Unterschleißheim:Stück für Stück dem Pfusch auf der Spur

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Die Stadträte sind uneins über die Renovierung des Ballhaus-Forums. Die Schäden sind noch nicht absehbar

Ein Fass ohne Boden - dazu wird sich das Unterschleißheimer Ballhaus-Forum nach den Befürchtungen im Rathaus über viele Jahre entwickeln. Es gebe "jede Woche Schockbilder" über neue Pannen und Mängel, schilderte Christian Karger aus dem Stadtbauamt im Stadtrat. Wie man damit umgehen soll, darüber gibt es dort keinen Konsens.

Aktuell soll jetzt der Bereich ausgebessert werden, in dem der Breitensport angesiedelt ist. Das schadhafte Dach wird gedichtet, die Wasserschäden werden ausgebessert und in dem Kontext werden auch gleich Baumängel an den Versorgungsleitungen, den Trockenbauwänden und beim Brandschutz behoben. Dafür hat der Stadtrat jetzt einstimmig zusätzlich 1,8 Millionen Euro freigegeben zu den ohnehin schon kalkulierten 600 000 Euro.

Und genauso will Bürgermeister Christoph Böck (SPD) weitermachen: Etappenweise das Dach sanieren und in den jeweiligen Sanierungseinheiten dann auch gleich weitere Mängel angehen. Regelrechte Defekte am Leitungsnetz oder an Gebäudeteilen treten zwar nur vereinzelt auf, aber das Stadtbauamt erwartet flächendeckend Pfusch am Bau. Man müsse nach der Analyse der Wasserleitungsrohre etwa davon ausgehen, "dass alle Rohre im ganzen Gebäude nicht den Ansprüchen entsprechen und alle nacheinander zerreißen", sagte Böck am Donnerstag im Stadtrat. Das undichte Dach sorgt ohnehin bereits für Wasserschäden im kompletten Haus. Akute Mängel beim Brandschutz würden zudem laufend nachgebessert.

Martin Reichart (FB) vertrat die konträre Position, erst einmal grundlegend das gesamte Gebäude zu analysieren. "Das Ding läuft aus dem Ruder", mahnte er. Zudem vertritt Reichart die Einschätzung, dass die Stadt auf dem Klageweg durchaus noch Regressansprüche geltend machen könne, was die Stadtverwaltung strikt verneint. "Es wird niemanden mehr geben, der außer der Stadt dort mit zahlt", versicherte Böck.

Auch Manfred Riederle (FDP) forderte ein grundsätzlicheres Vorgehen: Man müsse mindestens so viel an Ermittlung durchführen, dass die einzelnen Sanierungsschritte dann final seien und nicht in späteren, größeren Umgriffen wieder hinfällig würden. Christian Karger, der Leiter des Technischen Stadtbauamts, verwies darauf, welche Dimensionen eine Komplettsanierung hätte: "Wir können nicht das ganze Ballhaus-Forum über Jahre zusperren." Wenn ein Abschnitt angepackt werde, werde der dann aber grundlegend erneuert, versicherte er: "Wir machen keine Schönpinselei." Katharina Bednarek (SPD) regte an, die organisatorischen Konsequenzen einer möglichen Generalsanierung darzustellen, wie lange welche Teile des Hauses dann geschlossen blieben. Konkrete Anträge wurden noch nicht formuliert, vorerst wird erst einmal der Breitensportteil saniert.

Das 2006 eröffnete Ballhaus-Forum war als eines der landesweit ersten Public-Private-Partnership-Projekte gebaut worden. Die Stadt hatte daher beim Bau keinerlei Kontrollfunktion. Auch die Zuständigkeit für Mängelbeseitigung musste sie sich erst gerichtlich erstreiten, sodass sich die Reaktion auf die seit 2014 auftretenden Schäden verzögert hat.

© SZ vom 25.05.2019 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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