Unterschleißheim:Sin City 

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Da geht's rund: Burlesque gilt als die kultivierte Stiefschwester des Striptease, hat die Erotik zur verspielten Kunstform erhoben. Die Kostüme sind edel, der Balz-Tanz Können auf hohem Niveau. (Foto: Stephan Rumpf)

"Let's Burlesque" zeigt die Kunst des anzügliches Ausziehens

Von Udo Watter, Unterschleißheim

Angeblich ist sie so "scharf wie Wasabi und doch zart wie eine Kirschblüte": In jedem Fall beherrscht Erochica Bamboo, die als Geisha hinterm durchsichtigen Schirmchen erotische Fantasien anregt, die Kunst des anzüglichen Ausziehens ebenso wie ihre Kolleginnen Miss Honey Lulu und Tara La Luna. Die drei Entkleidungs-Virtuosinnen der Show "Let's Burlesque", die "all the way down" gekommen waren von Berlin, verwandelten die Stadt Unterschleißheim am Freitagabend in Sin City und animierten manchen Gast im ausverkauften Bürgerhaus zu ungewohnt ungezügelten Wallungen. Freilich, sie hatten großartige Unterstützung an diesem Abend, etwa Moderatorin Miss Evi, die mit frecher Schnauze, großer Stimme und üppig verruchtem Charisma jede potenzielle Verklemmtheit im Publikum zu enthemmen suchte.

Dabei spielte sie virtuos mit klischeehaften Erwartungen an so einen - oh là là - sinnlich-sündigen Abend oder eventuellen bürgerlichen Genierlichkeiten. Eines machte sie klar: Burlesque ist eine verführerische Melange aus Musik und Erotik, eine freie Geisteshaltung, die sich nicht in eine Schublade stecken lässt, sondern "wollüstig aus der Schublade" herausquillt, wie sie sagte. Kein Vergleich zum ordinären Striptease, obgleich natürlich auch Burlesque nicht ganz ohne vulgär-laszive Andeutungen auskommt. Sie kommen dann aber verspielter und humorvoller daher, so wie bei Miss Evis erotischem Balz-Tanz mit einem Saxofon, das Ben King Perkoff exzellent spielte. Überhaupt war die Musik ein Grund dafür, dass der Abend diese atmosphärische Klasse hatte. Die Band The Glanz sorgte für den passenden Groove und Mr. Leu alias das Tier, kalkweiß geschminkt und mit Zylinder, agierte nicht nur virtuos am Piano, sondern zauberte ab und zu auch passenden melancholischen Kontrast mit "Waltzing Mathilda" oder Tom Waits' "You're innocent when you dream" in den Saal.

Gekreischt und gejohlt wurde nicht zu wenig an diesem Abend, wobei sich erwartungsgemäß der weibliche, oft verführerisch gewandete Teil des Publikums, stärker hervortat. Nicht nur für die Frauenaugen eine Schau war indes die artistische Vorstellung von Robert Choinka, der sich im Handstand auf einem Stapel Reifen entkleidete: Er streifte sich umgekehrt vertikal in der Luft stehend mit den Füßen die Jeans von den Beinen. Hut ab, sich so die Hose auszuziehen.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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