Unterschleißheim:Schwierige Fernbeziehung

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Kurz vor Ablauf der Förderung ist offen, wie es mit der Klimapartnerschaft zwischen Unterschleißheim und Ho weitergeht

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Auch nach der dritten Runde im Besuchsprogramm mit der ghanaischen Stadt ist noch nicht klar, wie es mit der Klimapartnerschaft zwischen Unterschleißheim und Ho weitergeht. Im Herbst findet die bundesweite Abschlussveranstaltung des Projektes "50 Kommunale Klimapartnerschaften" in München statt. Zwei Jahre hat es gedauert, bald ist Schluss mit der finanziellen Förderung durch das Entwicklungshilfe-Ministerium, das es angestoßen hat. Kürzlich war zum zweiten Mal eine Unterschleißheimer Delegation in Ho, um sich dort über die Problemlage und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ein Bild zu machen, und die Handlungsvorschläge aus Ho und Unterschleißheim abzugleichen.

Wie die Unterschleißheimer Klimaschutzbeauftragte Britta Freitag vor der Reise in die 170 000 Einwohnerstadt Ho erklärte, böten sich dafür drei Bereiche an: erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft sowie die Bewusstseinsbildung für den Umwelt- und Klimaschutz. Fragt man jetzt Martin Birzel, den Sprecher der örtlichen Agendagruppe, der bei der jüngsten Reise nach Ghana dabei war, so kann in nächster Zeit wohl nur in der Bewusstseinsbildung wirklich etwas passieren. Beim Thema erneuerbare Energien seien zum einen die Ausgangsbedingungen zwischen Unterschleißheim und Ho sehr unterschiedlich, zum anderen könnte sich Unterschleißheim EU-rechtliche Probleme einhandeln. Beim Thema Müll sei eine Zusammenarbeit ebenfalls schwierig, denn in Ho besteht nur eine rudimentäre Sammlung, die Abfallhaufen werden meist hinter den Häusern verbrannt, in Unterschleißheim hingegen sei das Problem, dass insgesamt zu viel Plastikmüll erzeugt werde.

Wie Birzel berichtete, läuft immerhin ein französisches Entwicklungshilfeprojekt mit chinesischen Subunternehmern in Ho, die eine Mülldeponie bauen. "Allerdings wussten die Leute in Ho nicht, dass man das ausströmende Methangas zusätzlich zur Stromerzeugung nutzen kann", erzählte er. Hier könnte seiner Ansicht nach zusätzlich ein Wissenstransfer erfolgen, wozu Unterschleißheim durchaus einen Beitrag leisten könne. Er möchte deshalb über die Agendagruppe Kontakte zu Biogasverwertern herstellen.

Auf städtischer Seite dagegen scheint man auch nach einem Jahr Gespräche, Delegationsreisen und Leitbilddiskussionen noch eher unschlüssig, was man tun kann und will. Wie der Referent des Bürgermeisters, Thomas Stockerl, einräumte, ist die Verwaltung wegen krankheitsbedingter Abwesenheiten der zuständigen Mitarbeiterin, ein wenig im Verzug bei der Erstellung von Leitbild und Handlungsprogramm. Nächste Woche werde erst einmal vor dem Umweltausschuss über die zweite Reise berichtet. Weil die Stadt noch nicht weiß, was sie tun will, kann sie natürlich auch noch nicht sagen, wie sie das tun will, wenn die finanziellen Förderung ausläuft. Martin Birzel von der Agendagruppe hat derweil schon mal geschaut, wie es andere machen: "Die Stadt darf nicht anderswo investieren, ein Verein aber darf das. Und die Stadt darf Unterschleißheimer Vereine unterstützen. Das ist ein Weg, den andere Kommunen beschreiten." Dritte Bürgermeisterin Brigitte Huber (Grüne) war ebenfalls bei der jüngsten Reise nach Ho dabei, sie war beeindruckt vom Engagement dort: "Die Steuerungsgruppe ist sehr hochkarätig besetzt, mit Bürgermeisterin, Regierungs- und Kirchenvertretern." Dass bisher wenig Konkretes auf Unterschleißheimer Seite vorliegt, bestätigt sie, gibt aber zu bedenken: "Das Bundesprogramm ist mehr auf Austausch ausgelegt."

Immerhin ist in Unterschleißheim jetzt eine Veranstaltungsreihe zur Umweltbildung mit der Volkshochschule geplant. Beim Thema Plastikmüllvermeidung allerdings hat der Stadtrat die erste Initiative schon ausgebremst: Eigentlich sollten laut Klimaschutzprogramm vom nächstem Jahr an die Plastiktüten vom samstäglichen Wochenmarkt verschwinden. Davon hat eine Mehrheit im Umweltausschuss aber in letzter Sekunde Abstand genommen, und so bleiben die Plastiksackerl auf dem Wochenmarkt vorerst noch erhalten.

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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