Unterschleißheim:Sackerl für Flüchtlinge

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Monika Schulz stapelt die kreativen Rucksäcke, die Schüler für minderjährige Flüchtlinge gestaltet haben. (Foto: Stephan Rumpf)

Schüler am Carl-Orff-Gymnasium nähen und spenden

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die Maschinen rattern, konzentriert beugen sich die Mädchen und Buben über ihr Nähwerk. Farbenfrohe Rücksäcke entstehen seit Wochen im Hobbykeller der Ganztagesbetreuung am Unterschleißheimer Gymnasium, als Weihnachtsgeschenke für die minderjährigen Flüchtlinge, die in der Oberschleißheimer Jugendbegegnungsstätte am Tower untergebracht sind.

Nähen gehört immer zu den beliebtesten Aktionen der Mittagsbetreuung am Unterschleißheimer Carl-Orff-Gymnasium. Doch momentan sind die Schüler mit besonderem Eifer bei der Sache. "Die Flüchtlingskinder haben einen langen Weg hinter sich und jetzt sind sie da, ganz ohne Eltern", sagt zum Beispiel die zehnjährige Isabell mitfühlend. Sie hat einen lilafarbenen Rucksack vor sich liegen, den sie jetzt noch mit Applikationen verziert. Monika Schulz, die für die Handarbeiten der Ganztagesbetreuung zuständig ist, lobt das Engagement ihrer Schützlinge. "Die Kinder haben so tolle Ideen", sagt sie.

Die farbenfrohen Stoffe, aus denen die Rücksäcke entstanden sind, stammen allesamt aus dem Bestand, sie waren früher mal Schulvorhänge oder Bettwäsche. Anzusehen ist es ihnen freilich nicht mehr, so kunstvoll mit Kordeln und Bordüren verziert, wie sie sind. Die Idee zur Aktion hatte Schuldirektor Andreas Hautmann, bei Annegret Harms, der Leiterin der Mittagsbetreuung stieß er auf offene Ohren. Sie nahm Kontakt mit der Flüchtlingshilfe im Landratsamt und der Heimleitung in Oberschleißheim auf, "dort freut man sich riesig auf die Rucksäcke", erzählt sie.

30 Beutel werden es, die letzten sind noch im Entstehen, Annegret Harms überreicht sie kommende Woche, selbstverständlich mit Füllung. Momentan läuft eine Spendenaktion an der Schule, Süßigkeiten, Stifte, Blöcke und Hygieneartikel sollen in die Rucksäcke kommen. Gibt es nicht in letzter Sekunde noch weitere Zuteilungen für die Unterkunft in Oberschleißheim, müssten sie für alle betreuten Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren reichen.

Dass die Schüler ihre Geschenke nicht persönlich abgeben, erklärt Harms damit, dass in Oberschleißheim auch traumatisierte Jugendliche dabei seien, ein direkter Kontakt müsse langsam vorbereitet werden. "Wir gehen da ganz vorsichtig heran", sagt Harms. Sie kann sich Besuche in Kleingruppen im Laufe des nächsten Jahres vorstellen, allerdings erst, wenn die Betreuer der minderjährigen Flüchtlinge dafür grünes Licht erteilen.

Mit dem Thema Asylbewerber beschäftigen sich Lehrer und Schüler intensiv am Unterschleißheimer Gymnasium, immer wieder gibt es Spendenaktionen und seit diesem Schuljahr wird auch ein Praxisseminar angeboten, bei dem Elftklässler in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Helferkreis Möglichkeiten der Sprach- und Integrationsförderung entwickeln. Erste Kontakte zu Flüchtlingen haben die Schüler schon geknüpft, die Ideen zur Integrationsförderung sprudelten geradezu, wie die stellvertretende Schulleiterin Anna Karg berichtet.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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