Unterschleißheim:"Wehret den Anfängen"

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SPD-Politikerinnen beklagen Umgang der CSU mit NS-Aussagen

Von Sabine Wejsada, Unterschleißheim

Nach den Jusos München-Land haben nun auch die Bundestagskandidatin und SPD-Kreisvorsitzende Bela Bach sowie ihre Vorstandskolleginnen Ingrid Lenz-Aktas und Annette Ganssmüller-Maluche die Aussagen der Unterschleißheimer CSU-Stadträtin und Kreisrätin Lorena Allwein zur Schaffung einer Gedenkstätte für NS-Zwangsarbeiter scharf kritisiert. Zudem beklagen die SPD-Frauen "das verantwortungslose Vorgehen der CSU" in der Causa Allwein.

Allwein verunglimpfe mit ihrer Äußerung, eine persönliche Erinnerungskultur sei "too much", nicht nur die historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen, "sondern nimmt auch noch den persönlichen Einzelschicksalen das letzte bisschen Würde, das ihnen durch lebendige Erinnerungskultur zuteil wird", so Bach. "Ich finde, dieses Beispiel beweist umso mehr, dass gerade unsere Generation dieses Erinnern weitertragen muss und eine Verantwortung für die Zukunft trägt." Bach sieht nicht nur Lorena Allwein in der Pflicht, sondern auch die Spitzen der CSU, darunter den Bundestagsabgeordneten Florian Hahn. Diese verhielten sich äußerst passiv und setzten damit ein falsches Zeichen.

"Nachdem sich Lorena Allwein bis heute nicht komplett von ihren Aussagen distanziert hat, kann ich nicht verstehen, weshalb Florian Hahn und der Rest der CSU keine unmissverständlichen Konsequenzen ziehen", so die SPD-Vorsitzende. Dies sende "ein absolut falsches Signal zu einem Zeitpunkt, an dem voraussichtlich eine rechtsradikale, rassistische Partei in den Bundestag einzieht, in der manche Kandidaten offen den Holocaust leugnen".

Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche weist ihrerseits auf die erfolgreiche und wichtige Zusammenarbeit im Landkreis hin: So plane der Landkreis auf Initiative der SPD eine historische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in den Kommunen, die von Landrat Christoph Göbel (CSU) unterstützt werde und eine Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung vorsehe. "Die wenig christlichen und für die Opfer despektierlichen Äußerungen von Frau Allwein zeigen, wie dringend es eine solche historische Aufarbeitung im Landkreis braucht", so Ganssmüller-Maluche. Sie kündigte an, Göbel am Montag in der Kreistagsitzung aufzufordern, die Sache anzugehen.

Für SPD-Kreisrätin Ingrid Lenz-Aktas ist es nach eigener Aussage "beschämend, dass im Kreistag eine Kollegin sitzt, für die das Gedenken an Einzelschicksale des nationalsozialistischen Unrechtsregimes ,too much' ist." Gerade die erschütternden Einzelschicksale berührten tiefer als abstraktes Wissen und würden dazu beitragen, die Haltung des "Wehret den Anfängen!" zu entwickeln, ist Lenz-Aktas überzeugt.

Lorena Allwein war wegen ihrer Aussagen zum geplanten Mahnmal parteiintern unter Druck geraten und hatte sich daraufhin für diese entschuldigt, aber sie nicht zurückgenommen. Die Jusos München-Land halten an ihrer Rücktrittsforderung an Allwein fest und fordern die CSU Unterschleißheim und CSU-Kreischef Florian Hahn auf, "sich klarer zu positionieren und zeitnah echte Konsequenzen zu ziehen".

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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