihren Widersacher Weidenbusch eine klare Falschmeldung. Er habe ja nicht gegen den Gesamthaushalt stimmen können; an seinem Widerstand gegen die eigene Partei und die Verlegung der Staffel ändere dies nichts.

Welch sonderbare Kapriolen der Wahlkampf schlagen kann, wurde dann bei einem weiteren Vorwurf Ganssmüller-Maluches deutlich: Bei einer ihrer Veranstaltungen in Garching sei Nora Weiner mit dabei gewesen. Eine Unterstützerin Weidenbuschs zweifellos, daraus macht Weiner, die in der CSU-Landesleitung Hausbesuche organisiert und Senatorin der TU ist, selbst keinen Hehl. Ganssmüller-Maluche aber erhob den Vorwurf, Weiner sei "eine Mitarbeiterin" von Weidenbusch. Der widersprach gleichermaßen lautstark und empört: Diese Behauptung sei eine Lüge, "es gibt auch keinen anderen Begriff dafür", postete er auf Facebook. Ganssmüller-Maluche räumt ein, dass ihre Aussage über Weiner möglicherweise "verkürzt" gewesen sei, betont aber gleichzeitig: "Sie trifft den Kern, um den es ging."

Ernst Weidenbusch empfiehlt Ganssmüller-Maluche, sich "auf ihren Zweitstimmenwahlkampf zu konzentrieren". Ihm sei schon klar, sagt er, dass es seiner Kontrahentin auch angesichts der Umfragewerte derzeit keinen Spaß mache. Das freilich sind keine Fake News, das ist eher eine Vermutung.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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