Wohnbaupolitik:Per Erbbaurecht zur günstigen Mietwohnung

Lesezeit: 2 min

Die Awohnbau-Genossenschaft will 2019 ihre ersten Wohnungen fertigstellen. Weitere Projekte sind in Vorbereitung

Von Stefan Galler, Landkreis

Es ist eines der ganz großen Probleme, die den Landkreis München in den nächsten Jahrzehnten zunehmend belasten werden: der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Händeringend sucht die Politik nach Lösungen. Ein Ansatz kommt jetzt von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) München-Land. Ihre Awohnbau Genossenschaft, die bisher in Hohenbrunn, Kirchheim, Neubiberg, Putzbrunn und Unterschleißheim Wohnungen plant und baut, nimmt sich weitere Projekte vor. "Wir sind mit mehreren Gemeinden in sehr guten Gesprächen", sagte Mindy Konwitschny (SPD), Vorstandsmitglied der Awohnbau Genossenschaft und zugleich zweite Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, im Gespräch mit der SZ.

Knapp fünf Jahre nach ihrer Gründung hat die Awohnbau ihr erstes Bauprojekt in der Entstehung: In der Pappelstraße in Neubiberg werden zwei Wohnhäuser mit insgesamt 22 Wohnungen errichtet. Diese sollen im Frühjahr 2019 fertiggestellt und im Oktober bezugsfertig sein. Das Grundstück gehört der Gemeinde Neubiberg, die es in Erbbaurecht der Awohnbau zur Verfügung stellt. Das Prinzip der Genossenschaft: Gemeinden, die dem Bündnis angehören, bieten Grundstücke an, dort werden Wohnbauprojekte realisiert, an denen sich dann Firmen, Wohlfahrtsverbände oder auch Privatpersonen als Investoren beteiligen können. Sie erwerben beliebig viele Anleger Anteile zu jeweils 250 Euro, als Rendite gibt es im Gegenzug zwischen zwei und maximal vier Prozent, allerdings erst, wenn die Wohnungen vermietet sind. Wer wiederum eine Wohnung mieten möchte, zeichnet zunächst Genossenschaftsanteile, im Gegenzug erhält man bei Zuteilung einer Wohnung ein Wohnrecht auf Lebenszeit und das zu einem langfristig niedrigen Mietniveau.

"Auch wenn es sich um eine Genossenschaft handelt, hat das nichts mit der SPD zu tun", sagt Konwitschny. Zwar ist Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) Vorsitzender des Aufsichtsrats, neben ihr gehört aber auch Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) dem Vorstand an. Und der bislang aktivste Bürgermeister im Bündnis ist Neubibergs Rathauschef Günter Heyland von den örtlichen Freien Wählern. Er hat nach der Pappelstraße bereits das nächste Bauprojekt im Auge: Am Floriansanger neben der Freiwilligen Feuerwehr sollen weitere elf Wohnungen in Neubiberg entstehen.

Auch Klostermeier hat bereits Ideen, er will seinem Gemeinderat im Herbst "einen Katalog mit möglichen Grundstücken" vorlegen. Kirchheim hat laut Konwitschny ebenfalls Baugebiete im Auge, diskutiert jedoch noch über die Form der Bebauung, während die Stadt Unterschleißheim händeringend nach geeigneten Grundstücken suche. Grundsätzlich sind alle Beteiligten von dem Konzept angetan, schließlich sei es extrem wichtig für die Gemeinden, für Angestellte in sozialen Berufen Wohnraum zu schaffen. "Diese Wohnungen gehen nicht an Leute, die gut bis sehr gut verdienen, sondern an Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen", sagt Konwitschny. "Das Prinzip ist für Gemeinden ideal, um günstige Mieten für Beschäftigte in Pflege- und Erzieherberufen oder Feuerwehrleute zu ermöglichen, ohne selbst als Bauträger in Erscheinung treten zu müssen", bestätigt Klostermeier.

Noch einen anderen Vorteil hat das Konzept für die Kommunen: Anstatt ihre Grundstücke an den Meistbietenden zu verkaufen, der sich maximal für 25 Jahre zu günstigen Mieten verpflichtet, behalten die Kommunen ihre Grundstücke. Diese werden der Genossenschaft für mindestens 99 Jahre in Erbbaurecht überlassen. Die Awohnbau sieht sich bewusst "nicht in Konkurrenz zur Baugesellschaft München Land", wie Klostermeier betont. "Auf dem Sektor sozialer Wohnungsbau haben alle ihren Platz."

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: